Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat am Freitag, 17. Januar 2025, gemeinsam mit Kultusministerin Theresa Schopper die Pragschule in Stuttgart besucht. Sprachförderung und Demokratiebildung standen im Mittelpunkt des Austauschs an der Grundschule. „Wir wissen aus den Einschulungsuntersuchungen, dass landesweit fast ein Drittel der Kinder ein Jahr vor Schulbeginn intensiven Sprachförderbedarf hat. Mit unserem neuen umfangreichen Sprachförderpaket steuern wir früh entgegen“, erklärte der Ministerpräsident. Die Pragschule setzt als eine von etwa 200 Standorten im Land bereits in diesem Schuljahr eine Vorstufe für den Einstieg in die ergänzende Sprachförderung vor der Einschulung als Teil des Sprachförderpakets der Landesregierung um. Dabei arbeitet sie mit drei Kindertagesstätten zusammen.
„Eine gute sprachliche Basis ist die Grundlage für eine erfolgreiche Schullaufbahn. Alle Kinder müssen die Chance haben, Leistung zu bringen und etwas aus ihrem Leben zu machen. Deshalb ist es wichtig, Sprachdefizite bei Kindern früh auszuräumen. Wenn das alle Schulen so gut hinbekommen wie die Pragschule, sind wir einen großen Schritt weiter, um für alle Kinder eine gute sprachliche Basis zu schaffen, damit sie am Ende der Grundschule sicher lesen, schreiben und rechnen können“, so Kretschmann.
„Das Beherrschen der Sprache steht am Beginn jeder Bildung“, ergänzte Kultusministerin Schopper. „Das zieht sich durch jedes Fach, durch jede Aufgabenstellung, egal, ob im Deutschunterricht oder in Mathematik – der sichere Umgang mit der Sprache in Wort und Schrift ist der Schlüssel für das Verstehen. Deshalb wollen wir sichergehen, dass künftig jedes Kind mit den notwendigen Qualifikationen in die erste Klasse kommt, das es braucht, um mithalten zu können und das Beste aus seinen Möglichkeiten zu machen.“
Rektorin Isabelle Hagel erklärte: „Seit einigen Jahren und auch in diesem Schuljahr fördern wir vor dem Schuleintritt Kinder in ihren Vorläuferfähigkeiten. Sie lernen zum Beispiel ähnliche Laute zu unterscheiden oder Wörter als einzelne Bestandteile der gesprochenen Sprache zu erkennen. Für diese Kinder ist das eine immense Hilfe, um später in der ersten Klasse gut mitzukommen.“
Schülerinnen und Schüler lernen Demokratie durch schuleigenen Rat
Die Pragschule investiert zudem in zahlreiche Programme zur Kinderbeteiligung und Demokratiebildung. So beraten die Schülerinnen und Schüler im schuleigenen „Pragschulrat“ selbst über Anliegen aus der Schülerschaft. Das Gremium entscheidet demokratisch über Themen wie die Belegung der Sporthalle oder den Speiseplan, die Lehrkräfte stehen dabei nur beratend zur Seite. Ministerpräsident Kretschmann lobte die Initiative bei seinem Besuch: „Der Pragschulrat ist ein exzellentes Beispiel für eine ganz praktische, frühe Demokratiebildung. Die Schülerinnen und Schüler lernen so, dass jede und jeder einzelne etwas bewirken kann. Dass Demokratie eben mehr ist als ein abstrakter Begriff“, betonte Kretschmann.
Rektorin Isabelle Hagel betonte: „Unsere Kinder erfahren schon früh, dass ihre Stimme zählt. Sie können ihren Alltag aktiv mitgestalten und erleben so im Kleinen, wie wirksam Beteiligung sein kann. Außerdem setzen wir auf eine intensive Elternarbeit und Kooperationen, die in die Stadt hineinwirken. So kooperieren wir zum Beispiel mit dem Kinder- und Jugendhaus Nord, dem Stadtacker, der Musikschule, dem Gemeinschaftserlebnis Sport, dem Turnverein Cannstatt, einem Zirkus, dem Familien- und Stadtteilzentrum Nord, den Kirchengemeinden, der Stadtbibliothek und vielen weiteren Partnern.“
Kompass 4 Test
Im Rahmen des Austauschs zu den Erfahrungen der Kompass-4-Arbeiten und der Übergangsgespräche bedauerten Kretschmann und Schopper erneut die Verunsicherung, die bei Eltern, Lehrkräften und vor allem den Kindern entstanden sei. „Die gewünschte Aussagekraft und Orientierung hat der Mathematikteil von Kompass 4 dieses Jahr nicht geboten, das ist ganz klar. Gleichwohl werden wir ihn nicht zurückziehen, um nicht jenen Kindern zu schaden, die gut abgeschnitten haben und denen ihr Kompass-Ergebnis nützt“, erklärte der Ministerpräsident. Grundsätzlich seien Eltern und Lehrer aber bereits vor Weihnachten schon vom Kultusministerium angehalten worden, sich dieses Jahr in ihrer Entscheidung nicht von Kompass 4 beeinflussen zu lassen. Kretschmann: „Das heißt: Das Ergebnis wirkt sich nur dann aus, wenn es positiv für ein Kind ausfällt.“ Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass man den Kompass-4-Test bewusst als zusätzlichen Gradmesser – neben der Lehrer-Empfehlung – eingeführt habe, damit die Schulentscheidung künftig auf einer breiteren Grundlage gefällt wird. „Und dieser zusätzliche Gradmesser hat diesmal leider nicht richtig funktioniert. Das bedauern wir sehr.“ Kultusministerin Schopper ergänzte, dass man daran festhalten wolle, bei der Schulentscheidung auf eine breitere Entscheidungsgrundlage zu setzen: „Ob die Aufgaben im Mathe-Bereich zu schwer waren oder die Bearbeitungszeit zu knapp, was bei den Rahmenbedingungen nicht gepasst hat und warum es solche erheblichen Unterschiede zum Deutsch-Teil gab – das wissen wir alles noch nicht abschließend. Aber wir werden uns die Auswertung der Ergebnisse des Instituts für Bildungsanalysen Baden-Württemberg (IBBW) ganz genau ansehen. Ich bin überzeugt, dass Kompass 4 grundsätzlich ein richtiges und wichtiges Instrument ist.“
Ministerpräsident Kretschmann und Kultusministerin Schopper dankten allen Teilnehmenden für die interessanten Einblicke in die Schulgemeinschaft der Pragschule und die aufschlussreichen Gespräche.
Austausch zu Bildungsreformen
Der Besuch der Pragschule Stuttgart bildete den Auftakt für insgesamt drei Schulbesuche des Ministerpräsidenten und der Kultusministerin, um sich zu den Bildungsreformen auszutauschen. Neben der Grundschule werden ein Gymnasium sowie eine Realschule unter Beteiligung einer Gemeinschaftsschule und einer Werkrealschule besucht.
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