Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Ministerin Theresia Bauer haben die Premiere von „Hänsel und Gretel“ an der Staatsoper Stuttgart besucht. Kretschmann kritisierte, dass der russische Regisseur Kirill Serebrennikov seine Arbeit an dem Stück nicht vollenden konnte.
„Die Oper ist für mich persönlich die Königin der Bühnenkünste. Nach meinem Empfinden ist sie wie kaum eine andere Kunstform in der Lage, überlieferte Stoffe musikalisch und szenisch jedes Mal wieder neu erlebbar zu machen“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann anlässlich seines Premierenbesuchs von „Hänsel und Gretel“ an der Staatsoper Stuttgart. „Die beeindruckenden Bilder im Kontext der Globalisierung, die hervorragenden Musiker und die stimmgewaltigen Solisten haben die Oper von Engelbert Humperdinck für mich zu einem großartigen Erlebnis gemacht“, so Kretschmann weiter.
Skandalös, dass russischer Regisseur seine Arbeit nicht vollenden konnte
„Ich bewundere vor allem die Kreativität von Regisseuren wie Kirill Serebrennikov, die aus Stoffen Konflikte schälen, die uns existenziell betreffen und uns in der Seele berühren“, so der Ministerpräsident. „Es ist skandalös, dass der russische Regisseur seine Arbeit an ‚Hänsel und Gretel‘ nicht vollenden konnte und auch zur heutigen Premiere nicht nach Stuttgart reisen durfte, da er in Russland unter Hausarrest steht und einer Kommunikationsperre unterliegt. Die Verlängerung des Hausarrestes um weitere drei Monate beobachte ich mit Sorge und zunehmender Beunruhigung. Serebrennikov ist über die vielen Jahre, in denen er mit verschiedenen Bühnen in Deutschland mit großem Erfolg kooperiert hat, zu einem Vermittler für die engen deutsch-russischen Beziehungen im kulturellen Bereich geworden. Seine internationale Anerkennung und das Ausmaß der aktuellen Anteilnahme zeugen von seinem grenzüberschreitenden Engagement für Dialog und Austausch.“
Kunstministerin Theresia Bauer sprach dem gesamten Team der Oper und Intendant Jossi Wieler Kompliment, Respekt und Dank für ihren frühzeitigen und nachdrücklichen Einsatz und den engagierten und sensiblen Umgang mit dieser besonderen Situation aus: „Das war und ist eine große persönliche Belastung für alle, die an der Produktion beteiligt sind und darüber hinaus - von den Sängern über die Dramaturgie bis zum Kostümbild. Umso stärker ist das Signal, dass die Oper Stuttgart an der Aufführung festgehalten hat.“
„Wir brauchen Kunst in Freiheit“
Von dieser Premiere gehe eine besondere Botschaft aus. „Kunst muss unabhängig vom Staat arbeiten können, auch wenn sie vom Staat finanziert wird. Sie darf nicht spiegeln, was die Haltung der Förderer ist, denn sie entsteht nicht im Auftrag des Staates. Wir brauchen Kunst in Freiheit. Um die Freiheit der Kunst muss immer wieder aufs Neue gerungen werden“, betonte Bauer. Deshalb unterstütze das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst das Programm der Staatstheater Stuttgart, in dem in einer Ausstellung, in Vorträgen und Podiumsdiskussionen über die Schwierigkeiten, mit denen Kulturschaffende in Russland heute konfrontiert sind, informiert wird.