Die Landesregierung treibt mit der Initiative „FachkräfteLÄND“ die Fachkräftegewinnung weiter voran. Die beteiligten Fachministerien setzen eine Vielzahl von bestehenden und neuen Maßnahmen um, um die Potenziale an Schulen, Hochschulen und Weiterbildungseinrichtungen, die inländischen Potenziale und das Potenzial im Ausland voll auszuschöpfen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann hatte die Initiative 2024 angestoßen, um dem hohen Fachkräftebedarf der baden-württembergischen Wirtschaft zu begegnen. In der Ministerratssitzung am Dienstag, 15. Juli 2025, wurde nun ein erster Fortschrittsbericht vorgelegt.
Ohne qualifizierte Fachkräfte können wir nicht erfolgreich sein. Mit den Maßnahmen, die wir im Rahmen der Fachkräfteinitiative nun fördern, haben wir die Weichen gestellt, um die Zukunftsfähigkeit unseres Standortes zu erhalten.
„Ohne qualifizierte Fachkräfte können wir nicht erfolgreich sein. Mit den Maßnahmen, die wir im Rahmen der Fachkräfteinitiative nun fördern, haben wir die Weichen gestellt, um die Zukunftsfähigkeit unseres Standortes zu erhalten. Bei den Verhandlungen des Doppelhaushalts 2025/2026 hatte das Thema Bildung höchste Priorität für mich. Wir müssen kluge Köpfe bestmöglich fördern und ausbilden, und das so früh wie möglich“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann. „Dabei schauen wir nicht nur auf die Potenziale bei uns im Land, sondern auch darüber hinaus: Mit der THE LÄND-Kampagne zeigen wir internationalen Talenten, wie attraktiv unser Land zum Leben und Arbeiten ist.“
Bessere Berufsorientierung für erfolgreiche Übergänge ins Arbeitsleben
Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut sagte: „Junge Menschen werden dringend als Fachkraft benötigt. Deshalb setzen wir schon an unseren Schulen an, solange die Jugendlichen noch in den Startlöchern stehen. Raus aus der Schule, direkt rein in den Betrieb, und sofort den ersten Schritt hin zur Eigenständigkeit setzen. Damit dies möglichst allen Jugendlichen gelingt, müssen wir in die Fläche unseres Landes und das machen wir mit der Neugestaltung des Übergangs Schule-Beruf. Wir fördern im Land bereits 36 Übergangsmanagements und rund 180 Begleitungen im berufsvorbereitenden Bildungsgang Ausbildungsvorbereitung dual, um die jungen Menschen und die Betriebe tatkräftig zu unterstützen und zusammenzubringen.“
Potenziale im MINT-Bereich ausschöpfen
Wissenschaftsministerin Petra Olschowski sagte: „Wir brauchen dringend mehr akademische Fachkräfte, um bei Forschung und Innovation weiter europaweit an der Spitze zu bleiben und so Baden-Württembergs Zukunftsfähigkeit zu stärken. Deswegen sichern wir mit der Hochschulfinanzierungsvereinbarung bis 2030 die bestehenden Studienkapazitäten. Außerdem unterstützen wir die Hochschulen dabei, ihr Studienangebot attraktiver zu machen und den Studienerfolg zu erhöhen. Unser Ziel ist es, unter anderem das Interesse an Bildungs- und Gesundheitsberufen, und besonders auch an den MINT-Studiengängen zu steigern. Wir wollen, dass sich möglichst viele internationale Studierende, jungen Frauen und Erstakademiker für diese spannenden Studienfächer einschreiben. Mit unserer Kampagne ‚The NERD LÄND‘ werben wir seit mehr als einem Jahr vor allem für technische Studiengänge und für den Studienstandort Baden-Württemberg. Damit wirken wir nicht nur den bundesweit rückläufigen Einschreibungszahlen bei den MINT-Fächern entgegen, sondern gehen auch die Herausforderung des Fachkräftemangels aktiv an.“
Frühkindliche Bildung stärken
Kultusministerin Theresa Schopper sagte: „Unser Ziel ist es, allen Kindern in unserem Land beste Startchancen zu bieten, damit sie ihre Potenziale voll ausschöpfen können. Mit Investitionen in die frühkindliche Bildung wie dem Direkteinstieg Kita, einem Paket zur Personalentwicklung in der Kindertagesbetreuung und der Sprachförderung durch SprachFit setzen wir konsequent auf eine frühe Förderung am Anfang des Bildungsweges. Zugleich braucht es ein verlässliches Ganztagesangebot, damit berufstätige Eltern darauf vertrauen können, dass ihre Kinder gut betreut sind. Diesem hohen Anspruch können wir nur mit sehr gut ausgebildeten Fachkräften gerecht werden.“
Zuwanderung von Fachkräften beschleunigen
Justizministerin Marion Gentges sagte: „Das Land wartet nicht auf die Änderung der rechtlichen Rahmenbedingungen durch den Bund, sondern geht voran. Wir beschleunigen und digitalisieren das beschleunigte Fachkräfteverfahren im Rahmen des schon jetzt rechtlich Möglichen. Die beeindruckenden Zahlen sprechen für sich: Die neue Landesagentur für die Zuwanderung von Fachkräften (LZF) hat sich bereits nach kurzer Zeit zu einem zentralen, zuverlässigen und engagierten Ansprechpartner für die Unternehmen im Land entwickelt. So stellten die Arbeitgeber allein in den ersten hundert Tagen über 800 Anträge auf Durchführung des beschleunigten Fachkräfteverfahrens bei der LZF. In rund 220 Fällen wurden Vorabzustimmungen zur Visumerteilung erteilt.“
Gesundheits- und Pflegefachkräfte gewinnen
Sozialminister Manne Lucha sagte: „In einer alternden Gesellschaft wächst der Bedarf an Pflegepersonal, während gleichzeitig die Zahl der Pflegekräfte sinkt. Das hat gravierende Folgen für Patienten und Personal - und verursacht enorme soziale sowie wirtschaftliche Kosten. Ein zentraler Baustein unserer Strategie gegen diesen Fachkräftemangel ist die Zuwanderung ausländischer Pflegekräfte. Diese Berufe machen deutlich mehr als die Hälfte aller Anerkennungsverfahren im Land aus! Deswegen haben wir bei der Errichtung der neuen Landesagentur für die Zuwanderung ausländischer Fachkräfte am Regierungspräsidium Stuttgart einen auf die Gesundheitsberufe spezialisierten Standort eingerichtet: Kurze Wege zur dortigen Landesanerkennungsstelle für Gesundheitsberufe ermöglichen eine enge Abstimmung und damit zügige Verfahren. Mit Pilotvorhaben in unserem Partnerbundesstaat Maharashtra in Indien wollen wir künftig weitere Impulse für die Anwerbung ausländischer Pflegekräfte setzen und nehmen dabei den ganzen Prozess in den Blick: von der Förderung des Spracherwerbs bereits im Ausland bis hin zur Unterstützung von Mentorenprogrammen für eine gelingende Integration in Deutschland. Wir legen dabei Wert auf faire Bedingungen und arbeiten dafür eng mit unseren Partnern in der Bundesagentur für Arbeit sowie der baden-württembergischen Zivilgesellschaft zusammen.“
Fachkräfteinitiative „FachkräfteLÄND“
Die Eckpunkte der Fachkräfteinitiative „FachkräfteLÄND“ wurden in der Ministerratssitzung am 16. April 2024 beschlossen. Das Staatsministerium, das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration sowie das Ministerium der Justiz und für Migration setzen seitdem gemeinsame wie auch eigenständige Maßnahmen zur Fachkräftesicherung um und legten in der Ministerratssitzung am 15. Juli 2025 den ersten Fortschrittsbericht vor.
Maßnahmen zur Stärkung der Potenziale an den Schulen, Hochschulen und den Weiterbildungseinrichtungen sowie inländische Potenziale
Die frühkindliche Bildung wird durch verschiedene Maßnahmen verbessert, wie zum Beispiel das neue Ausbildungsmodell Direkteinstieg Kita an aktuell 42 Schulen als eine Maßnahme zur Personalgewinnung in der Kindertagesbetreuung. Zudem wird die Sprachbildung und -förderung in Kitas und Grundschulen durch SprachFit ausgebaut und der Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung in der Grundschule ab 2026/2027 umgesetzt.
Gefördert wird die berufliche Orientierung zum Beispiel durch das Monitoring zur datengestützten Qualitätssicherung im Bereich Berufliche Orientierung, die Systematisierung und Ausweitung der Fortbildungsangebote zur Beruflichen Orientierung, die Einführung digitaler Verfahren wie BOaktiv und der berufswahlapp oder das Reformprojekt zur Neugestaltung des Übergangs von der Schule und die Praktikumswochen.
Die Schülerdatenübermittlung zwischen Schule und Agentur wird im Schuljahr 2024/25 an allen weiterführenden Schulen probeweise ermöglicht.
Der Direkteinstieg für Lehrkräfte wurde auf alle Schularten ausgeweitet.
Um den Einstieg in die Ausbildung unter anderem für Zugewanderte zu erleichtern, ist im Doppelhaushalt 25/26 eine modellhafte Förderung von begleitenden Angeboten bei der ersten Unterbringung außerhalb des Elternhauses an Einrichtungen zur Unterbringung von Auszubildenden und Personen in Vorbereitung auf eine duale Ausbildung vorgesehen. Zudem beteiligt sich das Land an den Kosten für die Modernisierung von überbetrieblichen Berufsbildungsstätten.
Die Hochschulfinanzierungsvereinbarung III (HoFV III) für 2026-2030 sieht den Erhalt der Gesamtstudienplatzkapazitäten in Baden-Württemberg vor und bietet den Hochschulen mit dem Zukunftsprogramm Hochschule 2030 ein Instrumentenset zur Weiterentwicklung ihres Studienangebots. Dieses Programm umfasst ein Transformationsbudget und die Vergabe von Transformationsstellen, um wichtige Schwerpunktthemen in Studium und Lehre zu fördern.
Die Förderlinie Schule-Hochschule unterstützt Maßnahmen, die Schülerinnen und Schüler für MINT-Themen begeistern und ihr Interesse an einem MINT-Studium wecken sollen. Die NERD-Kampagne soll den Bekanntheitsgrad des baden-württembergischen Hochschulsystems für Studieninteressierte steigern und gezielt junge Frauen sowie Studieninteressierte aus Elternhäusern ohne Hochschulerfahrungen ansprechen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Curricularentwicklung in MINT-Studiengängen, die durch das Impulsprogramm gefördert wird. Hier werden Projekte unterstützt, die darauf abzielen, die Studieninhalte an aktuelle gesellschaftliche und technologische Herausforderungen wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung anzupassen, innovative Lehrmethoden einzusetzen und flexible Studienmodelle zu entwickeln, um unterschiedlichen Zielgruppen gerecht zu werden.
Die Hochschulen in Baden-Württemberg fördern den Studienerfolg durch Unterstützungsmaßnahmen und Frühwarnsysteme, um das Risiko eines Studienabbruchs zu minimieren.
Internationale Studierende werden verstärkt angeworben. Durch das Angebot durchgehend englischsprachiger Studiengänge konnte die Anzahl ausländischer Bewerbungen erhöht und eine bessere Auslastung der Studiengänge erzielt werden. Im Landeshochschulgesetz wurde der Hochschulzugang flexibilisiert, um internationalen Studienbewerberinnen und -bewerbern ohne direkte Zugangsberechtigung eine Zulassung zu ermöglichen. Die Aktivitäten im internationalen Studierendenmarketing werden jährlich angepasst, unter anderem durch Messebeteiligungen, digitale Formate und ein englischsprachiges Informationsportal.
Mit der neuen Förderlinie werden flexibel studierbare Studiengänge etabliert, bei denen digitale Studienangebote mit intensiven Präsenzphasen kombiniert werden. So sollen neue Zielgruppen für die Hochschulen erschlossen werden.
Der Sonderbeauftragte unterstützt die Hochschulen dabei, die Studiengangportfolien inhaltlich und hinsichtlich der Studienformate innovativ fortzuentwickeln.
Das im Aufbau befindliche Lern- und Anwendungszentrum Mechatronik des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) soll zu einem digitalen Lerncampus erweitert werden.
Das Landesprogramm Kontaktstellen Frau und Beruf und das Mentorinnen-Programm für Migrantinnen werden fortgeführt, um die Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Wirtschaft zu fördern.
Das Landesarbeitsmarktprogramm Neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt fördert arbeitsmarktpolitische Maßnahmen, um die Arbeitsintegrationschancen von arbeitslosen Menschen zu verbessern und Langzeitarbeitslosigkeit vorzubeugen.
Maßnahmen zur Fachkräfteanwerbung aus dem Ausland
Das Ziel ist es, eine umfassende Struktur zur Unterstützung von Fachkräften aus Indien, insbesondere aus dem Bundesstaat Maharashtra, zu etablieren, um ihre Migration und Integration im Land zu erleichtern. Dazu wurde eine Gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet und eine ressortübergreifende Task Force für deren Umsetzung eingerichtet. Beispielsweise mit dem Service Desk Fachkräfte in Pune und Pilotprojekten zur Vermittlung von Bewerbern soll die Anwerbung und Integration von Fachkräften aus Indien unterstützt werden.
Die Kampagnenmarke THE LÄND zielt darauf ab, den Standort Baden-Württemberg national und international zu positionieren und Fachkräfte direkt anzusprechen.
Die Arbeit der Welcome Center in Baden-Württemberg und das Programm Integration durch Ausbildung – Perspektiven für Zugewanderte (sog. Kümmerer-Programm) werden fortgesetzt.
Die Landesagentur für die Zuwanderung von Fachkräften (LZF) ist am 1. April 2025 gestartet. Die LZF ist eine zentrale Stelle, die neben den schon bisher zuständigen Ausländerbehörden für die Durchführung des beschleunigten Fachkräfteverfahrens zuständig ist. Die LZF koordiniert dabei insbesondere die verschiedenen Verfahrensschritte im Sinne eines Case Management. Sie tritt als one-stop-shop auf und bezieht alle am Prozess Beteiligten mit ein.
Die Empfehlungen der Prozessanalyse werden sukzessive umgesetzt beziehungsweise deren Umsetzung begleitet.
Um die Integration von zugewanderten Pflegekräften zu unterstützen, wird ein Konzept erarbeitet, um über ehrenamtliche Everyday Companions individuelle Beratungs- und Unterstützungsangebote zu schaffen. Die Landesregierung fördert zudem Deutschsprachkurse im Ausland. Zudem werden die Anerkennungsverfahren für ausländische Qualifikationen im Gesundheitsbereich beschleunigt und die Beratungszentren für die Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen weiter ausgebaut.
Der Runde Tisch begleitet die Umsetzung der im Rahmen eines Evaluierungs- und Optimierungsprozesses erarbeiteten Maßnahmen zur Beschleunigung der Verfahren zur Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen.
Die Förderung für die regionalen Koordinierungsstellen zur Umsetzung der Pflegeberufereform endet im September 2025.