Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat anlässlich des muslimischen Fastenmonats Ramadan zum Fastenbrechen in der Tradition des islamischen Glaubens eingeladen. Der Empfang stand in diesem Jahr unter dem Motto „Islamischer Religionsunterricht und Islamische Theologie“.
„Menschen muslimischen Glaubens gehören zu unserem Land, sie sind selbstverständlich Teil unserer Gesellschaft. Wir wollen, dass der Islam seinen Platz in unserer Gesellschaft hat, wie er auch anderen Religionen gemäß unserer Verfassung zusteht“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann beim Empfang anlässlich des muslimischen Fastenmonats Ramadan zum Iftar (Fastenbrechen) im Neuen Schloss in Stuttgart. Er unterstrich: „Aber das geht nur, wenn der Islam auch Teil dieser Verfassungskultur ist. Dazu gehört eine Auseinandersetzung mit dem Glauben an unseren Universitäten, an unseren Hochschulen und an unseren Schulen.“ Dazu gehöre aber auch der Aufbau von gegenseitigem Vertrauen. „Von Verbänden, die mit dem Staat zusammenarbeiten wollen, dürfen wir mehr als formale Rechtstreue erwarten. Es braucht auch eine klar erkennbare Haltung gegen jeden Missbrauch der Religion“, so Kretschmann weiter.
Modellprojekt Islamischer Religionsunterricht zu regulärem Angebot entwickeln
Der Empfang zum Ramadan stand in diesem Jahr unter dem Motto „Islamischer Religionsunterricht und Islamische Theologie“. Geladen waren unter anderem Studierende und Lehrende der islamischen Theologie und Religionspädagogik an den Hochschulen in Baden-Württemberg, Vertreterinnen und Vertreter der muslimischen Verbände, der Kirchen und Religionsgemeinschaften, der Landesregierung sowie Landtagsabgeordnete.
Das Modellprojekt Islamischer Religionsunterricht sunnitischer Prägung gibt es in Baden-Württemberg seit dem Schuljahr 2006/2007 an derzeit insgesamt 93 Schulen. Die Anzahl der Schulen, die islamischen Religionsunterricht sunnitischer Prägung anbieten wollen, sei noch wesentlich höher, so Kretschmann. Das Modellprojekt habe sich gut entwickelt. „Wir möchten, dass sich das derzeit laufende Modellprojekt zum islamischen Religionsunterricht zu einem regulären Angebot islamischen Religionsunterrichts entwickeln kann. Wir brauchen jedoch langfristige Lösungen und müssen überlegen, wer Träger eines solchen Unterrichts sein könnte“, sagte der Ministerpräsident. „Dazu sind die zuständigen Ressorts der Landesregierung bereits in Gesprächen über eine Weiterentwicklung des Projektbeirats. Gedacht ist an eine Zusammenarbeit verschiedener sunnitischer Verbände in einer Organisationsform, die mit einer starken theologischen und religionspädagogischen Professionalität und Kompetenz ausgestattet ist.“ Der Projektbeirat begleitet derzeit das Modellprojekt von Seiten der muslimischen Verbände, der Wissenschaft und der Lehrerbildung in allen Fragen wie beispielsweise der Bildungspläne, der Erarbeitung von Unterrichtsmodellen und Unterrichtsmaterialien, der Unterrichtsversorgung oder der Inhalte der Lehreraus- und -fortbildung.
Ausbildungsmöglichkeiten an Hochschulen in Baden-Württemberg schaffen
Islamischer Religionsunterricht brauche auch gut ausgebildete Lehrkräfte, so der Ministerpräsident: „Es ist in den letzten Jahren gelungen, Ausbildungsmöglichkeiten für muslimische Religionslehrerinnen und -lehrer an Hochschulen in Baden-Württemberg zu schaffen“. Ziel sei die Erhöhung der Studierendenzahlen, denn die jungen Leute würden für den Ausbau des Religionsunterrichts dringend gebraucht. Er betonte: „Wir müssen alle unseren Beitrag dazu leisten, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit junge Menschen im Studium der islamischen Theologie oder Religionspädagogik einen guten Weg für ihre berufliche Zukunft sehen.“