Im Mittelpunkt der Arbeiten von 2013 bis 2016 standen die Sanierung der Villa Reitzenstein, der Abriss des asbestbelasteten Erweiterungsbaus und die Errichtung eines Neubaus sowie die energetische Sanierung weiterer vom Staatsministerium genutzter Gebäude.
Sanierung der Villa Reitzenstein
Die unter Denkmalschutz stehende Villa Reitzenstein aus dem Jahre 1913 wurde zuletzt nach der Fertigstellung des Erweiterungsbaus 1975 saniert. Nach mehr als 35-jähriger intensiver Nutzung bestand ein erheblicher baulicher und technischer Sanierungsbedarf. Eine wesentliche Aufgabe für die Architekten und Fachplaner war es, das Gebäude behutsam energetisch, technisch und brandschutztechnisch auf den neuesten Stand zu bringen, ohne die historische Substanz zu beeinträchtigen. Der Wiederbezug der Villa erfolgte im August 2015.
Abriss Erweiterungsgebäude und Neubau eines Bürogebäudes
Der in den 1970er Jahren errichtete Erweiterungsbau südlich der Villa Reitzenstein wurde Ende 2013 abgerissen. Aufgrund der Asbestbelastung keine Alternative zum Abriss. Nicht nur zum Schutz der Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch, weil eine konventionelle Sanierung des Gebäudes wirtschaftlich nicht vertretbar gewesen wäre.
Im Neubau, dem Eugen-Bolz-Haus, befinden sich wieder Büros und eine Kantine für die Beschäftigten des Staatsministeriums. Zusätzlich entstand ein Besucherzentrum für Besucher der Villa Reitzenstein. Der Neubau wahrt – im Gegensatz zu seinem Vorgängerbau – größeren Abstand zur Villa Reitzenstein. Der ursprüngliche Charakter des historischen Gebäudes als „Villa im Park“ wird dadurch wieder deutlicher gemacht. Wichtige Elemente des denkmalgeschützten Landschaftsparks, wie etwa der Rosengarten, wurden aufgewertet und wiederhergestellt.
Das zurückhaltende, zweigeschossige Bürogebäude befindet sich nun an der äußersten Südspitze des Parks und erfüllt hohe Anforderungen an die Energieeffizienz. Der überwiegende Teil des Gebäude entwickelt sich entlang natürlicher Geländeversprünge und tritt im Park nur als Fassade in Erscheinung. Die begrünten Dachflächen der unterirdischen Gebäudeteile fügen sich in die Parklandschaft. Der Neubau verknüpft mehrere zum Staatsministerium gehörende Gebäude und Freiflächen, ohne dass dafür störende Verbindungsgänge im Park notwendig wären. Er berücksichtigt die historischen Gegebenheiten der Parkanlage und fügt sich in diese ein. Durch die Verbindung der Gebäude können die Arbeitsabläufe im Staatsministerium beschleunigt und vereinfacht werden. Der Neubau wurde im Juni 2016 bezogen.
Energetische Sanierung und Heizzentrale
Die energetische Sanierung der Gebäude war unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten ein Schwerpunkt der Baumaßnahmen. Für die Gebäude auf dem Areal Richard-Wagner-Straße 15, Gröberstraße 20 und 22 sowie das Clay-Haus wurde im Neubau eine Heizzentrale mit einem gasbetriebenen Blockheizkraftwerk errichtet. In das Gebäude Sandbergerstraße 10 (Kita) wurde ebenfalls ein Blockheizkraftwerk eingebaut. Das Gebäude Sandbergerstraße 2-8 wird von diesem Blockheizkraftwerk mitversorgt.
Kindertagesstätte
Eine weitere Neuerung ist die Kindertagesstätte „Villa Reitzensteinle“, die im Gebäude in der Sandbergerstraße 10 entstanden ist und im April 2014 ihren Betrieb aufgenommen hat. Hier finden vorrangig Kinder der Beschäftigten des Staatsministeriums, aber auch Kinder aus der Umgebung, im Alter von null bis sechs Jahren eine kindgerechte und zeitlich flexible Betreuung. Mit diesem Angebot haben wir die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Staatsministerium weiter ausgebaut.
Abgeschlossene Baumaßnahmen
- Generalsanierung Villa Reitzenstein
- Abbruch des Erweiterungsgebäudes und Neubau
- Sanierung Sandbergerstraße 2-8
- Sanierung Schönleinstraße 11
Kosten/ Termine
Für die Sanierung der Villa Reitzenstein wurden 11,2 Millionen Euro, für den Abbruch des Erweiterungsbaus und den Neubau 15,55 Millionen Euro veranschlagt.
Villa Reitzenstein
Die Villa Reitzenstein wurde 1910 bis 1913 nach Plänen der Architekten Schlösser und Weirether von der Witwe Baronin Helene von Reitzenstein erbaut. Sie investierte damals 2,8 Millionen Goldmark in die Villa, die Nebengebäude und die Anlage des Parks. Das ist bis heute ablesbar in der herausragenden handwerklichen Ausführungsqualität, den großzügigen Ausstattungen und den hochwertigen Boden- und Wandbelägen, die weitgehend unbeschadet den Zweiten Weltkrieg überstanden haben. 1921 wurde die Villa an den württembergischen Staat verkauft. In der Folgezeit war sie Sitz der württembergischen Staatspräsidenten und ab 1933 der Gau-Leitung der NSDAP. Nach dem Krieg diente sie übergangsweise der amerikanischen Militärverwaltung als Sitz und war Tagungsort des Länderrats der amerikanisch besetzten Gebiete. Seit 1952 ist sie offizieller Amtssitz der baden-württembergischen Ministerpräsidenten.