Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Verkehrsminister Winfried Hermann, Dr. Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn (DB) AG, und Dr. Philipp Nagl, Vorstandsvorsitzender der DB InfraGO AG, kamen am Dienstag, 1. Juli 2025, mit weiteren Vertreterinnen und Vertretern des Landes und der Deutschen Bahn im Staatsministerium Baden-Württemberg zum Bahngipfel zusammen, um die Grundlagen für einen attraktiven und verlässlichen Bahnverkehr im Land zu verbessern.
Land und Bahn bekräftigen enge Zusammenarbeit
Die gemeinsamen Pläne von Land und DB umfassen eine Absichtserklärung (PDF), um die enge Zusammenarbeit von Landesregierung und DB zu bekräftigen. Zudem unterzeichneten die Spitzen von Land und DB InfraGO AG einen Letter of Intent (LoI) zu besseren Ausstattungsstandards von Bahnhöfen (PDF), um einheitliche, höhere Qualitätskriterien für die Sanierung von Bahnhöfen zu etablieren. Dazu gehört unter anderem eine Erweiterung des Witterungsschutzes und des barrierefreien Zugangs an kleinen Stationen.
Wir stärken die Partnerschaft zwischen Land und Deutscher Bahn, um unsere gemeinsame Verantwortung für Mobilität und Klimaschutz wahrzunehmen.
Der Schienenverkehr im Land ist ein elementarer Baustein für den Klimaschutz in Baden-Württemberg. Dafür sollen sich nach den Plänen der Landesregierung die Fahrgastzahlen bis zum Jahr 2030 im Vergleich zu 2010 verdoppeln. Zugleich kämpft der Schienenverkehr mit den Herausforderungen des überanspruchten Netzes. Dass Baden-Württemberg ein Bahnland ist, belegen zahlreiche Ausbauprojekte von Bodensee bis Riedbahn. Baden-Württemberg ist aktuell auch das Bundesland mit den bundesweit höchsten Investitionen in die Bundesschienenwege.
Stimmen
„Wir stärken die Partnerschaft zwischen Land und Deutscher Bahn, um unsere gemeinsame Verantwortung für Mobilität und Klimaschutz wahrzunehmen. Das Land und die Deutsche Bahn haben ein gemeinsames Ziel: die Eisenbahninfrastruktur zukunftsfest zu machen. Die Attraktivität eines Landes bemisst sich auch daran, dass wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zuverlässig zur Arbeit, zur Familie oder zu Freizeitaktivitäten kommen. Hier gibt es dringenden Handlungsbedarf, dem wir uns gemeinsam stellen. In diesem Zusammenhang begrüßen wir auch die mit dem Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität geplanten Investitionen des Bundes und unterstützen den im Koalitionsvertrag vorgesehenen Eisenbahninfrastrukturfonds. Nur so ist gewährleistet, dass langfristige Projekte wie Elektrifizierung, Digitalisierung und Sanierung zielgenau umgesetzt werden können.“
„Wir haben vereinbart, den Bahnverkehr im Land besser zu machen. Wenn wir nicht die Fahrgäste verlieren wollen, müssen die Züge zuverlässiger und pünktlicher werden. In der gemeinsamen Absichtserklärung und dem Letter of Intent beschreiben wir ganz konkrete Bausteine für einen attraktiveren und verlässlicheren Bahnverkehr in Baden-Württemberg. Dabei geht es nicht nur um die Zugfahrten selbst, sondern auch beispielsweise um Baustellen, Kommunikation, Umleitungen und barrierefreie Bahnhöfe. Gemeinsam mit der Deutschen Bahn setzen wir auf gezielte Investitionen, schnelle Planungsverfahren und moderne Standards an unseren Bahnhöfen. Von diesem Gipfel muss mehr bleiben als ein gemeinsames Verständnis der Probleme. Es geht um schrittweise Verbesserungen wie stufenfreie Zugänge, großzügigere Aufzüge, wettergeschützte Wartehäuschen und sichere Radstellplätze. Es geht um erfahrbare Qualität im Bahnverkehr. So schaffen wir gemeinsam ein Kundenerlebnis, das klimafreundliche Mobilität mit Qualität und Komfort verbindet.“
„Der Schienenverkehr hat eine überragende Bedeutung für die Mobilität von Menschen und Gütern, für das Erreichen der Klimaziele und für einen starken Wirtschaftsstandort. Wir – Land und DB – sind uns einig: Ein wichtiger Schlüssel für die weitere Entwicklung liegt in der Infrastruktur, die ganz maßgeblich Qualität und Attraktivität der Eisenbahn beeinflusst. Im Bahnland Baden-Württemberg mit seinen zahlreichen Projekten gilt das ganz besonders. Mit dem geplanten Bundeshaushalt 2025 sowie dem neuen Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität wird die Finanzierung der Schieneninfrastruktur in Deutschland auf ein neues Niveau gehoben. Das ist eine gute Nachricht für die DB und vor allem für die Menschen und die Wirtschaft – in Deutschland und hier in Baden-Württemberg. Zusammen mit dem Land werden wir uns dafür einsetzen, dass die zusätzlichen Finanzmittel für die Infrastruktur optimal für die Sanierung, den Ausbau und die Digitalisierung auch hier in der Region genutzt werden.“
Attraktiver, verlässlicher und klimafreundlicher Schienenverkehr
Land und DB wollen durch ihre enge Zusammenarbeit auf allen Ebenen die Mobilität von Menschen und Gütern in der Region spürbar verbessern. Im Zentrum der dafür geschlossenen Absichtserklärung stehen die gemeinsame Positionierung zur Finanzierung durch das Sondervermögen, die Stärkung insbesondere auch kleiner und mittlerer Infrastrukturmaßnahmen sowie die Digitalisierung der Schiene. Außerdem werden Standards für verbessertes Baustellenmanagement definiert. Die wesentlichen Punkte sind:
Grundlage für den Ausbau und die Modernisierung der Schiene ist die vorgesehene bedarfsgerechte Weiterentwicklung des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes des Bundes (GVFG) zur Planungssicherheit und Kontinuität aus dem Koalitionsvertrag. Die Nutzung der zusätzlichen Mittel unter anderem aus dem Bundes-Sondervermögen Infrastruktur soll schnell erfolgen.
Ausbau des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) und Modernisierung auf Basis einer Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung, damit der Nahverkehr stabil bleibt.
Ausbau von Planungsressourcen, Marktdialog zur Beschleunigung, Bürokratieabbau und Anpassung von Genehmigungsverfahren.
Überarbeitung des Rollout-Plans, die Umsetzung des Digitalen Knotens Stuttgart, Pilotierung von ETCS Hybrid Level 3 und enge Verzahnung mit Bundesförderung für die Fahrzeugausstattung.
Erhalt, Ausbau und Elektrifizierung in Kooperation von Bund, Land, Kommunen und DB für vernetzte Infrastruktur.
Frühzeitige Ankündigung von Sperrungen, optimiertes Baustellenmanagement und Berücksichtigung von Großveranstaltungen.
Gemeinsames Engagement für Verbindungen zu Frankreich und Schweiz (zum Beispiel Hochrheinbahn, Wiesentalbahn, Freiburg–Colmar) und Einsatz für europäische Förderinstrumente.
Ausstattungsstandards an Personenbahnhöfen in Baden-Württemberg
Ziel des Letter of Intent (LoI) ist es, die Barrierefreiheit und Aufenthaltsqualität an allen Stationen im Land deutlich zu steigern. Im Mittelpunkt stehen konkrete Definitionen für stufenfreie Zugänge, größere Aufzüge, umfassender Wetterschutz und verbesserte Radabstellanlagen. Für jede Maßnahme sind projektspezifische Lösungen vorgesehen, die über den bisherigen Standard hinausgehen. Der LoI gilt als Rahmen für neue SPNV-Stationsprojekte. Das Land übernimmt alle Mehrkosten.
- Alle Bahnsteige werden stufenfrei erschlossen – auch an kleineren Stationen; Kommunen können zusätzliche Zugänge mitfinanzieren.
- An kleinen Stationen ist pro Bahnsteigkante mindestens ein Wetterschutzhaus vorgesehen, an größeren Stationen gibt es mehrere überdachte Abschnitte.
- Standard-Aufzugskabinen haben die Größe 1,10 m × 2,10 m, die auch beim Austausch zur Anwendung kommt; bei Neubauten und Austausch wird die Möglichkeit größerer Kabinen geprüft.
Radabstellanlagen werden landesweit nach dem Bike+Ride-Leitfaden ausgebaut, es gibt ein Label „Fahrradfreundlicher Bahnhof“.
Vereinbarungen
Absichtserklärung zum Bahngipfel Baden-Württemberg am 1. Juli 2025 (PDF)