Gedenken der NS-Deportationen badischer Juden in den südfranzösischen Gemeinden Navarrenx und Gurs
Überreichung von Verdienstorden und Staufermedaille
Ministerin im Staatsministerium Silke Krebs: Die Geschichte hat uns eine bleibende Verantwortung mitgegeben
Vom heutigen Freitag (27. April 2012) bis Sonntag (29. April 2012) wird die Ministerin im Staatsministerium Silke Krebs an einer Gedenkreise für die deportierten badischen und saarpfälzischen Juden in die südfranzösischen Gemeinden Navarrenx und Gurs teilnehmen.
Die Ministerin besichtigt am Samstag das Lagergelände des ehemaligen Internierungslagers Gurs und trifft dort auch mit dem Zeitzeugen und Überlebenden Paul Niedermann zusammen. Bei einem Empfang im Rathaus von Navarrenx soll es um die deutsch-französischen und vor allem die baden-württembergisch-französischen Beziehungen gehen. „Diese Beziehungen leben vom regelmäßigen Austausch zwischen den Menschen“, so Ministerin Krebs. Navarrenx ist Partnerstadt von Rheinstetten in Baden-Württemberg. Seit vielen Jahren finden regelmäßig gegenseitige Besuchsreisen und ein Jugendaustausch statt.
Auf der Gedenkveranstaltung auf dem Deportiertenfriedhof in Gurs am Sonntag tritt die Ministerin Krebs für den Willen der Landesregierung ein, eine dauerhafte Lösung für den Erhalt von Grabstätten jüdischer Deportierter außerhalb des Friedhofes zu finden. Diese Grabstätten befinden sich zum Teil in einem schlechten Zustand oder wurden bereits aufgelöst.
„Die Landesregierung Baden-Württemberg verhandelt derzeit mit der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden über einen Staatsvertrag. In diesem möchte sich das Land zu der besonderen Verpflichtung gegenüber den Deportierten bekennen und dafür Sorge tragen, dass auch die noch bestehenden, verstreuten Gräber gesichert werden. Wir wollen diese Verantwortung übernehmen“, so Ministerin Krebs. In den kommenden Monaten werden die Verhandlungen zwischen der Landesregierung und der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden über den Erhalt der Gräber fortgesetzt.
Die Ministerin richtet insbesondere einen Appell an Jugendliche: „Fragt nach, wenn ihr etwas nicht versteht, akzeptiert nicht, was keinen Sinn ergibt und schaut nicht weg, wenn ihr Unrecht seht! Das ist unsere bleibende Verantwortung, die uns die Geschichte mitgibt.“
Mit ihrer Reise würdigt die Ministerin Krebs insbesondere das Engagement der Arbeitsgemeinschaft badischer Städte und der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden für den Erhalt und die Pflege des Deportiertenfriedhofs sowie für die jährliche Organisation der Gedenkfeierlichkeiten.
Seit vielen Jahrzehnten engagiert sich Louis Costemalle, der Bürgermeister der Gemeinde Gurs, für den Erhalt des ehemaligen Lagergeländes als Ort der Erinnerung. Dafür wird ihm bei einem Empfang in der Gemeinde Gurs am Sonntag von Ministerin Krebs der Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg überreicht. Für sein großes Engagement für den Erhalt des Deportiertenfriedhofs und den baden-württembergisch-französischen Austausch wird außerdem Aldo Vasti, ein Unternehmer im Ruhestand, am Sonntag mit der Staufermedaille geehrt.
Hintergrund für die Redaktionen:
1940 wurden mehr als 6.500 Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland auf Befehl der NS-Gauleitung ins Internierungslager Gurs am Fuß der südfranzösischen Pyrenäen deportiert. Viele fanden dort und in umliegenden Gemeinden den Tod. Andere wurden von dort nach Auschwitz und in andere Lager verschleppt.
Der letzte Sonntag im April ist in Frankreich offiziell der „Journée Nationale de la Deportation“. Landesweit wird dann den Opfern von Deportationen während des 2. Weltkriegs gedacht.
Quelle:
Staatsministerium Baden-Württemberg