Antisemitismus

Antisemitismusbeauftragte von Bund und Ländern tagen in Heidelberg

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Dr. Michael Blume

Die Beauftragten gegen Antisemitismus von Bund und Ländern sind in Heidelberg zu ihrer zweiten Sitzung zusammengekommen. Noch in der ersten Jahreshälfte ist die Einrichtung einer Bund-Länder-Kommission Antisemitismus geplant. Ein bundesweites Meldesystem für antisemitische Vorfälle soll Qualität und Verlässlichkeit für Betroffene bringen.

Das Land Baden-Württemberg war Gastgeber für die zweite Sitzung der Beauftragten gegen Antisemitismus in Bund und Ländern. Das Treffen fand in der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg statt. Zu dem Treffen waren erstmals alle Bundesländer eingeladen – unabhängig davon, ob sie bereits offiziell einen Beauftragten ernannt hatten. Die Resonanz war groß, alle Länder folgten der Einladung des Bundesbeauftragten gegen Antisemitismus Dr. Felix Klein und des baden-württembergischen Landesbeauftragten Michael Blume. „Auch schwierige Themen wie Antisemitismus lassen sich dann demokratisch diskutieren, wenn sie mit konkreten Menschen verbunden werden. So öffnet schon die Benennung von Beauftragten den bisherigen Fachdiskurs für die breitere Öffentlichkeit“, so Blume.

Einrichtung einer Bund-Länder-Kommission Antisemitismus

Die anwesenden Beauftragten Michael Blume (Baden-Württemberg), Dr. Ludwig Spaenle (Bayern), Dr. Felix Klein (Bund), Dieter Burgard (Rheinland-Pfalz), Prof. Dr. Roland Rixecker (Saarland), Dr. Wolfgang Schneiß (Sachsen-Anhalt) und Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff (Thüringen) berichteten aus ihrer Arbeit der vergangenen Monate. „Die große Zahl an Anfragen an alle Beauftragten zeigt eindrucksvoll, dass der Bedarf nach einer ‚Stimme‘ zum Thema da ist, dass es Diskussions- und vielfach auch einfach Aufklärungsbedarf gibt“, sagte Blume.

Geht es nach den Beauftragten, so soll sich noch in der ersten Jahreshälfte eine Bund-Länder-Kommission konstituieren, in der Bund und Länder gemeinsam über Maßnahmen und Strategien zur Bekämpfung des Antisemitismus beraten. Auf der Sitzung wurde ein entsprechender Entwurf zur Einsetzung einer Bund-Länder-Kommission vorgestellt und diskutiert.

Bundesweites Meldesystem für antisemitische Vorfälle

„Achtzig Prozent der Aufgaben liegen im Zuständigkeitsbereich der Länder, aber es gibt auch Projekte, bei denen wir gemeinsam einfach besser sind“, so Dr. Klein. Er forderte alle Anwesenden auf, in Kooperation mit dem RIAS-Bundesverband (Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus) Meldestellen für antisemitische Vorfälle auf Landesebene einzurichten. In einzelnen Bundesländern seien die Planungen dazu schon weit fortgeschritten, andere stünden noch am Anfang. „Die Einrichtung eines bundesweiten Meldesystems für antisemitische Vorfälle wird Qualität und Verlässlichkeit für die Betroffenen bringen. Das schaffen wir nur, wenn wir uns gemeinsame Standards geben“, sagte Dr. Klein. Er kündigte ein gesondertes Treffen zum Thema Meldestellen an.

Der Wissenschaftler PD Dr. Oliver Decker von der Universität Leipzig stellte der Runde die aktuellen Ergebnisse der Leipziger Studie zu autoritären und rechtsextremen Einstellungen in Deutschland vor. Die Studie beschreibt unter anderem, wie antisemitische Ressentiments nach wie vor in der Mitte der Gesellschaft verwurzelt sind. Baden-Württemberg wird als erstes Bundesland Ergebnisse der 2018 durchgeführten repräsentativen Umfrage gesondert für das eigene Bundesland auswerten lassen.

Insgesamt spielte das Thema Forschung auf der Sitzung eine wichtige Rolle. Unter Teilnahme der schleswig-holsteinischen Wissenschaftsministerin Karin Prien, der Kuratoriumsvorsitzenden der Hochschule für Jüdische Studien Prof. Barbara Traub und der Leiterin der zwst Marina Czernivsky tauschten sich die Teilnehmenden über die aktuelle Forschungslandschaft im Bereich Antisemitismus und stärkere Vernetzungsmöglichkeiten aus.

Ein weiteres Thema war die Ausrichtung von bundesweiten Projekten und Aktionen zum Jubiläum „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ im Jahr 2021. Einig war man sich über die Chance, durch bundesweite Projekte und Aktionen aus Anlass des Jubiläums mehr Aufmerksamkeit für die vielen Facetten jüdischen Lebens der letzten Jahrhunderte in Deutschland schaffen zu können.

Staatsministerium: Beauftragter der Landesregierung gegen Antisemitismus

Weitere Meldungen

Cover der 2. Staffel: SpätzlesPress - Der Baden-Württemberg-Podcast aus Berlin. Rechts die Illustration eine Löwen, der Kopfhörer im LÄND-Shape hat und vor sich ein Mikrofon, das an den Funkturm am Alexanderplatz in Berlin erinnert
Der Baden-Württemberg Podcast aus Berlin

SpätzlesPress #7: Wer ist „Wir”? Gemeinsam Gesellschaft gestalten

Europastaatssekretär Florian Hassler (rechts) und Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Patrick Rapp (links) bei der Übernahme der Präsidentschaft der „Vier Motoren für Europa“ am 20. März 2023 in Lyon
Europa

„Vier Motoren für Europa“ sprechen sich für Freihandel aus

Das Logo des Südwestrundfunks (SWR), aufgenommen vor der Zentrale des SWR in Stuttgart.
Medien

SWR-Änderungsstaatsvertrag unterzeichnet

Vertreter aus Wirtschaft und Politik sitzen beim Spitzengespräch zu den US-Zöllen in einem barocken Saal an einer langen Tafel. sie sind im Gespräch und haben Mikrofone vor sich stehen.
Wirtschaft

Baden-Württemberg setzt auf Freihandel und ein starkes Europa

Kabinettssitzung in der Villa Reitzenstein in Stuttgart
Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 8. April 2025

Foto einer Broschüre mit dem Titel "Mundarten bewahren und stärken. Dialektstrategie für Baden-Württemberg".
Tradition

Neue Dialektstrategie für Baden-Württemberg

Im Rosengarten im Park der Villa Reitzenstein spielt eine Band vor Publikum.
Parköffnungen

Kulturprogramm 2025 im Park der Villa Reitzenstein

Dr. Ricarda Bons (links) und Justizministerin Marion Gentges (rechts)
Justiz

Bundesverdienstkreuz an Dr. Ricarda Bons verliehen

Die Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung, Barbara Bosch (links), und Prof. Dr. Bernd Kühlmuß (rechts) mit der Urkunde.
Auszeichnung

Bundesverdienstkreuz für Prof. Dr. Bernd Kühlmuß

Schaubild mit wesentlichen Zahlen zur Hochschulfinanzierungsvereinbarung III von 2026 bis 2030.
Hochschulen

Land sichert Finanzierung der Hochschulen bis 2030

Blaulicht und Schriftzug "Stopp Polizei" auf einem Einsatzfahrzeug.
Polizei

Polizeiliche Kriminalstatistik 2024 des Bundes vorgestellt

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
Energiewirtschaft

Einsparpotenzial beim klimaneu­tralen Umbau des Energiesystems

Kabinettssitzung in der Villa Reitzenstein in Stuttgart
Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 1. April 2025

Eine Doktorandin aus Venezuela arbeitet im Labor. (Bild: © dpa)
Fachkräfte

Landesagentur für die Zuwanderung von Fachkräften startet

Justitia links neben zwei Paragraphen
Justiz

Justiz baut Angebot von Commercial Courts weiter aus