Der Zusammenschluss der Universitätsklinika Heidelberg und Mannheim rückt näher. Der Ministerrat hat am Dienstag, 29. Juli 2025, in Stuttgart weitere Einzelheiten zur zukünftigen Zusammenarbeit und Beteiligung der beiden Uniklinika beschlossen. Zum 1. Januar 2026 soll er offiziell seine Arbeit aufnehmen.
Das ist ein wichtiger Schritt für die Rhein-Neckar-Region und ein guter Tag für Baden-Württemberg. Wir stärken mit dem Verbund die Universitätsmedizin im Land und den Standort Mannheim.
„Das ist ein wichtiger Schritt für die Rhein-Neckar-Region und ein guter Tag für Baden-Württemberg“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann im Anschluss an die Sitzung des Ministerrats. „Wir stärken mit dem Verbund die Universitätsmedizin im Land und den Standort Mannheim, der mit seinen insgesamt 1.800 Medizinstudienplätzen unverzichtbar ist, und bauen so unsere internationale Spitzenstellung als Gesundheits- und Medizinstandort als Teil unseres Innovationscampus ‚Health and Life Science Alliance‘ weiter aus. Der Gesundheitssektor ist als Ergänzung zu den anderen starken Branchen des Landes und im Strukturwandel enorm wichtig.“
Neue Position für den Verbundvorstand geschaffen
So soll es unter anderem künftig einen sechsköpfigen Verbundvorstand geben, der von einer Vorstandsvorsitzenden oder einem Vorstandsvorsitzenden geführt wird. Sie oder er trägt die Gesamtverantwortung für den engen Klinikverbund und ist insbesondere für die medizinisch-strategischen Belange zuständig. Ein Vorstand Medizin wird für den Klinikbetrieb beider Universitätsklinika zuständig sein.
„Die Verbundlösung ist eine große Chance für das Land, zu den Topkliniken in Berlin und München weiter aufzuschließen. Wir verbessern damit nicht nur die Forschung, sondern auch die Qualität der Gesundheitsversorgung und -vorsorge der Menschen im Land“, sagte Wissenschaftsministerin Petra Olschowski. Das beschriebene Governance-Modell ermögliche eine enge Vernetzung von Mutter- und Tochterunternehmen sowie eine stringente Führung des Verbundes durch das Universitätsklinikum Heidelberg, „ohne dass sich die jeweiligen Rechtsformen der Klinika ändern und ohne dass ein einheitliches Krankenhaus im Sinne des Krankenhausfinanzierungsrechts entsteht“, wie Ministerin Olschowski hervorhob.
Mit dem Verbund sei auch die Erwartung verknüpft, fügte die Ministerin hinzu, Doppelstrukturen bei Technik, IT und Verwaltung abzubauen und in größtmöglichem Umfang Schwerpunkte in der Forschung und Versorgung zu bilden. „Zudem sollen die beiden Medizinischen Fakultäten der Universität Heidelberg bis zum 1. Januar 2027 fusionieren“, sagte Wissenschaftsministerin Olschowski.
Neubau „Neue Mitte“ für moderne medizinische Versorgung notwendig
Zentral für diesen Prozess sei die Entwicklung eines gemeinsamen standortübergreifenden Struktur- und Entwicklungsplans, der mit seinen strategischen Schwerpunktsetzungen die Medizinische Fakultät und die beiden Universitätsklinika in Forschung und Lehre weiter in die Zukunft führt. „Der Plan wird auch ein Medizinkonzept enthalten, das eine qualitativ hochwertige und bedarfsgerechte Versorgung sicherstellt. Es sollen Schwerpunkte zwischen den beiden Universitätskliniken gebildet, Doppelvorhaltungen umfassend abgebaut und Ambulantisierungspotenziale ausgeschöpft werden – alles im Sinne einer modernen Krankenhauslandschaft“, ergänzte Gesundheitsminister Manne Lucha. Der Prozess der gemeinsamen Struktur- und Entwicklungsplanung soll 2026 abgeschlossen sein.
„Mit dem Neubau ,Neue Mitte‘ werden auch die baulichen Voraussetzungen für eine bedarfsgerechte, moderne medizinische Versorgung in der Rhein-Neckar-Region geschaffen. Wir setzen alles daran, dass die Maßnahme zeitnah umgesetzt werden kann und begleiten den Prozess engmaschig“, sagte Lucha weiter.
Mit dem Verbund wird das Mannheimer Klinikum gestärkt und Defizite beseitigt
Mit der Verbundlösung werden darüber hinaus auch die beiden Klinika finanziell profitieren. Der jährliche Defizitausgleich, um eine Zahlungsunfähigkeit des Uniklinikums Mannheim abzuwenden, soll nicht dem Universitätsklinikum Heidelberg als Mehrheitsgesellschafterin im Verbund aufgebürdet werden. Deshalb wird das Land einen ganz erheblichen Anteil der anfallenden Defizite übernehmen, um diese möglichst bis zum Jahr 2037 abzubauen. Die Gesamtkosten dafür liegen bei rund 480 Millionen Euro.
„Die Stadt Mannheim hat in den vergangenen zehn Jahren rund eine Viertelmilliarde Euro für das Universitätsklinikum aufgebracht. Jetzt unterstützen wir den Start des Klinikverbunds noch einmal mit Leistungen im Wert von bis zu 300 Millionen Euro“, betonte Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht, „davon alleine 205 Millionen durch eine Sonderverschuldung für die ‚Neue Mitte‘, dazu Grundstücke für neue Forschungseinrichtungen und die Verbesserung der Infrastruktur rund um den Klinik-Campus. Specht fügte hinzu: „Damit haben wir die finanzielle Leistungsgrenze der Stadt erreicht. Mit dem jetzt vereinbarten Verbund der Universitätsklinika sichern wir langfristig die Zukunft der universitären Krankenversorgung für die Menschen in Mannheim und der Region, ermöglichen den weiteren Ausbau der medizinischen Forschung und Lehre, erhalten attraktive Arbeitsplätze und bieten Start-ups in der Medizintechnik neue Chancen.“
Die Vorteile des Klinikverbunds im Überblick
- Modellregion für integrierte Versorgung (ambulant und stationär) inklusive umfassender digitaler Unterstützung
- Schaffung einer der größten medizinischen Fakultäten Deutschlands mit immensen Potenzialen für Datenaustausch, Forschung, Translation und Transfer von Forschungsergebnissen
- Stärkung des Innovationscampus Heidelberg-Mannheim Health & Life Science Alliance, um den Alltag der Menschen mit medizinischem Fortschritt verbessern zu können
- Zusätzliche Erfolge bei Einwerbung von Drittmitteln erwartbar (etwa große Studien), insbesondere Etablierung als einer von drei national herausragenden Standorten in Medizin und Life Sciences neben Berlin und München
- Schaffung eines neuen Leuchtturms mit hoher Anziehungskraft für Spitzenkräfte aus Medizin und Wissenschaft, beispielsweise aus den USA
- Einheitliche strategische Steuerung des Gesamtverbunds kann Wissenschaft und Forschung optimal unterstützen