„Das Thema Ernährung ist von großer und aktueller gesellschaftspolitischer Relevanz. Der Ausbau von Kindertageseinrichtungen und Ganztagsschulen und die zunehmende Erwerbstätigkeit haben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf unseren Ernährungsalltag. Es wird immer weniger zuhause gekocht und das Wissen über Lebensmittel und deren Zubereitung sinkt“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann nach der Kabinettssitzung in Stuttgart.
Minister Alexander Bonde hatte dem Ministerrat die Aktivitäten des Landes in Sachen Ernährungsbildung vorgestellt. „Zugleich nehmen ernährungsbedingte Krankheiten wie Diabetes zu, was mit steigenden Kosten im zweistelligen Milliardenbereich im Gesundheitswesen verbunden ist. Die Landesregierung reagiert auf diese neuen Herausforderungen, indem wir die Ernährungsbildung in Baden-Württemberg stärken und neue Akzente setzen.“
Außer-Haus-Verpflegung zentrales Thema für die nächsten Jahre
„Die eigenen vier Wände sind längst nicht mehr der zentrale Ort des gemeinsamen Kochens und Essens. Immer mehr Menschen essen außer Haus. Ob in der Kita oder Schule, ob Firmenkantine, Krankenhaus oder Seniorenheim - die Außer-Haus-Verpflegung ist ein generationenübergreifendes Thema, dem wir uns in den nächsten Jahren intensiv widmen wollen“, so Bonde. Ein gutes und ausgewogenes Essensangebot in solchen Einrichtungen werde immer wichtiger, da damit viele Menschen zu erreichen seien. Daher baue das Verbraucherministerium einen landesweiten Expertenpool zur Beratung auf. „Als Land wollen wir Impulse geben und praktische Hilfe leisten“, betonte der Minister.
Insbesondere durch den Ausbau der Ganztageskindertagesstätten und -schulen steige die Nachfrage nach Beratung bei Planung und Betrieb der Mensen. „Die Vernetzungsstelle Schulverpflegung des Landes haben wir daher zum 1. Januar 2014 um den Bereich Kita-Verpflegung erweitert. Von der Ausstattung der Mensa über die Frage des Anbieters bis zum geeigneten Essensangebot stellen sich viele Fragen, die fachkundig beantwortet werden“, so der Minister. Knapp 60 Praxisbegleiterinnen und Praxisbegleiter würden die Kita-Einrichtungen und Schulen sowie ihre Träger in allen Fragen der Gemeinschaftsverpflegung unterstützen. Gemeinsam mit den Kommunen wolle sich die Landesregierung noch stärker einbringen. „Von Landesseite aus werden wir unsere Angebote auf die gesamte Außer-Haus-Verpflegung ausdehnen“, kündigte Bonde an. Das Ministerium werde dazu einen Auftaktkongress im Frühsommer veranstalten.
Verankerung des Themas Ernährung in der Schule
„Bei Kindern und Jugendlichen werden die Grundlagen für einen guten Ernährungsstil gelegt. Deshalb soll das Thema Ernährung auch in der Schule mehr Raum erhalten und im Schulalltag verankert werden“, so Bonde. Im Bestreben, das Bewusstsein für die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung bei Kindern und Jugendlichen zu stärken, ziehe die Landesregierung an einem Strang. So werde das Thema Ernährung auch im neuen Bildungsplan 2015 verankert sein, beispielsweise in den Leitprinzipien „Prävention und Gesundheitsförderung“ und „Verbraucherbildung“ sowie im Wahlpflichtfach „Alltagskultur, Ernährung, Soziales (AES)“ ab Klasse 7 in Werkrealschulen, Realschulen und Gemeinschaftsschulen. „Wir setzen hier auch stark auf die Lehrkräfte. Daher werden wir in Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium die Fortbildung von Studierenden in den Lehrerseminaren ausbauen und eine Informationskampagne in den Pädagogischen Hochschulen starten, damit die künftigen Lehrerinnen und Lehrer unsere neu entwickelten Unterrichtsangebote zur nachhaltigen Ernährung bereits kennen und in ihren Unterricht einbauen können“, sagte Bonde.
Spezielle Angebote für Familien in schwierigen Lebenslagen
Um Familien in schwierigen Lebenslagen bei der Bewältigung ihres Alltags zu unterstützen, habe das Land ein Schwerpunktprogramm erarbeitet, das Themen wie Einkauf, Lagerung, Verwendung und Qualität von Lebensmitteln behandle. In Zusammenarbeit mit den Wohlfahrtsverbänden, Jobcentern und Tafeln vermittle das Land in vielen Landkreisen in praktischen Kursen Wissen rund um Essen und Haushaltsführung. „Mit dieser Hilfestellung sind wir in Deutschland Vorreiter“, unterstrich Bonde.
Landesweites Engagement für gesunde Ernährung
„Um diese und weitere neue Akzente umzusetzen, haben wir die beiden Landesinitiativen Bewusste Kinderernährung (BeKi) und Blickpunkt Ernährung weiterentwickelt. Grundlage für eine breite Informationsarbeit ist unser in ganz Deutschland einmaliges Netzwerk von 450 fachlich qualifizierten freien Honorarkräften, die allein im vergangenen Jahr über 8.000 Veranstaltungen durchgeführt haben“, so der Minister. Auch neue landesweite Kooperationen mit Pädagogischen Hochschulen, Wirtschaftsverbänden, dem Landesverband der Tagesmütter und den Fachschulen für Sozialpädagogik führten zu einer hohen Reichweite. Das Thema Nachhaltigkeit – die Qualität und Wertschätzung von Lebensmitteln – ziehe sich inzwischen wie ein roter Faden durch alle Angebote in der Ernährungsbildung des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Gemeinsam mit allen vier Ernährungszentren an den Landratsämtern Ludwigsburg, Offenburg, Karlsruhe und Ravensburg habe das Ministerium umfangreiche Bildungsangebote zum Thema nachhaltige Ernährung entwickelt und setze diese nun landesweit in den Stadt- und Landkreisen um. In Praxiskursen und Workshops würde beispielsweise darüber informiert, wie Lebensmittelreste sinnvoll verwendet werden könnten. Neue Angebote richteten sich auch an Zielgruppen, die schwieriger anzusprechen seien. So entwickle das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz - auch hier in einer bundesweiten Vorreiterrolle - derzeit beispielsweise eine Plattform mit digitalen Lern - und Informationsangeboten für Jugendliche. „Regionalität, Saisonalität und die Wertschätzung von Lebensmitteln stehen im Mittelpunkt all unserer Initiativen“, so Bonde abschließend.