Die Spitzen der Regierungskoalition haben sich auf Eckpunkte zum weiteren Vorgehen nach dem Dialogprozess zur Dauer des allgemein bildenden Gymnasiums verständigt. Danach ist die Landesregierung offen für ein neues G9, das den Anforderungen unserer Zeit gerecht wird.
Nach dem Ende des Bürgerforums zur Dauer des allgemein bildenden Gymnasiums haben sich die Spitzen der Regierungskoalition am Dienstag, 12. Dezember 2023, auf Eckpunkte zum weiteren Vorgehen verständigt.
Folgender Beschluss wurde gefasst:
- Die Regierungskoalition dankt dem Bürgerforum zur Dauer des allgemein bildenden Gymnasiums für seine Arbeit und würdigt das wichtige Engagement der Zufallsbürgerinnen und Zufallsbürger. Wir werden uns intensiv mit dem differenzierten Bericht und den umfassenden Empfehlungen des Bürgerforums auseinandersetzen.
- Die Regierungskoalition nimmt zur Kenntnis, dass das Bürgerforum empfiehlt, als Regelform ein zeitgemäßes, neunjähriges allgemein bildendes Gymnasium einzuführen. Die Landesregierung ist offen für ein neues G9, das den Anforderungen unserer Zeit gerecht wird, und startet einen Prozess zur Erarbeitung eines solchen neuen G8/G9-Modells. In diesem Prozess werden unter anderem die möglichen Auswirkungen auf die anderen weiterführenden Schularten inklusive der beruflichen Gymnasien und das schulische Gesamtsystem berücksichtigt.
- Die prioritäre bildungspolitische Aufgabe sieht die Regierungskoalition in der Stärkung der Sprachbildung und -förderung sowie der Basiskompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen. Deshalb wird die Landesregierung die frühe Bildung in Kindertageseinrichtungen und Grundschule weiter stärken und dafür ein Maßnahmen-Paket für den Zeitraum vor der Einschulung und in der Grundschule vorlegen.
Zitate zum Beschluss
„Wir werden jetzt keine Schnellschüsse machen oder einfach zum G9 der 1990er-Jahre zurückkehren. Wir werden eine Lösung erarbeiten, die den Anforderungen unserer Zeit gerecht wird und die Empfehlungen des Bürgerforums aufgreift. Die Welt ist im Umbruch – darauf müssen wir unsere Kinder und Jugendliche vorbereiten. Das bedeutet: eigenständiges Denken, Urteilsfähigkeit und kritisches Denken stärken. Zu unserer politischen Verantwortung für eine nachhaltige Bildungspolitik gehört auch: Wir müssen die fiskalischen Auswirkungen einer solchen Reform sehr genau im Blick haben. Dieser Aspekt ist mir sehr wichtig, weil sie ebenso die Zukunft unserer Kinder betrifft. Gute Bildungspolitik ist abhängig von einer weitsichtigen Finanzpolitik. Denn als Ministerpräsident trage ich Verantwortung für alle Schularten und für alle Kinder und Jugendlichen in unserem Land.“
„Bildung ist Zukunft. Unser Ziel und unsere Verantwortung ist, den Kindern die bestmögliche Bildung zu ermöglichen. Für die Eltern geht es dabei um die persönlichen Zukunftsperspektiven ihrer Kinder, für uns als Landesregierung um die Zukunftsfähigkeit unseres Landes. Das Bürgerforum hat nun eine wertvolle Einschätzung vorgelegt, die wir uns genau anschauen und berücksichtigen werden. Wir nehmen zur Kenntnis, dass es nicht um ein Zurück zum alten G9 geht, sondern um eine ganzheitliche Debatte zur Reform des Bildungssystems. Eine klare Priorität wird darauf liegen, die Kleinen und die Kleinsten zu stärken. Das Ziel muss sein: Nirgendwo lernt man besser Rechnen, Schreiben und Lesen als in Baden-Württemberg. Deshalb ist der Schwerpunkt klar die Grundschule und die frühkindliche Bildung, also Grundschule minus drei“.
„So wie das Gymnasium ist, kann es nicht bleiben. Das Bürgerforum macht in seiner Stellungnahme deutlich, dass dies neben der Frage der Schuldauer auch eine moderne Pädagogik umfasst. Wir Grüne sind bereit für eine Modernisierung des Schulsystems – um dem Anliegen der Menschen gerecht zu werden. Damit Baden-Württemberg bei Zukunftstechnologien Innovationsland bleibt, wollen wir dem MINT-Bereich einen Modernisierungsschub mit mehr Praxisbezug geben, wie es das Bürgerforum anregt. Wichtig ist uns außerdem eine Stärkung der Medienbildung, damit unsere Jüngsten den Umgang mit Fake News und neue Medienformen lernen. Unabhängig von G8/G9 hat für die Grüne Landtagsfraktion die Stärkung der frühkindlichen Bildung und der Grundschulen allerhöchste Priorität, um allen Kindern einen guten Start ins Schulleben zu ermöglichen. Hier dürfen wir keine Zeit verlieren, das wollen wir schnell umsetzen.“
„Wir wollen, dass Baden-Württemberg wieder das Bildungsland Nummer 1 in Deutschland wird. Die Empfehlungen des Bürgerforums sind dazu ein wichtiger Baustein. Wir danken daher allen Bürgerinnen und Bürgern, die mit ihrem Engagement wichtige Impulse für die Zukunft unserer Schulen gegeben haben. Besonders wichtig ist uns dabei ein ganzheitlicher Blick auf unsere Bildungslandschaft. Wir brauchen einen Zukunftsentwurf, der von den Kindergärten und Kindertageseinrichtungen über die Grundschulen bis zu den weiterführenden Schulen reicht. Das Bürgerforum hat daher klug entschieden, nicht nur die Frage nach G8 oder G9, sondern Perspektiven für unser Bildungssystem insgesamt in den Blick zu nehmen. Denn unser Bildungssystem braucht ein echtes Update. Und das wollen wir jetzt als Koalition anpacken.“