3. Kulturmatinée
Unknown Error Occurred. Strategien gegen den Verlust des digitalen künstlerischen Erbes












Disketten und CD-Roms, für die man kein Laufwerk mehr hat, Festplatten, die nicht mehr mit dem aktuellen Betriebssystem kompatibel sind oder verschwundene Webseiten: jeder von uns kennt die Herausforderung, digitale Daten langfristig zu sichern. Für Kunstschaffende, Archive und Museen gilt das in ganz besonderem Maße. Bei der 3. Kulturmatinee der Landesvertretung Baden-Württemberg und des Zentrums für Kunst und Medien (ZKM) Karlsruhe am 10. September 2025 diskutieren der Kulturwissenschaftler Wolfgang Ullrich, der Medientheoretiker Claus Pias, der Künstler Ham van den Dorpel und die Leiterin der Sammlung und Archive des ZKM, Margit Rosen, über die bereits beobachtbaren Auswirkungen der Digitalisierung und mögliche Szenarien für die Zukunft.
Zwar gab es schon immer ephemere Kunst wie die Panoramen des 19.Jahrhunderts, die danach vernichtet wurden. Dennoch stehe man heute vor ganz neuen Herausforderungen, so Wolfgang Ulrich. Während man bei Bauwerken oder Bildern jahrzehntelang Zeit habe zu entscheiden, ob etwas erhaltenswert sei, so müsse man heute ständig darüber entscheiden. Darüber hinaus ändern sich auch Speicherformate ständig. Margit Rosen ergänzte, dass dies insbesondere digiale Werke ab den 1980er Jahren betreffe. Museen weltweit kaufen nur sehr zögerlich digitale Kunst, weil sie nicht wissen, wie man sie erhalten kann. So gebe es in ganz Europe nur elf Experten in diesem Fachgebiet.
Ham van den Dorpel berichtete von seinen Erfahrungen. So seien seine ersten Werke noch auf der Flashplattform entstanden, die es heute gar nicht mehr gebe. Deswegen nutze er heute in erster Linie Open Source Software und Systeme. Auch NFTs seien eine Möglichkeit – so lange die Blockchain existiere.
Claus Pias warnte Künstler davor, eigene Werke auf Plattformen zu veröffentlichen. Das sei der beste Weg, um seine Kunst dauerhaft zu verlieren und verwies auf die Plattform tumblr, bei der eine Änderung der AGBs zu weitreichenden Löschungen führte.
Neben den Problemen, Jahrzehnte später passende Soft- und Hardware zu finden stellen sich also auch lizenzrechtliche und politische Fragen bei dem Erhalt von digitaler Kunst. Damit wurde bei der Diskussion deutlich, dass sich auf diesem Gebiet neben neuen ebenso alte Probleme gesellen. Am Ende, so Margit Rosen, stelle sich die Frage: Wie wollen wir von den Menschen in 100 Jahren bewertet werden? Als solche, die sich um ihr digitales Erbe kümmerten - oder nicht.
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