Bei der geplanten Verankerung des Themas „sexuelle Vielfalt“ in den neuen Bildungsplänen gehe es um die Vermittlung von Wertschätzung und Toleranz, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei einem Gespräch mit Vertretern pietistischer und evangelikaler Gemeinschaften. Kirchen und Landesregierung seien sich in dem Ziel einig, Schulen zu einem Ort des gegenseitigen Respekts zu machen.
„Angesichts der Vielfalt an Wertvorstellungen, Lebensweisen und ethischen Orientierungen unserer Gesellschaft müssen Politik und Kirchen ein tolerantes und diskriminierungsfreies Miteinander unserer Bürgerinnen und Bürger fördern“, so der Ministerpräsident. Thema des offenen und vertrauensvollen Gesprächs war der Umgang mit gesellschaftlicher Vielfalt in einer pluralen Gesellschaft und dessen Auswirkung auf Kirche und Politik. Die Gesprächspartner waren sich einig, dass es den entschiedenen Einsatz gegen Diskriminierung aller Minderheiten benötigt.
Menschen vor Diskriminierung schützen
Alle Bürgerinnen und Bürger sollten sich hierzulande auch in ihrer Unterschiedlichkeit mit gegenseitigem Respekt begegnen. Die Landesregierung bekenne sich deswegen auch zur Akzeptanz von sexueller Vielfalt. „Diese ist für mich ein Ausdruck einer liberalen Verfassungsordnung“, so Kretschmann. Allerdings hätten Formulierungen im Arbeitspapier zum Bildungsplan zu Missverständnissen geführt, die im laufenden Verfahren zeitnah ausgeräumt werden sollten. Dies ändere aber nichts an dem Anliegen, Menschen vor Intoleranz und Diskriminierung zu schützen.
Wertschätzung, Toleranz und Weltoffenheit vermitteln
Kretschmann betonte erneut, dass es keinen „Gesinnungsplan“ geben werde. Vielmehr machte er deutlich, dass das Ziel der Verankerung der Thematik „sexuelle Vielfalt“ in den Bildungsplan sei, Schülerinnen und Schülern noch deutlicher als bisher Wertschätzung, Toleranz und Weltoffenheit zu vermitteln. Dass sich der Bildungsplan am Schulgesetz und an der Landesverfassung orientiere, sei dabei selbstverständlich.
Da der Staat weltanschaulich neutral bleiben muss, darf er religiöse Wertvorstellungen jedoch nicht für die Kirchen durchsetzen. „Deswegen möchte ich die Kirchen und die Religionsgemeinschaften ermuntern, sich in die plurale Gesellschaft mit ihren Wertvorstellungen einzubringen“, so Kretschmann. „Sie sollen für ihre Sache werben und den Menschen vermitteln, wie sie aus ihrer Sicht moralisch korrekt leben sollen. Das heutige Gespräch hat auch zu einer Versachlichung der Debatte um den Stellenwert von sexueller Vielfalt geführt und ist damit ein weiteres Zeichen für die Politik des Gehörtwerdens. Zwischen Landesregierung und Kirchen gibt es keine Differenz in der Zielsetzung, die Schulen zu einem Ort des gegenseitigen Respekts und der Toleranz zu machen.“