Aus Anlass des Besuchs von der Vizepräsidentin der Europäischen Union (EU), Henna Virkkunen, beim Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg TAF BW in Karlsruhe hat Verkehrsminister Winfried Hermann den Einsatz des Landes für ein europäisches Testfeld in Karlsruhe bekräftigt.
Akteure in Europa stärker bündeln
Verkehrsminister Hermann sagte: „Autonom fahrende Shuttlebusse bieten im öffentlichen Verkehr neue Möglichkeiten. Sie können in Zukunft dabei helfen, ländliche Regionen und Orte in Randzeiten besser anzubinden. Wenn wir beim Einsatz dieser neuen Technologie einen eigenständigen Weg gehen wollen, muss und kann Europa die Innovationskraft für das autonome Fahren bündeln und die Zukunftstechnologie länderübergreifend voranbringen. Ansonsten werden wir im internationalen Wettbewerb mit den USA und asiatischen Playern abgehängt.“ Testumgebungen wie das TAF BW in Karlsruhe, Bruchsal und Heilbronn komme dabei eine wichtige Bedeutung zu. „Dort wird beispielsweise anhand von realen Daten geforscht, wie das Autonome Fahren noch sicherer und effizienter werden kann.“
Baden-Württemberg gehört zu den Vorreitern beim autonomen Fahren
Baden-Württemberg gehört zu den Vorreitern beim autonomen Fahren in Deutschland. Rund 25 Millionen Euro hat allein das Verkehrsministerium seit 2016 in Forschung, Testbetriebe und Umsetzung investiert. Dabei entstehen konkrete Anwendungen, wie fahrerlose Shuttles im Nahverkehr oder digitale Testfelder mit Echtzeitdaten. Die Fahrzeuge fahren bereits heute mit Begleitpersonal auf öffentlichen Straßen, beispielsweise in Projekten wie dem Reallabor für den Automatisierten Busbetrieb (RABus) in Mannheim und Friedrichshafen.
Gemeinsam mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat sich Minister Hermann bereits früher schon auf EU-Ebene für eine grenzübergreifendes EU-Testfeld in Karlsruhe stark gemacht. Baden-Württemberg bietet mit seinem starken Automotive-Cluster, seiner exzellenten Forschungslandschaft, seiner jahrelangen Expertise im Testfeld für automatisiertes und vernetztes Fahren TAF BW sowie mit seiner unmittelbaren Nachbarschaft zu Frankreich die besten Voraussetzungen für ein solches europäisches Testfeld.
Baden-Württemberg als starker Standort
Für Baden-Württemberg als Standort spricht unter anderem:
- Innerhalb des Strategiedialogs Automobilwirtschaft BW und darüber hinaus unterstützt das Land die Digitalisierung der Fahrzeuge und des Verkehrs seit 2017 mit gezielten Maßnahmen und Initiativen. Dabei engagieren sich auch mehrere große baden-württembergische Unternehmen wie Mercedes Benz, Porsche, Daimler Truck, ZF Friedrichshafen oder Bosch.
- Mit der Plattform „Free and Open Source Software Collaboration“ sollen insbesondere Zulieferer sowie kleine und mittlere Unternehmen dazu befähigt werden, künftige Wertschöpfungspotenziale im Bereich der Automotive-Software zu heben.
- Mit Projekten wie U-Shift des renommierten Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt in Stuttgart, RABus (ZF Friedrichshafen AG) oder AMEISE (Fraunhofer-Gesellschaft) hat das Land autonome Shuttles bereits auf die Straße gebracht.
Voraussetzungen auf europäischer Ebene schaffen
Die Landesregierung fordert nun, dass auch auf europäischer Ebene die Voraussetzungen geschaffen werden. Bisher fehlen verbindliche Regeln für den grenzüberschreitenden Betrieb einschließlich der realen Erprobung im öffentlichen Raum. Verkehrsminister Hermann betonte: „Der Action Plan der EU-Kommission ist ein guter Anfang, muss aber auch seitens der Kommission und der Regionen mit Leben gefüllt werden, damit wir zu den internationalen Vorreitern aufschließen können und die technologische Unabhängigkeit behalten. Damit wir am Ball bleiben können, brauchen wir aber auch den Rückenwind aus Brüssel. Es freut mich, dass wir EU-Vizepräsidentin Virkkunen heute unsere ausgezeichnete Testumgebung zeigen konnten.“
Erprobungsräume schaffen
Bei ihrem Besuch am FZI Forschungszentrum Informatik, das die wissenschaftliche Leitung für Konzeption, Planung und Ausbau des Testfelds innehat, fuhr die EU-Vizepräsidentin selbst mit einem autonomen FZI-Forschungsfahrzeug durch das Baden-Württemberger Reallabor. FZI-Vorstand Professor Marius Zöllner unterstützt die Forderung nach einem verstärkten europäischen Schulterschluss: „Europa muss im Bereich automatisierte, vernetzte Mobilität wettbewerbsfähig, souverän und attraktiv für Anbieter sein. Dazu müssen wir mit Hochdruck zum einen unterschiedliche organisatorische, technische und methodische, zum anderen aber auch regulatorische und soziale Gegebenheiten angehen, damit die harmonisierte europäische, grenzüberschreitende Mobilität gelingt. Hier geht es nicht nur um das autonome Fahren selbst, sondern auch um Sicherheit, Zulassung und Betrieb. Dafür brauchen wir enge europäische Zusammenarbeit und Erprobungsräume wie ein länderübergreifendes Testfeld, um innovative Technologien in der Personenbeförderung sowie für den Warentransport grenzüberschreitend voranzutreiben und unter realen Bedingungen autonome Mobilitätslösungen für Europa in Europa zu entwickeln.“
Strategiedialog als Treiber von Zukunftstechnologien
Autonomes Fahren ist ein zentrales Handlungsfeld des Strategiedialogs Automobilwirtschaft Baden-Württemberg (SDA) im Schwerpunkt Daten unter Leitung des Landesverkehrsministeriums. Seit 2017 vernetzt der SDA Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Politik, um die Transformation der Automobilwirtschaft zu begleiten und zu unterstützen. Die EU-Kommission hat Anfang 2025 ein ähnliches Format aufgegriffen. Das TAF BW ist als eines der ersten Projekte aus dem SDA entstanden und wird seit 2021 vom Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) mit einer Laufzeit bis mindestens 2030 betrieben.
Im Mittelpunkt des Themenfelds des Verkehrsministeriums steht dabei das Thema „datenbasierte Mobilität“: Der intelligente Umgang mit großen Datenmengen soll helfen, Verkehrsflüsse zu optimieren, die Sicherheit zu erhöhen und klimafreundliche Lösungen schneller umzusetzen. Ein Schlüssel dafür ist Künstliche Intelligenz. Sie erkennt Muster, verarbeitet Informationen in Echtzeit und unterstützt unter anderem bei der Wartung von Infrastruktur, der Planung von Routen oder der Steuerung von Ampeln. Projekte wie die LSA-Cloud und MobiData BW zeigen, wie digitale Technik schon heute für mehr Effizienz im Verkehr sorgt. Zugleich setzt der SDA auf offene Software-Lösungen.
Mit der klaren Fokussierung auf Daten, Offenheit und Zusammenarbeit stärkt der Strategiedialog die Wettbewerbsfähigkeit Baden-Württembergs.