Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat Professor Hermann Bausinger die Große Staufermedaille in Gold des Landes Baden-Württemberg verliehen und ihn als „Vorbild eines schwäbischen Gelehrten mit nicht versiegender Schaffenskraft“ gewürdigt.
„Professor Hermann Bausingers gesellschaftliches und bürgerschaftliches Engagement geht weit über seine beruflichen Pflichten hinaus“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann anlässlich der Verleihung der Großen Staufermedaille in Gold des Landes Baden-Württemberg in der Villa Reitzenstein in Stuttgart. „Er ist für uns in Baden-Württemberg ein Rollenmodell, das Vorbild eines schwäbischen Gelehrten mit nicht versiegender Schaffenskraft.“
Vorbild eines schwäbischen Gelehrten mit nicht versiegender Schaffenskraft
„Professor Bausinger hat das ‚Ludwig-Uhland-Institut der Universität Tübingen für deutsche Altertumswissenschaft, Volkskunde, und Mundartforschung‘ vom Kopf auf die Füße gestellt“, so Kretschmann. Er habe sich daran gemacht, das Alltagsleben der sogenannten kleinen Leute empirisch zu erforschen und zu beschreiben. Mit seiner Habilitationsschrift „Volkskultur in der technischen Welt“ habe er am Ludwig-Uhland-Institut (LUI), dessen Direktor er bis 1992 war, die Empirische Kulturwissenschaft (EKW) begründet. „Jedermann, der mit Germanistik, Landeskunde, Kulturwissenschaft oder Museen zu tun hat, jeder, der sich für Verhaltenssoziologie oder Mundartforschung interessiert, verbindet die Kürzel LUI und EKW mit einer sicheren Herkunftsbezeichnung und als ein Qualitätssiegel für kritische Analysen in demokratischer Absicht“, betonte der Ministerpräsident. „Mit seinen Publikationen, seinen Vorlesungen und populären Vorträgen hat er Generationen kritischer Kulturwissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geprägt. Auf kulturwissenschaftlichen Lehrstühlen im In- und Ausland, in kulturellen Einrichtungen und Museen weit über Baden-Württemberg hinaus findet man Kulturwissenschaftler des LUI in verantwortlichen Positionen. Allen gemeinsam ist eine bürgernahe und kritische Forschungs- und Ausstellungspraxis.“
„Seine Erkenntnisse vermittelte Professor Bausinger auch außerhalb der Universität so verständlich und vergnüglich, dass er immer ein höchst interessiertes und vielköpfiges Laienpublikum gefunden hat“, sagte Kretschmann. Dank Professor Bausinger gründete sich ausgehend von Tübingen eine wissenschaftliche Gemeinde mit schwäbischen Wurzeln. Professor Bausinger habe sich in vielen brillanten Aufsätzen und Essays intensiv mit den Schwaben befasst. „Gerade in der letzten Zeit hatte ich mich thematisch an den Schwaben und ihrem Dialekt abzuarbeiten. Seine Forschungen waren dabei immer eine zuverlässige Hilfe“, so der Ministerpräsident. „Wenn ich es recht sehe, ist Professor Bausinger ein gleichermaßen fundierter Kritiker wie auch empathischer Liebhaber unseres Landes.“ Er lege in seinen Analysen des aktuellen Alltagslebens immer Wert auf die historische Herleitung – wie zuletzt durch seine „Schwäbische Literaturgeschichte“, welche ein weites Panorama der regionalen Literatur- und Geistesgeschichte entfalte. „Witz und feine Ironie sind die Zutaten, mit denen in der Tübinger Gelehrtenschule Projekte gekocht und Texte verfasst werden“, betonte Ministerpräsident Kretschmann. „Professor Bausinger hat mit seinem Wirken Maßstäbe gesetzt, an denen sich eine ganze wissenschaftliche Gemeinde orientiert.“