Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg an 19 verdiente Persönlichkeiten verliehen. Die Geehrten bildeten einen beindruckenden Querschnitt ehrenamtlichen Engagements, so Kretschmann.
„Die diesjährigen Persönlichkeiten, die den Landesorden erhalten, bilden einen beeindruckenden Querschnitt des ehrenamtlichen Engagements in Baden-Württemberg“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann im Schloss Ludwigsburg anlässlich der Verleihung des Verdienstordens des Landes Baden-Württemberg.
Geehrte bilden beindruckenden Querschnitt ehrenamtlichen Engagements
Die Geehrten seien im Sozialbereich, in der Entwicklungshilfe, im Sport, im kirchlichen und interreligiösen Bereich, in der Politik, der Wirtschaft, in Wissenschaft, Forschung, Kunst und Kultur engagiert. „Sie sind alle bereit hinzusehen, für die Anliegen anderer einzutreten, etwas für andere zu tun und sich zu engagieren. Damit bereichern sie unsere Gesellschaft und unser Gemeinwesen“, so Kretschmann.
Baden-Württemberg habe in Deutschland den höchsten Anteil an Bürgerinnen und Bürgern, die sich ehrenamtlich für eine gemeinsame Sache einsetzen. „Stellvertretend für diese vielen Engagierten in Baden-Württemberg stehen die heute Geehrten. Durch ihr Wirken und ihren Einsatz haben sie sich nicht nur um Baden-Württemberg verdient gemacht, sondern sind ebenso Vorbilder für andere“, betonte der Ministerpräsident.
Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg
Der Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg – bis Juni 2009 die „Verdienstmedaille“ – wird vom Ministerpräsidenten für herausragende Verdienste um das Land Baden-Württemberg verliehen, insbesondere im politischen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Bereich. Die Verleihung des Verdienstordens erfolgt in der Regel einmal jährlich im Rahmen eines Festakts. Die Zahl der Ordensträger ist auf insgesamt 1.000 lebende Personen begrenzt. Seit 1975 wurde der Landesorden insgesamt 1.923 (inklusive 2018) verliehen. Eine Auszeichnung kann bei Bürgermeisterämtern und Landratsämtern oder unmittelbar beim Ministerpräsidenten angeregt werden.
Alle Gruppen der Bevölkerung und alle Gebiete des Landes sollen möglichst gleichmäßig berücksichtigt werden. Der Verdienstorden hat die Form eines stilisierten Kreuzes mit einem Medaillon in seiner Mitte, auf dem das große Landeswappen mit dem Schriftzug Baden-Württemberg abgebildet ist. Er wird an einem gefalteten Band in den Landesfarben getragen. Anstelle des Ordens kann eine schwarz-gelbe Rosette oder eine Miniatur getragen werden, die ebenfalls überreicht werden. Neben den Ordensinsignien erhalten die Ordensträgerinnen und -träger auch eine vom Ministerpräsidenten unterzeichnete Verleihungsurkunde.
Die Ausgezeichneten
Karl Allgöwer aus Gingen an der Fils
Karl Allgöwer zog über zehn Jahre lang als einer der besten Freistoßspezialisten seiner Generation durch die Fußballstadien der Republik und auch für die deutsche Nationalmannschaft hat er die Schuhe geschnürt.
1984 wurde er mit dem VfB Deutscher Meister. Er bestritt die meisten Spiele in der VfB-Geschichte und ist Stuttgarts bester Torschütze aller Zeiten. Auch nach seiner aktiven Zeit blieb er dem VfB treu, spielt in der Traditionsmannschaft und half als sportlicher Berater durch schwierige Zeiten.
Ihm waren immer auch politische Fragen wichtig, denn er erlebte als Spieler den Ka lten Krieg und den Eisernen Vorhang. Als Unterstützer der Initiative „Sportler für den Frieden“ setzte er sich in den 1980er Jahren für die Friedensbewegung und gegen Kernenergie ein.
Heute unterstützt er soziale Projekte wie den Verein „Kinderlachen“, radelt bei der „Tour Ginkgo“ mit und sammelt als Mitglied des „EAGLES Charity Golf Club“ Geld bei Wohltätigkeitsturnieren.
Karl Allgöwer ist durch seine Vereinsrekorde, sein soziales Engagement sowie seine Meinungsfreude ein „furchtloses und treues“ Vorbild, ganz im Sinne des Vereinsmottos.
Benno Baumeister aus Westerheim/Bujumbura (Burundi)
Pater Baumeister hat sich in den vergangenen fünf Jahrzehnten in herausragender Weise für die Verbesserung der Lebenssituation der Menschen in einer bitterarmen Region der Erde eingesetzt.
Bereits 1963 reiste er im Alter von 25 Jahren das erste Mal nach Burundi, um dort im Auftrag der Afrikamissionare tätig zu sein. Mit großem Engagement kämpfe er seitdem beispielhaft gegen Armut, Krankheit, Not und Elend.
Menschen zu ermutigen, Hoffnung zu geben und Trost zu spenden, ist dabei seine tägliche Herausforderung. Darüber hi n aus ist sein Leben in Afrika in enger Weise verknüpft mit dem Einsatz für Frieden in Burundi, Ruanda und im Kongo. Ein Einsatz, bei dem nicht selten akute Gefahr für sein eigenes Leben bestand.
Hautnah erlebte er in den 1990er Jahren den schrecklichen Bürgerkrieg in der Region und musste in den Kongo fliehen. Doch auch davon ließ er sich nicht entmutigen, kehrte zurück und nahmen seine Arbeit wieder auf. Es folgten verschiedene Leitungsaufgaben, durch die ihm die Verantwortlichkeit für seine Mitbrüder im krisengeschüttelten Zentralafrika auferlegt war.
Heute gibt Pater Baumeister den Ausgegrenzten der Gesellschaft im Armenviertel Buyenzi mit dem Aids-Hilfe-Zentrum wirklich eine neue Hoffnung. Durch medizinische Versorgung, Schulbildung und Berufsqualifizierung. Stets ist er dabei für die Partnerschaft zwischen Baden-Württemberg und Burundi ein verlässlicher Ansprechpartner.
Dr. Ellen Breckwoldt aus Freiburg im Breisgau
Dr. Ellen Breckwoldt war viele Jahre Mitglied des Freiburger Gemeinderats und Stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion.
Über Parteigrenzen hinweg ist sie eine glänzende Netzwerkerin. Dabei hat sie stets das große Ganze im Blick. Frau Dr. Breckwoldt führt seit über 20 Jahren als Vorsitzende das Frauen- und Kinderschutzhaus in Freiburg.
Der ehemalige UNICEF-Botschafter Sir Peter Ustinov sagte: „Kinder brauchen unsere besondere Fürsorge, weil sie unsere Zukunft sind.“ Und weil sie sich dessen bewusst ist, hat sie mit dieser Einrichtung einen wichtigen Grundstein gelegt. Dort finden Frauen und Kinder Zuflucht, Schutz und Geborgenheit sowie individuelle Unterstützung bei häuslicher Gewalt.
Auch als Vorsitzende des Freiburger Stadtseniorenbeirats laufen bei ihr die Fäden zusammen. Die Bürgerstiftung Soziales Freiburg und der Aufsichtsrat der Stiftungsverwaltung schätzen ebenso ihre Arbeit. Ihr Engagement geht jedoch weit über die regionalen Grenzen hinaus.
Als Mitinitiatorin der Partnerschaft mit Tel Aviv und im Vorstand des Freundeskreises leistet sie Wertvolles für den völkerverbindenden Austausch und Dialog.
Ulrich Dietz aus Stuttgart
Vernetzung, Innovation und Vision: Diese Leitbegriffe eines modernen Unternehmertums verkörpert Herr Dietz in herausragender Weise.
Bereits nach seinem Abschluss des Maschinenbaustudiums übernahm er die Geschäftsführung in der neu gegründeten Gesellschaft für Technologietransfer (GFT). Ende der 1990er Jahre brachte er die Firma an die Börse. Die vielfältigen Aufgaben im Unternehmen hielten ihn jedoch nicht davon ab, weitere Projekte anzupacken.
2011 initiierte er die Innovationsplattform Code N. Dadurch haben junge Start-ups die Möglichkeit, in Stuttgart gemeinsam mit etablierten Unternehmern und Persönlichkeiten ihre Ideen in optimaler Umgebung weiter zu entwickeln. Mit globalen Partnern wird an Strategien für die Industrie 4.0 oder der Mobilität von Morgen getüftelt.
Dass solche Rahmenbedingungen und Möglichkeiten bei uns vor Ort geschaffen werden, ist für den Standort Baden-Württemberg unheimlich wichtig. Mit einem internationalen Festival von Code N im Oktober dieses Jahres wird Baden-Württemberg als Gründerland und Zentrum für Innovation und Digitalisierung weiter nach vorne gebracht.
Von seinem Erfahrungsschatz profitierten auch immer wieder Studierende der Universitäten Hohenheim und Friedrichshafen. Sein Engagement reicht weit über unsere Landesgrenzen hinaus. So zählt er zu den Gründervätern des heute europaweit führenden Interessenverbands Bitkom, dessen Vizepräsident er ist. Auch die Bundesregierung vertraute auf seinen Rat im Rahmen der Nationalen IT-Gipfel.
Dipl.-Ing. Klaus Artur Fischer, Prof. E.h. und Senator E.h., aus Waldachtal
Herr Professor Fischer nimmt in der langen Reihe der großen Unternehmer im Südwesten einen besonderen Platz ein. Konsequent hat er die Firma Fischer zu einer global agierenden Unternehmensgruppe mit über 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ausgebaut. Dabei ist er dem Nordschwarzwald seit Unternehmensgründung 1948 stets treu geblieben.
Erfindergeist, langfristige und nachhaltige Entwicklungsstrategien sowie ein breites Produktspektrum machen die Marke Fischer zu einer Weltmarke „Made in Baden-Württemberg“. Und auch seine Unternehmenskultur ist typisch für unsere Heimat: Nah am Menschen, mit festem Blick auf gute Arbeitsplätze und weitreichende Ausbildungsmöglichkeiten.
Vereine, soziale Institutionen und Bildungseinrichtungen konnten dank seines Engagements weit in die Gesellschaft hinein Gutes tun. Besonders die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist durch seinen Einsatz an vielen Orten große Schritte vorangekommen.
Ulrike Freund aus Ulm
Bereits in fünfter Generation führt Frau Freund die traditionsreiche Ulmer Brauerei Goldochsen. Dabei steht für sie nicht Wachstum und Gewinnsteigerung um jeden Preis im Fokus. Sie achtet besonders auf nachhaltige Investitionen in die Wertigkeit des Kulturgutes Bier. Das ist ein mutiger und wichtiger Beitrag in diesen schwierigen Zeiten für das Brauereigewerbe. Besonderes Herzensanliegen ist ihr der Erhalt der rund 200 Arbeitsplätze in ihrem Unternehmen.
Dass sie dabei auch noch eine möglichst umwelt- und ressourcenschonende Produktion im Blick hat, ist besonders ehrenwert. Aus der klugen und visionären Unternehmensführung ist ihr wirtschaftlicher Erfolg gewachsen und diesen teilt sie gerne mit anderen: Von der Kinderkrippe über die Telefonseelsorge bis zum Hospiz Haus in Ulm haben schon viele soziale Einrichtungen Anteil daran gehabt.
Auch kirchliche, kulturelle und sportliche Veranstaltungen in der Region können auf sie zählen. Ihre knapp bemessene Freizeit setzt sie über das gewöhnliche Maß hin aus für den Dienst in ehrenamtlichen Tätigkeiten ein und stellt dabei eigene Interessen zurück. Ob im Lions Club, im AOK Bezirksrat oder im Universitätsbund Hohenheim.
Prof. Werner Hacke aus Mannheim
Professor Werner Hacke hat sich weltweit Verdienste um die Revolutionierung der Schlaganfall-Behandlung erworben. 1978 wurde er auf den Lehrstuhl für Neurologie der Ruprecht-Karls-Universität berufen. Zum damaligen Zeitpunkt war Prof. Hacke der jüngste Neurologe, der jemals Ordinarius wurde.
Bereits kurz darauf folgte auf seine Initiative hin die Eröffnung einer eigenständigen neurologischen Intensivstation in Heidelberg. Dies war der Grundstein für die Schaffung einer flächendeckenden Schlaganfallversorgung in Baden-Württemberg. Auch seine Leistungen in der Akutbehandlung sind herausragend. Die großen internationalen Studien zur Wirksamkeit heute gängiger Behandlungsverfahren sind unter Prof. Hackes Regie durchgeführt worden. Neue Therapien und Medikamente wurden daraufhin etabliert.
So ist die Schlaganfallbehandlung heute weltweites Markenzeichen Heidelbergs.
Dabei erstrecken sich Prof. Hackes Verdienste nicht nur auf die neurologische Fachwelt, sondern auch auf die breite Gesellschaft. Prävention, Früherkennung und Notfallbehandlung von Schlaganfällen wurden von ihm in effektiver und umfassender Weise in das Handlungsrepertoire von Fachleuten und Laien platziert. Dass Prof. Hacke zum ersten Seniorprofessor der medizinischen Fakultät an der Universität Heidelberg berufen wurde, spricht für sich.
Prof. Werner Hackes Engagement hat nicht nur einer Vielzahl von Menschen das Leben gerettet, sondern auch bundesweit und international Maßstäbe gesetzt.
Matthias Holtmann aus Leonberg
„Porsche, Pop und Parkinson“ – so heißt Matthias Holtmanns im Jahr 2014 erschienenes Buch. Holtmanns Liebe zum Porsche ist bekannt. Heute ist er aber wegen seines jahrzehntelangen Engagements für den deutschen Rundfunk hier. Holtmann entwickelte neue Programmformate und schuf Ende der 1980er Jahre das noch heute vielfach geliebte Pop-Programm des SDR.
Er hat Herausragendes für die Kultur geleistet – ja, auch Pop gehört zur Kultur. Sein Name ist eng verbunden mit der Veranstaltung „Pop und Poesie in concert“, die er auch selbst moderiert. Was Holtmann besonders ausmacht, ist seine unverwechselbare Art aus charmantem, augenzwinkerndem Humor, profundem Fachwissen und Glaubwürdigkeit. Seine journalistische Arbeit zeichnet sich durch Innovationskraft aus.
Fest mit Baden-Württemberg verwurzelt, schuf er mit dem Slogan „Radio für den Wilden Süden“ ein einzigartiges Wir-Gefühl in unserem Südweststaat. Aber er blickt auch über den Tellerrand hinaus: mit der Ost-West-Hitparade „Top 2000 D“ hat Matthias Holtmann sich um die innere Einheit Deutschlands verdient gemacht. Er war Initiator der Sendung „Ein Lied für Bresovica“, die neun Millionen Mark Spenden für ein Kinderzentrum in Kroatien einbrachte.
Seine eigene Erkrankung veranlasste ihn, sich für die Interessen anderer von Parkinson betroffenen Menschen einzusetzen. Matthias Holtmann hat damit in der Öffentlichkeit auch ein neues Bewusstsein für Parkinson geschaffen.
Willi Kamphausen aus Kirchheim unter Teck
Als den „Pestalozzi von Kirchheim“ hat der jetzige Direktor des Landesinstituts für Schulentwicklung, Prof. Dr Klein, Willi Kamphausen einmal betitelt. Ebenso wie Pestalozzi ist Willi Kamphausen nämlich nicht nur Pädagoge, sondern hat auch als Humanist, Schul- und Sozialreformer sowie Politiker tiefe Spuren hinterlassen.
Sei es als Personalrat, als Vorsitzender des Vereins Brückenhaus, als Mitglied im Ausländerbeirat und im Integrationsrat. Er hat sein Engagement immer darauf fokussiert, Menschen zu helfen und zusammenzuführen. Politisch hat Willi Kamphausen zwanzig Jahre lang im Gemeinderat viel für die Stadt bewirkt – zunächst für eine Vorläuferorganisation der Grünen, dann für die Grünen.
Kamphausen war zwölf Jahre Kirchengemeinderat und Laienvorsitzender der Martinskirche. Er ist Mitglied in der Bürgerstiftung und Gründungsmitglied des Bildungs- und Sozialfonds „Starkes Kirchheim“.
Sein Engagement im Flüchtlingsnetzwerk trug herausragend zum Gelingen der Kirchheimer Flüchtlingsarbeit bei. Kamphausen legte den Grundstein des Familienzentrums und ist Kontaktperson zu den Kirchheimer Moscheen.
Auch Schulreformer war er während seiner Berufstätigkeit als Schulleiter: Er hat die Kernzeitbetreuung und die Schulsozialarbeit eingeführt, Leseklassen und die Entwicklung des Kirchheimer Leseförderprojekts auf den Weg gebracht.
Andreas Lapp aus Stuttgart
Wer in seiner Familie Werte hochhält, Verantwortung groß schreibt und dies auch in seinem Unternehmen umsetzt, der hat es verdient, dass seine Firma zum familienfreundlichsten Unternehmen Deutschlands gekürt wurde.
Seit langer Zeit setzt Andreas Lapp mit seiner Firma internationale Industriestandards und ist Vorreiter in der Kabeltechnologie. Gerade die zunehmende Digitalisierung ist eine Herausforderung, verstärkt in die Zukunft zu schauen und neue Bedürfnisse zu erkennen und zu bedienen. Lapps Unternehmen ist in diesem Auftrag ganz besonders innovativ unterwegs. Er verbindet mit seinen Produkten nicht nur die Welt, sondern auch die Menschen.
Seit vielen Jahren ist Lapp auch Brückenbauer für gelebte Völkerverständigung. Dass Baden-Württemberg 2015 eine Partnerschaft mit dem Bundesstaat Maharashtra in Indien eingegangen ist, das ist auch sein Verdienst. Unzählige Projekte hat er als Honorarkonsul von Indien auf den Weg gebracht und sowohl in kultureller als auch in wirtschaftlicher Hinsicht – ganz im Sinne seines Unternehmens – Verbindungen hergestellt.
Es tut gut, immer wieder zu erfahren, dass wirtschaftliche Erfolge auf globaler Ebene mit besonderem Engagement für die eigenen Beschäftigten einhergehen können. Nur wenn beide Komponenten stimmig sind, steigern Unternehmen und ihre Beschäftigten die Bedeutung ihres Wirtschaftsstandorts.
Bettina Noack aus Reutlingen
Vor dreißig Jahren gab es die heutige Kinderbetreuung für unter Dreijährige noch nicht. Bettina Noack machte es sich zur Lebensaufgabe, den Weg dahin für sich und andere zu ebnen.
Noack leistete dabei als alleinerziehende Mutter von drei Kindern wichtige Pionierarbeit auf kommunaler sowie auf Landes- und Bundesebene. Sie übernahm 1983 die Leitung einer Gruppe für Alleinerziehende im Haus der Familie Reutlingen. Zusätzlich arbeitete sie im Mutter-Kind-Programm des Landratsamtes, bei der Lebenshilfe, als Familienhelferin und als Leiterin des Mütter- und Nachbarschaftszentrums Reutlingen e.V.
Bei Letzterem engagiert sie sich seit fast dreißig Jahren ehrenamtlich im Vorstand. Zum Vereinsangebot gehören neben einem Café der Offene Treff, die Kleinkindbetreuung und Einzelberatungen. Noack erledigt die Geschäftsführungstätigkeit, übernimmt aber auch den „Begleiteten Besuch“ für Kinder in Trennungsfamilien und Pflegekinder.
Sie ist zudem Gründungs- und Vorstandsmitglied des Arbeitskreises der Kleinkindergruppen Reutlingen e.V. und gründete das Mütterforum Baden-Württemberg. Inzwischen sind rund 50 Mütter- und Nachbarschaftszentren Mitglied im Mütterforum. Noack gehörte zehn Jahre lang dem Vorstand an. Währenddessen unterstützte sie auch Mütterzentren in Bosnien. Heute ist sie Ehrenvorsitzende, Ansprechpartnerin für Landesförderung und hilft beim Aufbau neuer Zentren.
Stephan Alois Oberle aus Illmensee
Stephan Alois Oberles jahrzehntelanges Engagement gilt Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Behinderungen. Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Vorstand des Netzwerks „Zeit für Psyche Südwürttemberg“ initiierte er die Gründung mehrerer sozial - psychiatrischer Vereine, die es Menschen mit psychischer oder körperlicher Einschränkung ermöglichen, aktiv und selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.
Im Landkreis Ravensburg gründete er den Verein „Arkade e.V.“, der Betroffenen die Möglichkeit bietet, in unterschiedlichen Wohnformen zu leben. Im Kreis Friedrichshafen rief er den Verein „Pauline 13 e.V.“ ins Leben und ist dort seit über zwei Jahrzehnten im Vorstand tätig. In den Werkstätten des Vereins „Sprungbrett e.V.“ werden Arbeitsplätze für behinderte Menschen geschaffen, um ihnen zu einem eigenständigen Leben zu verhelfen.
Um das Miteinander von Menschen mit und oh ne körperlicher oder psychischer Einschränkung zu stärken, nutzt Stephan Alois Oberle auch die Kunst: Er gründete die Theatergruppe „companie paradox“ in Ravensburg, bei der Menschen mit und ohne Behinderung bzw. psychischer Beeinträchtigung gemeinsam auf der Bühne und im Rampenlicht stehen. Für diese Arbeit erhielt der Verein den „Anti Stigma Preis“ der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde.
Philippe Richert aus Wimmenau, Frankreich
Philippe Richert gestaltete als Regionalratspräsident des Elsass und der Region Grand Est mehr als drei Jahrzehnte lang Frankreichs Politik mit. Er verfügt über ein besonderes Verständnis für die Kultur und die wechselvolle Geschichte des Elsass und setzte sich stets für Zweisprachigkeit ein.
Heute ist das Elsass Vorreiter und Vorbild beim Thema Deutschunterricht in der Schule. Richert pflegte die grenzüberschreitende Kooperation mit Deutschland und verlieh ihr eine hohe Sichtbarkeit im Arbeitsmarkt, in der Aus- und Weiterbildung und in der Umweltpolitik. Ebenfalls seinem Engagement ist die Elsass-Mosel-Gedenkstätte in Schirmeck zu verdanken: Schirmeck gemahnt an die Toten der Vergangenheit und ist zugleich Symbol für den Aufbruch in ein geeintes Europa.
Auf sein Betreiben hin wurde außerdem das deutsch-französische Rahmenabkommen zur beruflichen Bildung am Oberrhein unterzeichnet: Ein Projekt, das jungen Menschen diesseits und jenseits des Rheins eine duale Ausbildung ermöglicht und so den Weg in Richtung eines grenzüberschreitenden Arbeitsmarktes bereitet.
Edith Rönnebeck aus Stuttgart
Edith Rönnebeck setzt sich seit Jahrzehnten für die Belange von kleinen und großen herzkranken Patientinnen und Patienten und deren Familien ein. Selbst betroffene Mutter, musste sie in den 1970er Jahren erfahren, dass Informationen über Behandlungs- und Heilungsmöglichkeiten kaum zugänglich waren. Um das zu ändern, engagierte sie sich in einer eigenen Eltern- Selbsthilfegruppe, im Verein „Herzkind e.V.“, und als Vorsitzende der Interessengemeinschaft „Das herzkranke Kind e.V.“
Bis heute ist sie in zahlreichen Selbsthilfegruppen aktiv. Im Stuttgarter Olgahospital sorgte sie für den Umbau von Patientenzimmern zu Familienzimmern und für die Finanzierung notwendiger Geräte sowie einer psychosozialen Mitarbeiterin.
Darüber hinaus ist sie Redakteurin einer Schriftenreihe, die medizinische Informationen allgemeinverständlich aufbereitet. Im Kindernetzwerk e .V. engagiert sich Edith Rönnebeck als stellvertretende Bundesvorsitzende zudem auch für Kinder und Jugendliche mit anderen Krankheitsbildern.
Heike Schiller aus Stuttgart
Heike Schiller ist Mitglied der Partei Bündnis 90/Die Grünen, seit den 1990er Jahren ehrenamtliches, gewähltes Mitglied in der Regionalversammlung des Verbandes Region Stuttgart und dort im Verkehrsausschuss und Koordinierungsausschuss Metropolregion vertreten.
Sie engagiert sich für einen gut funktionierenden Öffentlichen Personennahverkehr und ein integriertes Nahverkehrskonzept, das sämtliche Verkehre einbindet. Darüber hinaus ist sie langjährige Vorsitzende der Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg und steht mit ihrem Handeln für die Werte der Stiftung ein. Gerechtigkeit, Ökologie, Menschenrechte, Demokratie und die Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie die gesellschaftliche Akzeptanz von Homosexualität sind ihre Themen.
Als ausgebildete Fotografin arbeitet Heike Schiller heute in der eigenen Firma als Beraterin, Texterin und Ausstellungsgestalterin für soziale und kulturelle Einrichtungen.
Sabine Spitz aus Murg
Die erfolgreiche Mountainbikerin Sabine Spitz ist Weltmeisterin, mehrfache Europameisterin, Olympiasiegerin, Deutsche Meisterin im Cross Country und im Marathon, dazu Vize-Weltmeisterin im Cyclocross und engagiert im Antidopingkampf. Sie qualifizierte sich für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro, gewann 2017 die Gesamtwertung der Mountainbike-Bundesliga und auch 2018 ist ihr Rennkalender gut gefüllt.
Sabine Spitz ist aber nicht nur eine leidenschaftliche Sportlerin, sondern sie hat auch ein Herz für Kinder. Als Botschafterin für den katholischen Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit „In Via“ der Erzdiözese Freiburg setzt sie sich für benachteiligte Frauen und Jugendliche ein. Unter dem Dach von „In Via“ hat sie darüber hinaus eine eigene Stiftung ins Leben gerufen mit dem Ziel, bei Jugendlichen die für Schule, Beruf und Sport wichtigen Schlüsselqualifikationen wie Durchhaltevermögen und Teamgeist zu stärken.
Prof. Barbara Traub aus Stuttgart
Seit vielen Jahren setzt Prof. Barbara Traub sich ehrenamtlich für ein friedliches und aktives Miteinander der Religionen ein. Als Vorstandsvorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg engagiert sie sich für die jüdische Gemeinschaft, für Sprach - und Integrationsangebote sowie den interreligiösen Dialog.
Sie ist darüber hinaus im Präsidium des Zentralrats der Juden in Deutschland, in der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Stuttgart, im Stuttgarter Lehrhaus für interreligiösen Dialog und als Vorsitzende des Kuratoriums der Hochschule für jüdische Studien in Heidelberg aktiv. Prof. Barbara Traub ist gebürtige Wienerin und lebt seit 1992 in Stuttgart. Sie arbeitet als Psycho-Onkologin. Frau Professorin Traub konnte aufgrund eines religiösen Feiertags nicht persönlich an der Verleihung teilnehmen.
Prof. Eberhard Trumpp aus Leinfelden-Echterdingen
Prof. Eberhard Trumpp hat während seiner langjährigen Tätigkeit als Hauptgeschäftsführer des Landkreistags zwei um fangreiche Verwaltungsreformen begleitet und maßgeblich geprägt. Durch den Abbau eigenständiger Behörden konnten wichtige Aufgaben neu und an der richtigen Stelle gebündelt werden: Nahe bei den Bürgerinnen und Bürgern – in den unteren Verwaltungsbehörden der Landkreise. Dabei brachte Prof. Trumpp seine Kenntnisse aus der Verwaltung und sein Verhandlungsgeschick ein, behielt stets die Interessen der Landkreise und damit auch seines Verbands im Auge, ohne auf starren, althergebrachten Positionen zu beharren.
Im Interesse der Sache zog er mit allen Beteiligten an einem Strick und verlor nie das Gemeinwohl aus den Augen. So gelang es ihm, Reformen mit weitreichenden Auswirkungen gewinnbringend umzusetzen.
Prof. Dr. Thomas Weber aus Stuttgart
Prof. Dr. Weber hat jahrzehntelang mit Pioniergeist, innovativen Ansätzen und viel Engagement maßgeblich dazu beigetragen, der Daimler AG zu großem Erfolg zu verhelfen. Als langjähriger Vorstand für Forschung und Entwicklung war er die treibende Kraft und der Initiator für viele Neuerungen bei der Motorenentwicklung und im Bereich der Nachhaltigkeit.
Unter seiner Leitung wurden sowohl effiziente, saubere Verbrennungsmotoren weiterentwickelt und in Serie gebracht, als auch alternative Antriebsformen eingeführt. Ebenso hat er die Entwicklung für das autonome Fahren technologisch vorangetrieben. Genau 125 Jahre nach der legendären Fahrt von Bertha Benz hat Weber auf derselben Strecke eine für die Automobilbranche nicht minder zukunftsweisende Unternehmung durchgeführt: die autonome Fahrt eines Autos.
Er hat ein Entwicklungsnetzwerk geschaffen, das sich über mehrere Kontinente erstreckt, aber gleichzeitig die Region in den Blick nimmt. Seit vielen Jahren gibt Thomas Weber sein Wissen weiter, hält Vorlesungen und unterstützt Forschungsprojekte. Er ist Gründungsmitglied der führenden Forschungsplattform für Mobilität in Deutschland. Als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Industrie ist sie Impulsgeber für den nachhaltigen Automobilbau der nächsten Fahrzeuggeneration.
Außerdem setzt er sich als Mitglied der Nationalen Plattform Elektromobilität intensiv für die Entwicklung des Elektroautos ein. Er strebte stets nach Fortschritt, Verbesserung und Effizienz, vor allem im Bereich der nachhaltigen Mobilität.
Kurzvitae der Ordensprätendenten (PDF)
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Staatsministerium: Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg