Die Cluster des Burundi-Bündnisses
Unter der Leitung erfahrener Partnerinnen und Partner haben folgende Cluster ihre Arbeit aufgenommen:
Im Rahmen des "Agroforst"-Projekts bauen Bäuerinnen und Bauern in Burundi Kaffee nach einem speziellen Prinzip an: Über den Kaffeepflanzen werden unterschiedliche Arten von hohen Bäumen gepflanzt. Sie spenden nicht nur Schatten, sondern kühlen auch den Boden und versorgen die Kaffeepflanzen mit Nährstoffen. Der Kaffee, der aus dem Fair-Trade-zertifizierten Anbau gewonnen wird, wird von der Weltpartner eG als „Café du Burundi“ in Baden-Württemberg vertrieben. Rund 11.000 Kleinbauernfamilien profitieren inzwischen vom "Agroforst"-Projekt: Sie können ihre Ernährung sichern und gleichzeitig das Familieneinkommen stabilisieren. Die Hochschule Rottenburg und die Universität Burundi begleiten das Projekt zu Forschungszwecken.
Das Cluster "Versöhnung und Friedensarbeit" vernetzt wissenschaftliche, zivilgesellschaftliche und kirchliche Akteurinnen und Akteure aus Baden-Württemberg, Burundi sowie Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo. Es organisiert Tagungen, Symposien und Summer Schools und sorgt für den Wissenstransfer zwischen den unterschiedlichen Akteuren. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Bereich Kunst und Kultur, ein weiterer Schwerpunkt auf dem Themengebiet Dekolonisierung und Erinnerung. Hier werden auch die aktuellen Friedens- und Konfliktforschungen eingebunden werden. Außerdem wird ein dezentrales Netzwerk an Friedenszentren und -instituten in Burundi aufgebaut.
Im Cluster "Governance und Kommunales" unter Federführung des Städtetags Baden-Württembergs fördert die Landesregierung Städte und Kommunen im Land, die sich für eine Zusammenarbeit mit burundischen Gemeinden interessieren. Außerdem wird die Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl dabei unterstützt, gemeinsam mit der Université du Burundi an beiden Hochschulstandorten eine Verwaltungsschule aufzubauen.
Seit 2023 werden im Rahmen des von der Morpho Foundation geführten Clusters "Gesundheit" Erste-Hilfe-Kurse in aktuell 140 Schulen in Burundi angeboten. An den teilnehmenden Schulen haben sich auch Erste-Hilfe-Teams gegründet. Seit 1989 gibt es außerdem eine Patenschaft zwischen dem Krankenhaus in Gegenbach und dem Krankenhaus in Kayanza. Weitere Krankenhaus-Partnerschaften sollen aufgebaut werden.
Die Schulinitiative unterstützt den Ausbau der Schulpartnerschaften zwischen Baden-Württemberg und Burundi und wird vom Entwicklungspädagogischen Informationszentrum Reutlingen (EPiZ) geleitet. Hier werden Materialien für die Bildungsarbeit interessierter Schulen in Baden-Württemberg erstellt, Bildungsangebote für Schülerinnen und Schüler entwickelt oder Fortbildungen für Lehrkräfte angeboten.
Im Cluster "Klima" streben die Klimaschutzstiftung Baden-Württemberg und ihr Projektpartner atmosfair ein Projekt zur Einführung von „Save80“ Öfen in burundischen Haushalten und ein Projekt zur Installation von Solaranlagen an. Dadurch soll die Ladeinfrastruktur im Fischereisektor am Tanganjika-See verbessert werden. Das Ziel beider Klimaschutzprojekte besteht darin, Treibhausgas-Emissionen zu verringern und aktiv gegen den Klimawandel in Burundi und weltweit vorzugehen.
Geschicht der Parnerschaft
Anfang der 1980er Jahre erreichten die Beziehungen zwischen Baden-Württemberg und Burundi unter dem damaligen Landtagspräsidenten Erich Schneider eine neue Ebene. Als der damalige Präsident der Nationalversammlung von Burundi, Prof. Émile Mwohora, 1984 nach Baden-Württemberg kam, lud er Schneider im Anschluss nach Burundi ein. Schneiders Reise in das ostafrikanische Land legte den Grundstein für die gleichberechtigte Partnerschaft zwischen Baden-Württemberg und Burundi. Schneider und Mwohora gelten bis heute als die beiden Gründerväter der Partnerschaft.
In den darauffolgenden Jahrzehnten wurde die Partnerschaft insbesondere von Zivilgesellschaft, Kommunen und Kirchen gelebt und weiter ausgebaut, sodass sie auch Jahre politischer Krisen überdauern konnte. Angesichts des politischen Tauwetters in Burundi nahm Baden-Württemberg 2021 die Zusammenarbeit mit dem Land wieder offiziell auf. Gemeinsam mit dem Rat für Entwicklungszusammenarbeit hat die Landesregierung die Akteurinnen und Akteure im Land zum gemeinsamen Engagement in einem Burundi-Bündnis eingeladen.
2023 reiste wieder eine politische Delegation aus Baden-Württemberg unter der Leitung von Staatssekretär Rudi Hoogvliet nach Burundi. Mit dem burundischen Außenminister, Botschafter Albert Shingiro, unterzeichnete der Staatssekretär eine Gemeinsame Absichtserklärung zur Bekräftigung der Partnerschaftserklärung von 2014 und nahm an der Eröffnung des Verbindungsbüros der SEZ in Bujumbura teil.
2024 besuchte Albert Shingiro zum 40-jährigen Jubiläum die Messe Fair Handeln in Stuttgart. Vertreterinnen und Vertreter beider Länder feierten in der Landesvertretung Baden-Württembergs in Berlin die erfolgreiche Zusammenarbeit.
Koloniale Vergangenheit
Von 1885 bis 1916 war Burundi Teil der deutschen Kolonie Deutsch-Ostafrika. Im Ersten Weltkrieg besetzten belgische Truppen Burundi. Durch den Friedensverbund von Versailles wurde das Land 1919 zu belgischem Mandatsgebiet erklärt. Am 1. Juli 1962 erlangte Burundi seine Unabhängigkeit von Belgien und feiert diesen Tag seitdem als Nationalfeiertag.
Burundi: Länder-Information
Burundi gehört zu den kleinsten und gleichzeitig am dichtesten besiedelten Ländern Afrikas. Insgesamt leben dort 12,5 Millionen Menschen. Mit einer Fläche von 28.000 km² ist Burundi fast so groß wie Baden-Württemberg. Der Altersdurchschnitt der Bevölkerung liegt bei 17 Jahren.
Der Staat liegt im Osten des afrikanischen Kontinents und grenzt an Tansania, Ruanda und die Demokratische Republik Kongo. Das wirtschaftliche Zentrum Bujumbura liegt etwa 6.100 km von Stuttgart entfernt am Tanganjika-See, dem zweitgrößten See Afrikas. Die politische Hauptstadt Gitega befindet sich im Zentrum des Landes.
Mit einer durchschnittlichen Höhe von 1.504 Metern über NN gehört Burundi zu den höchstgelegenen Ländern der Erde. Es wird daher auch als „Land der tausend Hügel“ bezeichnet.
Die Mehrzahl der burundischen Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Die Wirtschaft des Landes basiert zum größten Teil auf der Landwirtschaft. Die wichtigsten landwirtschaftlichen Produkte sind Kaffee, Tee, Zucker, Baumwolle und Nahrungspflanzen. Die Inflationsrate in Burundi ist hoch. Es gibt immer wieder Probleme bei der Versorgung mit Bargeld oder Treibstoff, auch Medikamente sind oft nicht verfügbar.