Für herausragende Verdienste um das Land und seine Bevölkerung hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg an 22 verdiente Persönlichkeiten überreicht.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat am Freitag, 19. April 2024, im Neuen Schloss in Stuttgart 22 Persönlichkeiten mit dem Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg geehrt. Der Festakt findet traditionell in zeitlicher Nähe zum Geburtstag von Baden-Württemberg statt.
In seiner Rede betonte der Ministerpräsident: „Freiheit und Verantwortung gehören zusammen. In einem demokratischen Staatswesen, in einer liberalen Gesellschaft kommt es entscheidend darauf an, dass Menschen aus freien Stücken Verantwortung übernehmen. Dass Bürgerinnen und Bürger die Freiheit und die Möglichkeiten nutzen, ihr Gemeinwesen selbst zu gestalten. Denn den Zusammenhalt, die Prosperität, den Fortschritt und die soziale Temperatur in unserem Land verdanken wir in erster Linie dem freien und verantwortungsvollen Wirken von Menschen. Zu diesen gehören die heute ausgezeichneten Personen in besonderer Weise. Sie haben sich mit ihren Leistungen, ihrem Einsatz, mit ihren Begabungen und ihrer Persönlichkeit, ihrem Berufsethos und Amtsverständnis um unser Gemeinwesen und Baden-Württemberg verdient gemacht.“
Geehrte haben Herausragendes geleistet
Die geehrten Personen hätten Herausragendes geleistet, sei es in Wissenschaft, Wirtschaft, Kunst und Kultur, in Landwirtschaft oder im Bereich Natur- und Artenschutz. Weiterhin hätten sie sich in der Politik, im Sozialen, in der Seelsorge, in der Integrationsarbeit, in der Bildung, im Sport oder in der Förderung von Kindern und Jugendlichen eingebracht. „Dafür gilt ihnen mein hoher Respekt. Sie sind durch ihre besonderen Leistungen Vorbilder und stehen beispielhaft für so viele in unserem Land.“ Ministerpräsident Winfried Kretschmann dankte den Geehrten herzlich für das, was sie geleistet haben.
Kurzbiografien der Ordensprätendentinnen und Ordensprätendenten
Gert Aldinger hat durch seinen unermüdlichen Einsatz entscheidend dazu beigetragen, den württembergischen Wein über die Landesgrenzen hinaus bekannter zu machen. Das traditionsreiche Weingut Aldinger, das seit 2019 von seinen Söhnen weitergeführt wird, zählt zu den besten Weingütern Deutschlands. Aldinger gehört zu den Pionieren beim Einsatz neuer Rebsorten und bei der Ertragsreduzierung zur geschmacklichen Optimierung der Trauben. Er führte das Weingut in den Verband der Prädikatsweingüter Württembergs und prägte den Verband in seiner Zeit als Vorsitzender maßgeblich. Die Entwicklung des Weinanbaugebiets Württemberg zum Spitzenweinbaugebiet Deutschlands für Rotweine ist auch seinem Einsatz zu verdanken. Neben dem Weinbau engagierte sich Gert Aldinger auf vielfältige Weise in seinem Heimatort, sei es für den Erhalt der Artenvielfalt im Weinberg, für das Rebhuhnprojekt in Fellbach-Schmiden, für die Freiwillige Feuerwehr Fellbach oder als Schöffe am Amtsgericht Waiblingen.
Professorin Dr. Almut Arneth ist eine international höchst renommierte Ökosystemforscherin am Campus Alpin des Karlsruher Instituts für Technologie. Bei ihrer Forschung verknüpft sie die Bereiche Klimawissenschaft und Biodiversität und beleuchtet alle Komponenten, die in einem bestimmten Gebiet – regional oder global – in Wechselwirkung zueinanderstehen. Ihre Arbeiten haben erheblich zu einem besseren Verständnis dieser Wechselwirkungen und Rückkopplungen zwischen Landökosystemen und dem Klimawandel beigetragen und leisten damit einen unermesslichen Beitrag zur Sicherung unserer Lebensgrundlage. Professorin Arneth engagiert sich nicht nur im Weltklimarat und im Weltbiodiversitätsrat, sondern unterstützt seit gut zwei Jahren auch den Klima-Sachverständigenrat des Landes Baden-Württemberg mit ihrer Expertise. Sie gehörte in den letzten sechs Jahren in Folge zu den meistzitierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Welt. Die Ergebnisse ihrer Arbeit finden dabei direkten Eingang in politische und gesellschaftliche Diskussionen.
Edmund Baur hat den Malteser Hilfsdienst in Baden-Württemberg entscheidend geprägt und sein ganzes Leben in den Dienst seiner Mitmenschen gestellt. Seit den 1960er Jahren ist er maßgeblich für die Entstehung und Entwicklung der Malteser im Landkreis Göppingen und im Rems-Murr-Kreis verantwortlich, aber auch auf Landes- und Bundesebene engagiert. Er übernahm früh Verantwortung in führenden Funktionen, war stellvertretender Diözesanleiter und Regionalrat der Malteser Baden-Württemberg und ist Kreisbeauftragter der Malteser Göppingen. Der Landkreis Göppingen verdankt ihm die Versorgung mit dem Malteser Rettungsdienst, dem Fahrdienst für Menschen mit Behinderung, dem ambulanten Pflegedienst sowie einem ambulanten Kinderhospizdienst. Auf Bundesebene ist er in der Bundesversammlung vertreten, gehörte dem Präsidium an und war Vizepräsident des Malteser Hilfsdienstes. Nach dem Amoklauf an der Albertville-Realschule in Winnenden war er dort Einsatzleiter und Ansprech-partner. 2013 gründete er die „edmund baur Malteser Stiftung“, mit der gemeinnützige Projekte im In- und Ausland gefördert werden. Als Landesbeauftragter setzt sich Edmund Baur bis heute für einen starken Zivil- und Bevölkerungsschutz und die Förderung des Ehrenamtes ein.
Bettina Gräfin Bernadotte studierte Tourismusbetriebswirtschaft und übernahm 2007 die Geschäftsführung der Mainau GmbH. Gemeinsam mit ihrem Bruder Björn Graf Bernadotte lenkt sie deren Geschicke erfolgreich. Sie hat das Gartenjuwel, das jedes Jahr Hunderttausende Besucherinnen und Besucher anzieht, ökologisch weiterentwickelt. Ihr soziales und personal-politisches Engagement macht die Mainau GmbH zu einem echten Vorzeigebetrieb. Sie ist Geschäftsführerin der Europa Minigärtner, einer gemeinnützigen Gesellschaft, die es Kindern ermöglicht, viel über die Natur im Garten und den Lebensmittelanbau zu erfahren. Darüber hinaus ist sie Vorstandsmitglied der Lennart-Bernadotte-Stiftung. Zudem war sie viele Jahre Mitglied im Kuratorium des Kinderhilfswerks Plan International. Als vorbildliche Unternehmerin nutzt sie den guten Ruf des Unternehmens um gemeinwesenorientierte Projekte zu fördern und in die Öffentlichkeit zu bringen. Als Präsidentin des Kuratoriums der Lindauer Nobelpreisträgertagung empfängt sie auf der Mainau jedes Jahr die Teilnehmenden. Mit ihrer Erfahrung und ihrem Netzwerk unterstützt Bettina Gräfin Bernadotte dieses international anerkannte Format zum Austausch zwischen verschiedenen Laureaten und wissenschaftlichem Nachwuchs.
Rotraut Berner zählt zu den bedeutendsten Illustratorinnen und Buchgestalterinnen unserer Zeit. In Stuttgart geboren, studierte sie in München und arbeitet seither als freie Künstlerin und Autorin. Als Schöpferin der „Jahreszeiten-Wimmelbücher“ begeistert sie schon die Kleinsten. Die Bildgeschichten sind Bestseller und begleiten Kinder ein Stück auf ihrem Weg zur Lesekompetenz. Berner wurde vielfach ausgezeichnet, etwa mit dem Hans-Christian-Andersen-Preis. Die „Stiftung Illustration“ geht mit auf ihre Initiative zurück und sie war einige Jahre Herausgeberin der „Tollen Hefte“. Eine große Vielfalt und virtuose Ausdruckskraft sowie ihr Einsatz für die künstlerische Freiheit zeichnen sie aus. Rotraut Berners Bücher haben einen festen Platz in den Kindergärten und in den Büchereien des Landes und darüber hinaus. Sie sind ein wichtiges Element der Leseförderung, über alle Gesellschaftsschichten hinweg.
Kinder zu stärken und Gewalt gegen Kinder zu bekämpfen, das haben sich Sonja Blattmann und Karin Derks auf die Fahnen geschrieben. In Kandern betreiben sie seit 2011 gemeinsam das MuT-Zentrum für Gewaltprävention. MuT steht für Musik und Theater. Hoch engagiert, kompetent und mit viel Lebenserfahrung gehen Sonja Blattmann und Karin Derks die Aufgabe an. In ihren Seminaren und Workshops in Kitas, Schulen und Bildungseinrichtungen geben sie den Kindern Werkzeuge an die Hand, gute Geheimnisse von schlechten zu unterscheiden, zu lernen, ihren Gefühlen zu vertrauen und Grenzen aufzuzeigen.
Sonja Blattmann begann ihre Arbeit in den 1990er Jahren in der Frauenberatungsstelle Lörrach. Als Autorin und Kinderliedermacherin gibt sie dem Thema Gewaltprävention Gestalt. Sie entwickelt Schulungskonzepte und leitet Seminare. Humorvoll, kreativ und mit viel Empathie hat sie schon mit Generationen von Kindern und Jugendlichen gearbeitet.
Karin Derks ist Regisseurin, Musikerin und gilt als Pionierin in der theaterpädagogischen Arbeit. 30 Jahre Theatererfahrung in Moers fließen in ihre Arbeit in Kandern und in gemeinsame Projekte mit dem Lörracher Kinder- und Jugendtheater ein. Es ist ihr ein Leichtes, Menschen jeden Alters für ein gemeinsames Ziel zusammenzubringen.
Professorin Dr. Ulrike Cress lehrt an der Universität Tübingen im Fachbereich Psychologie und ist Direktorin des Leibniz-Instituts für Wissensmedien. Ihre Forschungsarbeit ist für die Wissensgesellschaft in allen Bereichen elementar, wo gelernt und gelehrt wird und wo Informationen vermittelt werden. Die Ergebnisse ihrer Forschung, wie digitale Medien oder KI Wissens- und Kommunikationsprozesse beeinflussen, bilden die Grundlage für ganz konkrete Anwendungen und Verbesserungen in der Praxis. Darüber hinaus teilt sie ihr Wissen zum Nutzen der Allgemeinheit: im Vorstand der Deutschen Telekom Stiftung, in der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz, bei der Deutschen UNESCO-Kommission und im Wissenschaftlichen Beirat des Deutschen Literaturarchivs Marbach. Sie führt den Diskurs über relevante Zukunftsthemen, ist international vernetzt und prägt den Wissenschaftsstandort Baden-Württemberg und die Forschungslandschaft in Tübingen in herausragender Weise.
Waltraud Eschelbach hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kindern von der Schattenseite des Lebens auf die Sonnenseite zu helfen. Als Bereitschaftspflegerin hat sie vielen verängstigten und vernachlässigten Kindern in ihrer Familie Halt und Stabilität gegeben. Bereitschaftspflege bedeutet, sich zu jeder Tages- und Nachtzeit – oft innerhalb weniger Stunden – auf ein neues kleines Familienmitglied einzulassen, ohne zu wissen, was dieses erleben musste. Es bedeutet viele Termine bei Ärzten, beim Jugendamt und oft mehrmals die Woche Besuchskontakte zwischen Kind und Herkunftsfamilie. Aber auch immer wieder Abschied und Trennung, wenn ein Dauerpflegeplatz gefunden wurde, und einem das Kind bereits ans Herz gewachsen ist. Eschelbach hielt zu vielen der Kinder auch weiterhin Kontakt, setzte sich für sie ein und er-kannte so beispielsweise die Notlage eines misshandelten Kindes. Waltraud Eschelbach ist ein Vorbild für das Gemeinwesen.
Nach dem Studium des gehobenen Verwaltungsdienstes und verschiedenen Stationen in der Kommunalverwaltung lenkt Wolfgang Faißt seit 24 Jahren als Bürgermeister erfolgreich die Geschicke von Renningen. Er hat sich unter anderem für die Ausbildungsbörse Interkom, den städtischen Schulpreis, die Bürgerstiftung und den Ausbau des ÖPNV stark gemacht. Der Kommunalpolitiker mit Leib und Seele steht seit 2015 an der Spitze des Landesverbands der Freien Wähler in Baden-Württemberg. Zugleich ist er deren Vorsitzender im Landkreis Böblingen. Auch im Kreistag, in Ausschüssen des Gemeindetags und in zahlreichen weiteren Funktionen bringt er seine tiefe Sachkenntnis und seinen großen Erfahrungsschatz stets zum Wohl der Städte und Gemeinden ein. Er ist Brückenbauer, sowohl inhaltlich als auch menschlich. Wolfgang Faißt hat sich jahrzehntelang für das demokratische Gemeinwesen in Stadt, Kreis, Region und Land eingebracht.
Dr. Maria Furtwängler startete ihr Berufsleben als Ärztin, bevor sie sich sehr erfolgreich der Schauspielerei widmete. Im Rahmen ihres gesellschaftlichen Engagements blieb sie der Medizin jedoch treu. Sie ist Kuratoriumspräsidentin der German Doctors, einem Verein, der in medizinischen Notstandsgebieten, meist in Entwicklungsländern, tätig ist. Für die internationale Kampagne ONE, die sich für das Ende extremer Armut und vermeidbarer Krankheiten vor allem in Afrika einsetzt, ist sie Botschafterin für Kindergesundheit. Ein besonderes Anliegen ist ihr, sich für Mädchen und Frauen dort einzusetzen, wo sie Diskriminierung erfahren. Die von Dr. Furtwängler und ihrer Tochter gegründete MaLisa Stiftung setzt sich für eine gleichberechtigte Gesellschaft ein, die ihre Ressourcen ökologisch verträglich und sozial gerecht nutzt. Darüber hinaus engagiert sie sich auf internationaler Ebene gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Hinzu kommt ihr Einsatz für gesellschaftliche Vielfalt und den Klima- und Artenschutz.
Matthias Ginter ist Fußballprofi und ausgebildeter Sportmanager. Mit 18 Jahren hatte er sein Debüt beim SC Freiburg in der Bundesliga und machte parallel dazu sein Abitur. 2014 wurde er im Kader der deutschen Nationalmannschaft in Brasilien Weltmeister, 2016 gewann er mit der deutschen Auswahl die olympische Silbermedaille und 2017 den Confederations Cup. Mit 24 Jahren gründete Matthias Ginter eine Stiftung, die seinen Namen trägt. Diese hat es sich zur Aufgabe gemacht, geistig, körperlich und sozial benachteiligte Jugendliche im Raum Freiburg zu unterstützen. Sport, Bildung und Erziehung stehen hierbei im Mittelpunkt. Er initiiert eigene Projekte und unterstützt Projekte Dritter, die dem Stiftungszweck gerecht werden. Besonders im Fokus stehen Kindersportvereine und der Nachwuchssport im Allgemeinen. Ein Beispiel ist das Inklusionsfußballcamp oder der Neubau der Kinderklinik Freiburg, den er fördert und als Pate begleitet. Matthias Ginter setzt sich stark für Gleichberechtigung und sozialen Frieden ein.
Für Werner Knubben, Polizist und Theologe, stand der Dienst am Menschen immer im Zentrum seines Wirkens. Er hat die Polizeiseelsorge umfassend ausgebaut und ihre Akzeptanz maßgeblich befördert. Als oberster Polizeiseelsorger war er zuständig für die Region Südwürttemberg. Lange waren die Nöte von Kolleginnen und Kollegen, die bei der Ausübung ihres Dienstes mit Tod und Krisensituationen konfrontiert wurden, tabu – auch das Leid der Angehörigen getöteter Polizisten. Knubben erkannte, wo Unterstützung nötig war, und konnte durchsetzungsstark und überzeugend viele Veränderungen zum Guten hin bewirken. Er stand beispielsweise all jenen zur Seite, die beim Flugzeugunglück in Überlingen und beim Amoklauf in Winnenden Unfassbares erleben mussten. Dabei agierte er stets lebensnah, zupackend und immer seinen Mitmenschen zugewandt. Gleiches gilt für sein Ehrenamt als Diakon in Sigmaringen. Vier Jahrzehnte lang gab er der Gemeinde Orientierung und, wenn nötig, auch konkrete Hilfe.
Paul Maar zählt zu den bekanntesten deutschsprachigen Autoren für Kinder- und Jugendbücher, ist Illustrator, Drehbuch- und Theaterautor sowie Übersetzer. Seine Werke und deren Verfilmungen werden von Kindern und Erwachsenen in aller Welt mit Begeisterung gelesen, verfolgt und geschaut. Er hat in Stuttgart studiert und als Kunsterzieher unterrichtet, bevor er sich ganz der Literatur widmete. Neben Figuren wie dem Träumer Lippel, dem kleinen Känguru oder Herrn Bello ist Maar Schöpfer und Autor des Sams. Sein literarisches Schaffen ist von beeindruckender Vielseitigkeit, er spielt mit literarischen Formen und Genres. Dafür hat er viele namhafte Preise erhalten. Auch mit 86 Jahren ist er unermüdlich literarisch aktiv.
Egon Oehler ist ausgebildeter Landwirt und Wirtschafter im Landbau. Sein Engagement reicht aber weit über sein berufliches Wirken hinaus. Als langjähriger Geschäftsführer des Kreisbauernverbands Biberach bzw. des fusionierten Kreisbauernverbands Biberach-Sigmaringen setzte er sich mit großem Engagement und mit innovativen Ideen für die Landwirtschaft ein. Darüber hinaus engagierte er sich für seine Mitmenschen und übernimmt bis heute Verantwortung, so im CDU-Ortsverband Bolstern, als Gemeinderat und als Ortschaftsrat oder als Gesamtkoordinator des Projektes „Unser Dorf hat Zukunft". Tief verwurzelt im katholischen Glauben ist es Oehler ein großes Anliegen, diesen zu leben, mit anderen zu teilen und die Kirche der Zukunft aktiv mitzugestalten, sei es als Diözesanrat, als Dekanatsrat oder als Organisator und Leiter jährlicher Wallfahrten. Sein Herzensprojekt ist dabei die Gründung und Leitung des Vereins der Freunde und Förderer des Oberschwäbischen Pilgerwegs.
Seit Jahrzehnten ist Ernst Rieger mit seiner Familie und seinem Unternehmen führend bei der fachlich hochwertigen Herstellung und Nutzung gebietsheimischen Saatguts sowie bei der Anlage von naturnahen Lebensräumen in Deutschland. Sein Sortiment beinhaltet Saatgut von 400 verschiedenen Wildblumen, Wildkräutern und Wildgräsern, die an 80 Standorten in für sie heimischen Gebieten in Deutschland nah am Vorbild der Natur produziert werden. Mit seinen Produkten ermöglicht er die Wiederherstellung der Umweltbedingungen für unzählige heimische Schmetterlingsarten wie Tagpfauenauge, Distelfalter, Schwalbenschwanz und Taubenschwänzchen, sowie für die nahezu 600 verschiedenen Wildbienenarten, die in Deutschland unterwegs sind. Mit seiner Arbeit trägt er nicht nur zum Erhalt der Artenvielfalt, sondern auch zur Ernährungssicherung bei.
Professor Dr.-Ing. Kurt Schellenberg ist international anerkannter Experte für Asphaltstraßenbau und hat das Institut für Materialprüfung gegründet. Das Institut hat maßgeblichen Anteil an den Entwicklungen bei der Prüfung und Anwendung von Baustoffen. Es ist durch viele Neuentwicklungen sowie die Abwicklung von Forschungsaufträgen international bekannt geworden, unter anderem beim Thema „Lärmarme Asphaltbeläge“. Darüber hinaus hat er sich für die nächste Generation als Professor für Baustoffkunde und Materialprüfung an der Hochschule für Technik in Stuttgart oder im Vorsitz des Bundesverbands unabhängiger Institute für bautechnische Prüfungen eingebracht. Dabei gehen Professor Schellenbergs Verdienste weit über den beruflichen Bereich hinaus. Als Gemeinderat der Freien Wähler in Rottweil brachte er seine Kompetenzen fast vierzig Jahre lang für seine Mitbürgerinnen und Mitbürger ein. Die Entwicklung der Stadt Rottweil hat er vor allem in den Bereichen Finanzen und Bauprojekte maßgeblich mitgeprägt. Neben dem kommunalpolitischen Engagement hat Professor Schellenberg die Stadt durch die von ihm gegründete Stiftung „Rottweiler Bürger in Not“ bereichert. Diese setzt sich für Menschen in schwierigen Lebenssituationen ein und leistet dort, wo es am dringendsten benötigt wird, schnelle und unbürokratische Hilfe.
Ewald Schrade ist Galerist und war Gründer und Kurator der art KARLSRUHE. Er hat viel für die Kunst im Südwesten getan. In den 1970er Jahren präsentierte Schrade seinen Galeriebesuchern in Reutlingen und Kißlegg zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler, was ein Novum war. 1985 eröffnete er auf Schloss Mochental die Galerie Schrade. In einer ländlichen Region, am Südrand der Schwäbischen Alb, dauerhaft und erfolgreich ein Kunstzentrum mit großer Strahlkraft zu etablieren, erforderte Mut und Weitsicht. Unter seiner fachlichen Regie feierte die art KARLSRUHE 2004 Premiere. Sie bietet Kunstinteressierten vor internationaler Kulisse die perfekte Plattform für Kunst, die den Dialog anregt, Sehgewohnheiten in Frage stellt und Spaß macht. Als Kurator hat Ewald Schrade die art KARLSRUHE im vergangenen Jahr an die nächste Generation übergeben, als ausstellender Galerist ist er weiterhin tätig.
Volker Schwender hat bereits früh erkannt, dass soziale Teilhabe der Schlüssel für Integration ist. Um jungen Menschen mit Migrationshintergrund eine Perspektive zu geben, rief er 1999 das „Integrationsprojekt Hiphop-Breakdance“ mit dem Slogan „Weg von der Straße, hinein in die Halle...“ ins Leben. Er organisierte einen Trainingsraum und hat schnell die Begeisterung der Jugendlichen geweckt. Anfänglich präsentierte die damals fünfköpfige Tanzgruppe auf Buchens Straßen und Plätzen, was sie in den Trainingsstunden gelernt hatte. Im Laufe der Jahre ist die Zahl der Tänzerinnen und Tänzer so angewachsen, dass inzwischen mehrere Tanzgruppen existieren. Auch Jugendliche ohne Migrationshintergrund machen mit. Heute sind sie Deutscher Meister und Weltmeister. Sie treten bei Kulturfestivals im In- und Ausland auf und schafften es im vergangenen Jahr ins Finale der Talentshow „Got Talent España“ in Madrid. Das beispielhafte Projekt ist heute in den TSV 1863 Buchen integriert. Aus vielen Jugendlichen, die oft am Rande der Gesellschaft standen, hat Volker Schwender mit seinem Engagement mutige und selbstbewusste Jugendliche gemacht.
Gudrun Sidrassi-Harth studierte Amerikanistik und Hispanistik in Kolumbien. In den 1970er Jahren arbeitete sie als Englischlehrerin in einem Flüchtlingslager in Jordanien. Sie brachte sich lange Jahre in die Flüchtlingsarbeit bei Amnesty International ein und hat ihr Engagement für internationale und lokale Flüchtlingsprojekte stetig vertieft. Seit über 30 Jahren ist sie in Heidelberg in der Flüchtlingshilfe engagiert, lange Zeit als Vorsitzende des Asylarbeitskreises Heidelberg. Auch wenn Sidrassi-Harth dort nicht mehr im Vorstand aktiv ist, ist sie weiterhin für geflüchtete Menschen da. Sie begleitet entwurzelte Menschen im Alltag, ist emotionaler Beistand oder stärkt ihnen den Rücken in oft verzweifelten Lebenslagen. Sie initiierte zahlreiche Kooperationen, Projekte und Aktivitäten. Damit hat sie einen enorm wichtigen Beitrag für eine offene und tolerante Willkommenskultur geleistet. Gudrun Sidrassi-Harth ist ein großes Vorbild für das zivilgesellschaftliche Engagement in der Flüchtlingshilfe im Land.
Carmen Stadelhofer ist Vorsitzende des Instituts für virtuelles und reales Lernen in der Erwachsenbildung Ulm. Ihr Name ist zudem untrennbar mit dem Zentrum für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung der Universität Ulm verbunden. Als Geschäftsführerin und Akademische Direktorin gilt sie als Pionierin auf dem Gebiet des lebenslangen Lernens. Dabei hatte sie bereits früh die Digitalisierung der Gesellschaft in Bezug auf ältere Menschen im Blick. Sie setzt sich darüber hinaus für gesellschaftliche Partizipation und für den Dialog über Generationen und Grenzen hinweg ein. Dies gilt insbesondere für den Donauraum. Sie initiierte die „Danube-Networkers“, ein europäisches informelles Bildungsnetzwerk und ist Mitbegründerin sowie Vorstandsmitglied einer Plattform der Zivilgesellschaft im Donauraum. Zahlreiche, teils hochkarätig ausgezeichnete Projekte wie zum Beispiel „Die gewollte Donau“ sind ihr zu verdanken. Während der Corona-Pandemie initiierte sie digitale Begegnungsformate für den niedrigschwelligen Kulturaustausch. Des Weiteren setzte sich Carmen Stadelhofer unter dem Motto „Zusammen in Ulm“ für ukrainische Geflüchtete im Großraum Ulm ein.
Saša Stanišić gehört zweifellos zu den wichtigsten deutschsprachigen Schriftstellern der Gegenwart. Er wurde in Višegrad (Jugoslawien, heute Bosnien-Herzegowina) geboren und lebt seit 1992 in Deutschland. In Heidelberg hat er damals eine neue Heimat gefunden und dieser ein literarisches Denkmal gesetzt. Für sein Werk „Herkunft“ wurde er mit dem Deutschen Buchpreis geehrt. Sein Debütroman „Wie der Soldat das Grammofon repariert“ wurde auf Anhieb ein Welterfolg und sein Roman „Vor dem Fest“ wurde mit dem renommierten Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Auch außerhalb der Literatur meldet er sich zu Wort. Mit klaren Positionierungen und dank seiner eigenen Lebensgeschichte ist er eine glaubwürdige und prägende Stimme in vielen gesellschaftspolitischen Debatten unserer Zeit – nicht zuletzt, wenn es um Fragen von Ausgrenzung und Zugehörigkeit, von Identität und Nationalität geht.
Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg
Der Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg – bis Juni 2009 die „Verdienstmedaille“ – wird vom Ministerpräsidenten für herausragende Verdienste um das Land Baden-Württemberg verliehen, insbesondere im politischen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Bereich. Die Verleihung des Verdienstordens erfolgt in der Regel einmal jährlich im Rahmen eines Festakts. Die Zahl der Ordensträgerinnen und Ordensträger ist auf insgesamt 1.000 lebende Personen begrenzt. Seit 1975 wurde der Landesorden insgesamt an 2.052 Personen verliehen. Eine Auszeichnung kann zum Beispiel bei Bürgermeisterämtern, Landratsämtern oder unmittelbar beim Ministerpräsidenten angeregt werden.
Alle Gruppen der Bevölkerung und alle Gebiete des Landes sollen möglichst gleichmäßig berücksichtigt werden. Der Verdienstorden hat die Form eines stilisierten Kreuzes mit einem Medaillon in seiner Mitte, auf dem das große Landeswappen mit dem Schriftzug Baden-Württemberg abgebildet ist. Er wird an einem gefalteten Band in den Landesfarben getragen. Anstelle des Ordens kann eine schwarz-gelbe Rosette oder eine Miniatur getragen werden, die ebenfalls überreicht werden. Neben den Ordensinsignien erhalten die Ordensträgerinnen und -träger auch eine vom Ministerpräsidenten unterzeichnete Verleihungsurkunde. Zusätzlich erhalten die neuen Trägerinnen und Träger des Verdienstordens des Landes künftig einen Ausweis, der sie und eine Begleitperson zum dauerhaft freien Eintritt in die staatlichen Museen, das Zentrum für Kunst und Medien und zahlreiche Objekte der Staatlichen Schlösser und Gärten im Land berechtigt. Neben diesem Personenkreis erhalten künftig auch die mit der Rettungsmedaille des Landes ausgezeichneten Personen ab diesem Jahr einen entsprechenden Ausweis.
Mediathek: Bilder zum Herunterladen
Staatsministerium: Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg