Ministerpräsident Winfried Kretschmann traf in Stuttgart eine Delegation des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, zu der auch Holocaust-Überlebende aus Baden-Württemberg gehörten.
„Der Besuch und das gemeinsame Gespräch sind mir persönlich sehr wichtig. Sinti und Roma wurden während des Nationalsozialismus verfolgt und diskriminiert, auch in Baden-Württemberg. Viele haben in Konzentrationslagern ihr Leben verloren. Wir brauchen daher umso mehr das tatkräftige Bemühen von Politik und Gesellschaft, um Diskriminierung und Vorurteilen offensiv und entschieden entgegenzutreten. Dazu gehört für mich auch, die deutschen Sinti und Roma in der öffentlichen Wahrnehmung in Baden-Württemberg als anerkannte deutsche nationale Minderheit zu stärken“, betonte Kretschmann bei diesem ersten Zusammentreffen.
Ministerpräsident Kretschmann sagte der Delegation außerdem seine Unterstützung für ein weiteres Anliegen zu: „Es liegt auch mir am Herzen, in der Frage der Erhaltung der Gräber von Holocaust-Überlebenden der Sinti und Roma zu einer zeitnahen und guten Lösung zu kommen.“ Dies werde auch Thema eines kommenden Gesprächs mit dem Präsidium des Bundesrates sein.
Bei dem Gespräch über die Situation der deutschen Sinti und Roma als eine seit über 600 Jahren hier beheimatete Minderheit hob der Vorsitzende des Zentralrats, Romani Rose, die immer noch weitverbreiteten Ressentiments gegenüber Sinti und Roma hervor. Sie beruhten auf Vorurteilen, Klischees und einem Bild über die Minderheit, das mit der Lebenswirklichkeit nichts zu tun habe, so Rose. Es sei eine Tatsache, dass Sinti und Roma genauso bürgerlichen Berufen als Arbeiter, Angestellte oder Selbstständige nachgingen und zum Teil eine hochqualifizierte Ausbildung hätten, aber oft aus Furcht vor Benachteiligungen ihre Identität nicht preisgäben, erklärte Rose.
Thema des Gedankenaustausches war auch die zunehmende Bedrohung durch Neonazis und deren Hass-Seiten gegen Sinti und Roma im Internet sowie die rechtsextremen Morde der terroristischen Gruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“. Auf deren Liste von möglichen Anschlagszielen hatte auch der Zentralrat mit seinem Zentrum in Heidelberg gestanden.