Gedenkfeier

Ministerpräsident Kretschmann gedenkt Walter Jens

Der deutsche Literaturwissenschaftler und Autor Walter Jens in seinem Haus in Tübingen (Bild: dpa)

Mit einer akademischen Gedenkfeier in der Universität Tübingen haben Vertreter von Politik, Kultur und Wissenschaft Professor Walter Jens gedacht, der am 9. Juni 2013 im Alter von 90 Jahren verstorben ist.
 
„Walter Jens war die Leitfigur einer ganzen Generation politisch interessierter Christen, Sozialisten, Linksliberaler, Pazifisten und Wissenschaftler vor und nach 1968, ganz besonders solcher, die in unserem Bundesland lebten“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann in seiner Rede. Jens habe in der Geschichte der deutschen Intellektuellen eine ganz neue und rühmliche Rolle gespielt und ermutigende Zeichen gesetzt, deren Tragweite für die Zivilgesellschaft wir heute gar nicht hoch genug einschätzen könnten.
 
„Wir müssen aber dankbar anerkennen, dass es in der Geschichte der Bundesrepublik nur sehr wenige Intellektuelle gab, die ihre Begabung so ausschließlich, so rastlos, so wirksam und so lange in den Dienst einer menschenfreundlichen, friedlichen und zivilen Gesellschaft gestellt haben“, fuhr Kretschmann fort. „Und wir dürfen in Walter Jens durchaus auch eine Leitfigur der Kulturgeschichte Südwestdeutschlands sehen, die den Ruf Baden-Württembergs als eines Landes mitbegründet hat, das sich den Wissenschaften, den Künsten öffnet, das republikanisch und freiheitlich denkt.“
 
Jens, der auch als Schriftsteller, Literaturkritiker und Übersetzer hervortrat, wurde 1956 als Professor für  Klassische Philologie an die Universität Tübingen berufen. Von 1963 bis zu seiner Emeritierung 1988 war er Direktor des Tübinger Seminars für Allgemeine Rhetorik. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, Ehrungen und Preise. Von 1976 bis 1982 sowie 1988 bis 1989 war Jens Präsident des bundesdeutschen PEN-Zentrums. Von 1989 bis 1997 war er Präsident der Berliner Akademie der Künste.

Hoch angesehener Gelehrter und Wissenschaftler

 „Er hat als herausragender, hoch angesehener Gelehrter und Wissenschaftler bleibende Akzente gesetzt“, sagte der Rektor der Universität, Professor Bernd Engler. „Walter Jens hat der Universität Tübingen, vor allem den Geisteswissenschaften, ein Gesicht gegeben.“
 
Walter Jens sei ein „gelehrter Schriftsteller, ein schreibender Gelehrter“ gewesen, sagte der Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Professor Heinrich Detering: „Seine so vieldiskutierte Rhetorik hat Walter Jens, auch wenn er der Verführung des kunstvoll Gekonnten nicht immer widerstand, doch mit aller Entschiedenheit nicht als Überwältigung der Vernunft seiner Zuhörer betreiben wollen, sondern im Gegenteil als ein Kenntlichmachen, ein Durchsichtigmachen des eigenen Arguments.“ Er werde von seinem lesenden und lauschenden Publikum vermisst, sagte Detering. „Ein Mann wie Walter Jens täte uns gut.“
 
„Walter Jens war einer der außergewöhnlichen Geister, die unsere kleine Stadt groß machen", sagte der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer.
 
Für den erkrankten Schriftsteller und Ehrensenator Peter Härtling verlas der Radiosprecher und Moderator Rudolf Guckelsberger dessen Nachruf auf Walter Jens. Der Verstorbene sei schon als junger Professor zur Legende, dann zur Institution geworden.  Als strengen Literaturkritiker habe Härtling ihn in der Gruppe 47 kennen gelernt, später auch in der Jury des Klagenfurter Literaturpreises: „Er konnte scharf und heftig werden, doch nie beleidigend, nie schlug er zu.“ Härtling erinnerte an das Engagement von Walter Jens in der Friedensbewegung und sein Wirken als Präsident der Berliner Akademie der Künste: „Die Wende, der Fall der Mauer sorgten dafür, dass die Akademien, West und Ost, zu vereinen waren.“ Auch gegen politischen Widerstand habe Jens gemeinsam mit dem Dramatiker Heiner Müller die Vereinigung durchgesetzt.

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