Baden-Württemberg und Bulgarien wollen in der Beruflichen Bildung in sozialen Feldern, etwa bei der Qualifizierung in der Alten- und der Behindertenhilfe, die Zusammenarbeit intensivieren.
Zum Abschluss seiner Delegationsreise nach Rumänien und Bulgarien hat der Minister für Bundesrat, Europa und internationale Angelegenheiten Peter Friedrich in Sofia zusammen mit dem stellvertretenden Minister für Arbeit und Sozialpolitik der Republik Bulgarien Lazar Lazerov eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet. Zentrale Zielsetzung dieser Erklärung ist die Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Baden-Württemberg und Bulgarien in der Beruflichen Bildung in sozialen Feldern, etwa bei der Qualifizierung in der Alten- und der Behindertenhilfe.
„Baden-Württemberg und Bulgarien wollen im Rahmen ihrer Kooperation insbesondere das geplante ,Ausbildungszentrum für soziale Berufe‘ in Varna positiv begleiten“, so Minister Friedrich. „Dieses für die Bildung in der Region vorbildliche gemeinsame Projekt zwischen der Stiftung Liebenau in Meckenbeuren und dem Verband Soziale Nichtregierungsorganisationen Bulgariens erhielt durch das Staatsministerium Baden-Württemberg eine Projektmittelförderung zur Vorbereitung.“ Mit der dualen Ausbildungsform in Varna soll die fachliche und menschliche Qualifizierung der Arbeit in den Diensten und Einrichtungen der Alten- und Behindertenhilfe gesteigert werden. „Damit wird auch die Lebensqualität alter und behinderter Menschen in Bulgarien verbessert und gleichzeitig das Ansehen sozialer Berufe in der Öffentlichkeit gesteigert“, sagte Friedrich.
Bereits am Donnerstag besuchte Minister Friedrich das Ausbildungszentrum gemeinsam mit Metropolit Joan, dem Metropoliten von Varna und Veliki Preslav. „Dieser Besuch war ein wichtiger Ausdruck der gegenseitigen Wertschätzung und Würdigung aller Beteiligten. Für mich persönlich ist es immer wieder eine Freude, zu erleben, wie Projekte, die noch in abstrakter Form an den Arbeitstischen der Gemischten Regierungskommission zwischen Baden-Württemberg und Bulgarien geplant worden sind, nun vor Ort Gestalt annehmen“, sagte Friedrich.
Auf seiner fünftägigen Reise nach Rumänien und Bulgarien wurde Minister Friedrich von den Abgeordneten des baden-württembergischen Landtags Beate Böhlen und Karl Rombach sowie von einer Fachdelegation begleitet. Er führte unter anderem Gespräche mit dem Präsidenten Rumäniens Klaus Johannis, dem Außenminister Rumäniens Bogdan Lucian Aurescu, dem Staatssekretär im rumänischen Außenministerium George Ciamba, der Ministerin für Tourismus Bulgariens Nikolina Angelkova, dem Staatspräsidenten Bulgariens Rosen Plevneliev, der stellvertretenden Ministerin für Regionalentwicklung und Nationalen Koordinatorin der Donauraumstrategie in Bulgarien Denitsa Nikolova sowie dem stellvertretenden Minister für Arbeit und Sozialpolitik Bulgariens Lazerov. Ferner fanden Treffen mit dem Co-Vorsitzenden der Gemischten Regierungskommission Baden-Württemberg – Rumänien, dem rumänischen Wirtschaftsminister Mihai Tudose und dem Co-Vorsitzenden der Gemischten Regierungskommission Baden-Württemberg – Bulgarien, dem stellvertretenden Außenminister Bulgariens Rumen Alexandrov statt.
Themen der Gespräche waren insbesondere die Zusammenarbeit im Rahmen der Gemischten Regierungskommissionen und der EU-Strategie für den Donauraum sowie die berufliche Bildung in den beiden Ländern. „Das duale Modell der beruflichen Bildung bietet mit seiner Praxisnähe große Chancen für Rumänien und Bulgarien. Baden-Württemberg arbeitet deshalb im Rahmen seiner gemischten Regierungskommissionen sowie in der EU-Donauraumstrategie eng mit beiden Ländern zusammen, um den Praxisbezug in der beruflichen Bildung zu stärken. Ein wichtiger Partner dabei ist die deutsche Wirtschaft vor Ort, die sich maßgeblich für die berufliche Bildung engagiert“, sagte Minister Peter Friedrich zum Abschluss der Delegationsreise. „Vom dualen Modell profitieren alle – die Jugendlichen, die gute Zukunftschancen mit einer hochwertigen Ausbildung haben, die Wirtschaft, die exzellente Fachkräfte erhält, sowie die Gemeinschaft, denn die wirtschaftliche Entwicklung wird gestärkt, die Qualität von Sozialleistungen gesteigert und die Jugend-arbeitslosigkeit verringert.“
Kooperation zwischen Baden-Württemberg und Bulgarien
In der bilateralen Kooperation zwischen Baden-Württemberg und Bulgarien besteht besonderes Potential insbesondere bei der Ausbildung von qualifizierten Fachkräften im Bereich der Kranken-, Alten- und Behindertenpflege für den bulgarischen Arbeitsmarkt. Über den Donau-Projektmittelfonds des Staatsministeriums wurde 2013 eine Förderung an die Stiftung Liebenau für das Projekt „Vorbereitende Maßnahmen zum Aufbau eines Instituts für soziale Berufe in Bulgarien“ in Höhe von 68.000 Euro gewährt.
Das Projekt „Ausbildungszentrum für soziale Berufe in Bulgarien“ wurde am 28. Mai 2015 durch die zuständige Behörde des Bildungsministeriums in Bulgarien lizenziert. Projektträger sind der Verband Sozialer Nichtregierungsorgani-sationen in Bulgarien (FSSB) und die Stiftung Liebenau. Ziel ist es, qualifizierte Fachkräften im Bereich der Kranken-, Alten- und Behindertenpflege für den bulgarischen Arbeitsmarkt auszubilden und somit Jugendarbeitslosigkeit und Arbeitsmigration entgegen zu wirken.