Nordirak

Weitere Hilfe für Opfer des syrischen Bürgerkriegs

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Der Traumatologe Jan Ilhan Kizilhan sitzt mit einer Frau im nordirakischen Dohuk im Büro des baden-württembergischen Sonderkontingents für bis zu 1000 traumatisierte IS-Opfer aus dem Nordirak (Bild: © dpa).

Baden-Württemberg hat mit einem Sonderprogramm für schutzbedürftige traumatisierte Frauen und Kinder über 1.000 Menschen in Sicherheit nach Baden-Württemberg gebracht. Nach dieser schnellen und unkomplizierten Soforthilfe ergreift die Landesregierung nun auch Unterstützungsmaßnahmen vor Ort, um Folgen des Krieges zu mildern und Fluchtursachen zu bekämpfen.

UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon hat am Freitag die Jesidin Nadia Murad in New York im Beisein internationaler Regierungsvertreter zur UN Sonderbotschafterin ernannt. Murad war den Schergen des IS entkommen, nachdem nahezu ihre gesamte Familie ausgelöscht wurde. Sie wurde im vergangenen Jahr in das baden-württembergische Sonderprogramm für schutzbedürftige und traumatisierte Frauen und Kinder aufgenommen und in Sicherheit gebracht.

„Wir haben schnell und unkompliziert Hilfe geleistet, wo es am nötigsten war“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Die Auszeichnung Murads sei nicht zuletzt auch als internationale Würdigung des baden-württembergischen Programms zu verstehen. Dies habe auch Murads Anwältin, Amal Clooney, in New York gegenüber Wissenschaftsministerin Bauer nochmals betont. „In einem zweiten Schritt geht es nun darum, langfristig Hilfe zu leisten“, so Kretschmann.

„Für uns war von Anfang klar, dass es mit der Aufnahme von Notfällen nicht getan ist, sondern dass wir auch die Situation der Inlandsflüchtlinge im Irak verbessern wollen“, unterstrich der  Ministerpräsident. Baden-Württemberg verfolge dabei mehrere Projekte, um Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten und Fluchtursachen zu mindern.

Unter der Federführung des Wissenschaftsministeriums wird das Land gemeinsam mit der Universität Dohuk ein Institut für Psychotherapie  im Nordirak aufbauen. Wissenschaftsministerin Theresia Bauer: „Der Aufbau eines Instituts für Psychotherapie in Dohuk im Nordirak soll einen Beitrag leisten, den Weg zur Selbsthilfe zu ebnen. Wir wissen, dass Kriegstraumata sogar generationenübergreifend wirken. Deshalb ist es wichtig, qualifizierte Fachkräfte auszubilden, die in der Lage sind, das psychische Leid der Menschen zu lindern. Leid darf nicht zu Gift werden.“

Das Land wird zunächst eine Million Euro für das Institut bereitstellen. Hinzu kommen rund 320.000 Euro, die als Stipendiengelder für Studierende bereitgestellt werden. Gleichzeitig ist es das Ziel, weitere interessierte Partner einzubinden.

Die Ausbildung ist als Masterstudiengang angesetzt und dauert drei Jahre. Sie richtet sich an Menschen mit akademischer Vorbildung: Ärzte, Krankenschwestern, Pflegekräfte oder Lehrer. Der Aufbau der Studiengänge erfolgt nach Übereinkommen mit der kurdischen Regionalregierung in Zusammenarbeit mit der Universität Tübingen, der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und der Universität Dohuk. Die ersten Studierenden sollen Anfang 2017 beginnen können. Spätere Einsatzorte werden Flüchtlingscamps, Krankenhäuser und Sozialstationen sein.

Ein Schwerpunkt soll in der interkulturellen Kompetenz der therapeutischen Ausbildung liegen. Therapien müssen auch den soziokulturellen und kulturhistorischen Kontext der traumatisierten Person berücksichtigen, um wirksam zu sein. Deshalb werden Studierende sowohl in Dohuk als auch in Baden-Württemberg lernen, Fachkräfte aus Deutschland werden in Dohuk arbeiten und ausbilden. Ein Teil der Studierenden soll außerdem durch ein Train-The-Trainer-Konzept befähigt werden, selbst Fachkräfte auszubilden.

„Ein weiterer Aspekt unseres Engagements im Nordirak ist ein bereits begonnenes Projekt mit der Bundesentwicklungsagentur GIZ zur Müllentsorgung und damit zum Schutz vor Seuchen sowie zur Schaffung von Arbeitsplätzen in den Flüchtlingslagern. Damit haben wir schnell auf Cholerafälle reagiert“, sagte Kretschmann. Weitere humanitäre Projekte gemeinsam mit der Landesentwicklungsgesellschaft SEZ und einheimischen Partnern seien in Planung und sollen bis zum Jahresende ausgewählt sein. Insgesamt habe das Land für die Partnerschaft mit der Region Dohuk drei Millionen Euro bereitgestellt, so der Ministerpräsident.

Meldung: Ministerpräsident Kretschmann empfängt Nadia Murad und Amal Clooney

Weitere Meldungen

Rauchverbotsschild (Foto: © dpa)
Gesundheit

Abschluss des Wettbewerb für rauchfreie Schulklassen

Eine Ärztin und eine Therapeutin sitzen mit einem medizinischen Stethoskop am Tisch und machen mit einem Laptop und einem Mobiltelefon medizinische Notizen.
Gesundheit

62 Millionen Euro für den Öffentlichen Gesundheitsdienst

Bad Urach
Forst

20 Jahre Infoportal waldwissen.net

Ein Arzt hält in einem Behandlungszimmer in seiner Praxis in Deizisau im Landkreis Esslingen ein Stethoskop in der Hand, mit der anderen Hand bedient er eine Computertastatur. (Bild: dpa)
Gesundheit

Land startet Public-Health-Offensive

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (links), Verkehrsminister Winfried Hermann (Mitte) und der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG, Dr. Richard Lutz (rechts) beim Bahngipfel in Stuttgart.
Bahngipfel

Signal für eine starke Schiene in Baden-Württemberg

Kabinettssitzung in der Villa Reitzenstein in Stuttgart
Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 1. Juli 2025

US-Generalstabschef Dan Caine und Innenminister Thomas Strobl / Innenminister Thomas Strobl und EUCOM-Kommandeur Alexus Grynkewich
Innere Sicherheit

Kommandowechsel der US-Streitkräfte

Zwei Kinder malen mit Kreide auf Straßenboden
Kinder und Jugendliche

Umfassende Strategie zum Kinderschutz beschlossen

Europa

Land übernimmt Vorsitz der Europaministerkonferenz

Grundsteinlegung Ersatzbau Chemie Hochschule Reutlingen Außenperspektive
Vermögen und Bau

Grundstein für Neubau Chemie der Hochschule Reutlingen gelegt

Ein Schild an einer Schutzhütte im Wald weist auf Waldbrandgefahr hin.
Forst

Waldbrandgefahr im Land sehr hoch

Ein Thermometer zeigt fast 36 Grad Celsius an.
Gesundheit

Warnung vor gesundheitlichen Risiken durch die Hitzewelle

EU-Schulprogramm
Ernährung

Landesweite Aktionstage zum EU-Schulprogramm

Delegationsreise China
Delegationsreise

Hoffmeister-Kraut mit Wirtschaftsdelegation in China

Krippen-Kinder essen Kartoffelsuppe zu Mittag (Bild: © dpa)
Ernährung

Online-Fachtag „Den Essalltag mit Kindern gestalten“