Themenreihe
Digitale Hetze, reale Gewalt – Wie stoppen wir den Hass gegen LSBTQIA+?














Bereits zum dritten Mal luden die Landesvertretung und das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration zum LSBTQIA+ Empfang in die Tiergartenstraße ein. Rund 200 Gäste folgten der Veranstaltungseinladung unter dem Titel „Digitale Hetze, reale Gewalt – wie stoppen wir den Hass?“ ein leider hochaktuelles Thema.
Prof. Dr. Mark Coester, Kriminologe an der HWR Berlin (Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin), erklärte, dass homo- und transfeindliche Einstellungen in Deutschland wieder zunehmen – etwa ein Fünftel der Bevölkerung sei betroffen. Aus Einstellungen werden Worte, aus Worte Taten: Diese Eskalationsstufen seien typisch für gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Beispielhaft zeigte er homofeindliche Memes aus rechtspopulistischen Online-Kreisen. Coester betonte den Forschungsbedarf zur Täteranalyse. Die Kriminalstatistik besagt, dass rund 70% der Tatverdächtigen Deutsche sind, und 30% Nicht-Deutsche. Allerdings – und das bestätigte Thomas Ulmer von VelsPol Süd – ist die Kriminalstatistik ungenau und Tatverdächtige seien nicht in allen Fällen auch wirklich die Täter. Katja Jäger, Geschäftsführerin des queeren Clubs SchwuZ, kritisierte pauschale Täterzuschreibungen und lobte die erfolgreiche Präventionsarbeit ihres Clubs. Kalle Hümpfner vom Bundesverband *trans zeigte sich besorgt über zunehmende Bedrohungen bei CSDs, teils mit Polizeischutz oder gar Absagen.
Dennoch blieb die Runde an diesem Abend auch optimistisch. Sören Landmann-Korsten berichtete über Mannheims Engagement als „Freiheitsraum für LGBTIQ-Personen“, inklusive Austauschformaten mit Polizei und Verwaltung. Minister Manne Lucha stellte die Weiterentwicklung des Aktionsplans „Für Akzeptanz und gleiche Rechte“ vor, der gesetzliche und strukturelle Verbesserungen für die queere Community umfasst.
Am Ende der von Holger Wicht engagiert geführten Diskussion äußerten die Teilnehmenden den Wunsch nach besserer Prävention, der Sensibilisierung – insbesondere der innerhalb der Justiz sowie einer systematischen Untersuchung über die Tätergruppen.
- Lagebericht des Bundeskriminalamtes zur Sicherheit von LSBTIQ*
https://www.lsvd.de/media/doc/2445/lb-lsbtiq.pdf - Aktionsplan des Landes Baden-Württemberg
https://sozialministerium.baden-wuerttemberg.de/de/soziales/akzeptanz-gleiche-rechte/aktionsplan-fuer-akzeptanz-und-gleiche-rechte