Justiz

Zukunftsweisende Ausrichtung der Justiz im Land

Ein Richter kommt in einen Sitzungssaal des Landgerichts Mannheim. (Foto: © dpa)

Die Landesregierung investiert in die Justiz, damit sie ihre Aufgaben schnell, modern und effektiv bewältigen kann. Dazu gehört auch eine Reihe größerer Baumaßnahmen. Als erstes Land in Deutschland richtet Baden-Württemberg einen Commercial Court mit Standorten in Stuttgart und Mannheim ein.

Baden-Württemberg beabsichtigt, zum 1. November 2020 als erstes Land in Deutschland einen Commercial Court mit Standorten in Stuttgart und Mannheim einzurichten. Damit soll erreicht werden, dass große Wirtschaftsstreitigkeiten wieder häufiger vor staatlichen Zivilgerichten ausgetragen werden. Der neue Spruchkörper ist Teil einer seit 2016 verfolgten Gesamtstrategie mit dem Ziel, die Justiz in Baden-Württemberg sichtbarer und attraktiver zu machen. Als Teil dieser Strategie wurden in den Haushaltsjahren 2017 bis 2021 größere Baumaßnahmen mit Gesamtbaukosten in Höhe von rund 280 Millionen etatisiert.

„Die Justiz ist stets Spiegelbild der Gesellschaft. So stellen die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen auch die Justiz vor große Herausforderungen. Die Bevölkerung hat zu Recht eine hohe Erwartungshaltung an die dritte Gewalt als Garanten unseres Rechtsstaats. Eine Justiz, die ihre Aufgaben schnell, modern und effektiv bewältigt, ist daher sowohl in gesellschaftlicher als auch in wirtschaftlicher Hinsicht ein wichtiger Standortvorteil für Baden-Württemberg“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann in der Regierungspressekonferenz im Anschluss an die Sitzung des Ministerrats.

Erster Commercial Court in Deutschland

Justizminister Guido Wolf sagte: „Der demokratische Rechtsstaat lebt von einer bürgernahen und leistungsfähigen Justiz. Leistungsfähig ist und bleibt die Justiz jedoch nur, wenn wir auch in diese investieren. In dieser Legislaturperiode haben wir die Justiz und den Rechtsstaat gestärkt wie nie zuvor: Wir haben über 1.000 neue Stellen geschaffen. Damit die Justiz die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen kann, bedarf es einer funktionierenden Infrastruktur in den Gerichten, Staatsanwaltschaften und Justizvollzugsanstalten des Landes. Hier setzt unser Investitionsprogramm Justiz an.“

Bereits zum 1. November 2020 soll der Commercial Court an den Standorten Stuttgart und Mannheim seine Arbeit aufnehmen. Das jeweilige Gericht wird auf die Durchführung komplexer Wirtschaftsstreitigkeiten ausgerichtet sein und, vorbehaltlich der richterlichen Unabhängigkeit, eine besonders effiziente Form der Verfahrensführung unter Einsatz moderner Kommunikationsmittel gewährleisten. Darüber hinaus wird die Möglichkeit bestehen, das Verfahren in weiten Teilen auf Englisch zu führen, sodass auch ein internationaler Sachbezug des Rechtsstreits im Verfahren leichter gehandhabt werden kann. Ziel ist es, Konzerne und Unternehmen dazu zu bringen, große Wirtschaftsstreitigkeiten wieder häufiger vor staatlichen Zivilgerichten auszutragen.

Wirtschaftsstreitigkeiten seltener vor staatlichen Zivilgerichten

Der Commercial Court Stuttgart, der organisatorisch Teil des Landgerichts Stuttgart ist, wird in neue Räumlichkeiten im sogenannten Campus Fasanenhof ziehen, wo eine verkehrsgünstige Anbindung in unmittelbarer Flughafennähe gewährleistet ist. Das Landgericht Mannheim, an dem der zweite Standort des Commercial Courts angegliedert ist, empfahl sich aufgrund seines hervorragenden Rufs im Patentrecht und der Erfahrung in internationalen Verfahren beispielsweise mit Parteien wie Apple und Samsung, die das Landgericht Mannheim bereits mehrfach zur Entscheidung ihrer Patentstreitigkeiten angerufen haben.

Justizminister Wolf dazu: „Wir beobachten, dass große Wirtschaftsstreitigkeiten in Deutschland zunehmend seltener vor staatlichen Zivilgerichten ausgetragen werden. Es ist unser Ziel, dieses Feld wieder zurückzuerobern. Nicht nur ist es Teil unseres rechtsstaatlichen Selbstverständnisses, dass die Deutungshoheit über das Recht beim Staat zu liegen hat; es ist vor allem unsere Überzeugung, dass die baden-württembergische Justiz eine echte Alternative darstellen kann zu ausländischen Gerichten oder auch zur privaten Schiedsgerichtsbarkeit. Mit dem ersten Commercial Court in Deutschland mit Standorten in Stuttgart und Mannheim stellen wir uns zukunfts- und wettbewerbsorientiert auf und präsentieren ein Verfahren, um komplexe wirtschaftsrechtliche Rechtsstreitigkeiten auf fachlich höchstem Niveau schnell und effizient einer Lösung zuzuführen.“

Investitionsprogramm Justiz

Ein zentraler Schritt, die baden-württembergische Justiz für die Zukunft zu rüsten, ist die fortgesetzte Verbesserung der Justizgebäude, so Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Die Staatliche Vermögens- und Hochbauverwaltung Baden-Württemberg und die Justiz stünden dazu in kontinuierlichem Austausch. Dabei, so Justizminister Guido Wolf, „spielen die Vollzugsanstalten des Landes eine wichtige Rolle. Sie leisten einen wesentlichen Beitrag zur inneren Sicherheit und zum Schutz der Gesellschaft durch die Sicherung des Strafverfahrens und die Unterbringung der Gefangenen.“

Das Immobilienportfolio der Justiz in Baden-Württemberg umfasst eine Nutzungsfläche von insgesamt rund 860.000 Quadratmetern. Der Gebäudebestand ist über Jahrzehnte gewachsen, teilweise stehen die Gebäude unter Denkmalschutz. Problematisch ist die zersplitterte Unterbringung zahlreicher Justizeinrichtungen, die nicht nur Personal bindet und die Organisation erschwert, sondern vor allem unter Sicherheitsaspekten bedenklich ist. Eine Aufteilung eines Gerichts auf zwei bis drei Standorte ist keine Seltenheit. Vor diesem Hintergrund hat die Landesregierung seit 2016 ihr „Investitionsprogramm Justiz“ vorangetrieben. Alleine zur Verbesserung der Sicherheit in Gerichten und Staatsanwaltschaften wurden in dieser Legislaturperiode in Einzelmaßnahmen 18 Millionen Euro investiert, insgesamt sind in den Staatshaushaltsplänen seit 2017 größere Baumaßnahmen in Höhe von rund 280 Millionen Euro vorgesehen.

Größere Baumaßnahmen

Die umfangreichsten Maßnahmen sind die Neuordnung des Justizzentrums am Holzmarkt in Freiburg mit Kosten in Höhe von 28 Millionen Euro sowie neue Haftgebäude in Heimsheim, Ravensburg, Schwäbisch Hall und Rottenburg mit Kosten von jeweils über 20 Millionen Euro. Wichtige zukünftige Projekte, für die bereits jeweils Planungsraten vorgesehen sind, werden sein: Der Neubau der Justizvollzugsanstalt Rottweil, der Neubau des Justizvollzugskrankenhauses sowie die Erweiterung des Justizviertels in Stuttgart. Der Bedarf für dringliche Maßnahmen in den kommenden Jahren beträgt geschätzt zwischen 600 und 700 Millionen Euro.

Weitere Meldungen

Arbeiter bauen Präzisions-Klimasysteme zusammen, die für die Lithographie-Abteilung in der Chip Produktion eingesetzt werden (Bild: © dpa).
  • Arbeitsmarkt

Arbeitsmarkt bleibt trotz schwacher Konjunktur stabil

Feuerwehrfahrzeug (Foto: dpa)
  • Feuerwehr

Landesjugend­feuerwehrtag 2024

Eine Pflegerin im Gespräch mit einem alten Mann.
  • Pflege

Fünf Millionen Euro gegen Personalmangel in der Pflege

Der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen (links) begrüßt Ministerpräsident Winfried Kretschmann (rechts).
  • Auslandsreise

Kretschmann auf Delegationsreise in Wien

Rettungsassistenten laufen mit den Rettungsrucksäcken zu einem Einsatz. (Foto: © dpa)
  • Bevölkerungsschutz

Übergabe von neun Fahrzeugen an den Bevölkerungsschutz

Justizministerin Marion Gentges (erste Reihe, zweite von links) bedankt sich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Staatsanwaltschaft Stuttgart für ihre Arbeit während der Fußball-Europameisterschaft 2024.
  • Justiz

Gentges zieht Halbzeitbilanz zur EM 2024 in Stuttgart

Ein Polizeifahrzeug bei der Fußball-Europameisterschaft 2024 in Stuttgart
  • Polizei

Polizeibilanz nach letztem Vorrundenspiel in Stuttgart

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
  • Wirtschaft

Dialogreihe mit Spitzenunter­nehmerinnen fortgesetzt

Staatssekretär Dr. Patrick Rapp
  • Delegationsreise

Wirtschaftsdelegation reist nach Frankreich

Ein Mann kontrolliert und putzt die Lichter einer Verkehrsampel.
  • Verkehr

Land startet Testfeld mit KI-gesteuerten Ampeln

Zum 1. Juli 2024 übergibt Udo Götze, Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales, den Vorsitz im Verwaltungsrat der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) an Reiner Moser, Amtschef im Ministerium des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen Baden-Württemberg.
  • Glücksspiel

Land übernimmt Vorsitz der Glücksspielbehörde

Traktor auf dem Feld
  • Landwirtschaft

Erleichterungen für GAP-Förderung beschlossen

Das Logo des LEA-Mittelstandspreises für soziale Verantwortung.
  • Wirtschaft und Gesellschaft

Mittelstandspreis für soziale Verantwortung 2024 verliehen

Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei seiner Rede
  • Wohnen und Bauen

Strategiedialog Wohnen und Bauen läuft auf Hochtouren

Ein Mann mit einem Smartphone in der Hand sitzt an einem Tisch vor einem Laptop.
  • Digitalisierung

Wohnsitzanmeldung auch digital möglich

Die Europafahne weht auf dem Dach der Villa Reitzenstein, dem Amtssitz des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg.
  • Wahlen

Endgültiges Ergebnis der Europawahl 2024

Visualisierung Neubau des Transfer Hub for Innovation in Society an der Pädago-gischen Hochschule Schwäbisch Gmünd
  • Bauen

Neubau eines Forschungszentrums in Schwäbisch Gmünd

Ministerin Nicole Razavi bei der Verleihung des Staatspreises Baukultur 2024
  • Baukultur

Staatspreis Baukultur 2024 verliehen

Polizist im Stadion
  • Polizei

Versorgung der Polizei während der UEFA EURO 2024

Auswärtige Kabinettssitzung im Neuen Schloss in Meersburg
  • Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 25. Juni 2024

Logo der Landesstrategie Bioökonomie Baden-Württemberg
  • Bioökonomie

Fortschreibung der Bio­ökonomiestrategie beschlossen

Gewinner Elevator Pitch Bodensee-Oberschwaben
  • Startup BW

„Luftflug“ im Finale des „Start-up BW Elevator Pitch 2024“

Kerze
  • Polizei

Polizeibeamter nach Verkehrsunfall in Stuttgart verstorben

Bauarbeiter laufen in Stuttgart an Neubauten der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft mbH (SWSG) vorbei. (Foto: © dpa)
  • WOHNUNGSBAU

Soziale Wohnraumförderung stark nachgefragt

Startsignal zur nächsten Phase Cyber Valley
  • Künstliche Intelligenz

Erstes ELLIS Institut im Cyber Valley eröffnet