Kindergesundheit

Positive Entwicklungen bei Einschulungsuntersuchung

Die Ergebnisse der Einschulungsuntersuchung nach der Corona-Pandemie zeigen positive Entwicklungen auf, so etwa beim Übergewicht und bei den Masern-Impfquoten. Handlungsbedarf besteht im Bereich Sprache.

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Ein Kinderarzt untersucht einen Jungen mit einem Stethoskop.
Symbolbild

Die Einschulungsuntersuchung (ESU) aller Vorschulkinder im Land wird nach einer der Corona-Pandemie geschuldeten Pause seit dem Untersuchungsjahr 2022/23 wieder flächendeckend durchgeführt und zeigt eine Reihe positiver Entwicklungen auf. Das berichteten Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Gesundheitsminister Manne Lucha nach der Sitzung des Ministerrats am Dienstag, 28. Januar 2025, in Stuttgart.

Das Wohl der Kinder hat in Baden-Württemberg obersten Stellenwert. Gerade bei Kindern gilt: Früherkennung und Prävention sind das A und O.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann

Mit der ESU sollen im vorletzten Kindergarten- beziehungsweise Kita-Jahr mögliche Entwicklungsverzögerungen und gesundheitliche Einschränkungen, die für den späteren Schulbesuch relevant sind, frühzeitig erkannt und bei Bedarf weitere Schritte eingeleitet werden. „Das Wohl der Kinder hat in Baden-Württemberg obersten Stellenwert. Gerade bei Kindern gilt: Früherkennung und Prävention sind das A und O. Die Einschulungsuntersuchung soll allen Kindern im Land einen guten Schulstart ermöglichen und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Förderung von gleichen Gesundheits- und Bildungschancen. Denn gesunde Kinder haben die besten Voraussetzungen, gesunde Erwachsene zu werden“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann.

Positive Entwicklungen und Handlungsbedarf

„Ich freue mich sehr, dass die Daten der baden-württembergischen Einschulungsuntersuchungen in einigen Bereichen – wie zum Beispiel beim Übergewicht oder bei den Masern-Impfquoten – positive Entwicklungen aufzeigen. Dennoch gibt es weiterhin Themenfelder, die uns Sorgen machen. So sind die Chancen auf ein gesundes Aufwachsen und Leben leider noch nicht gleichmäßig verteilt: Kinder aus sozial benachteiligten Familien nehmen beispielsweise seltener an Früherkennungsuntersuchungen teil und sind häufiger von Übergewicht betroffen als Gleichaltrige aus sozial besser gestellten Familien“, sagte Gesundheitsminister Manne Lucha.

Handlungsbedarf besteht insgesamt betrachtet im Bereich Sprache. „Eine gute Sprachkompetenz verbessert die Bildungschancen erheblich. In der Verantwortung sind deshalb einerseits die Eltern – zum Beispiel, indem sie ihren Kindern vorlesen und mit ihnen über das Vorgelesene sprechen. Die Landesregierung leistet ebenfalls ihren Beitrag und steuert gegen, wo möglich und nötig – beispielsweise durch die verbindliche Sprachförderung ‚SprachFit‘ am Übergang vom Kindergartenalter zur Grundschule für diejenigen Kinder, die laut den ESU-Ergebnissen intensiven Sprachförderbedarf aufweisen“, betonte Kretschmann.

ESU liefert wichtige Daten zur Kindergesundheit im Land

Gleichzeitig ist die Einschulungsuntersuchung eine wichtige Datenquelle für das Monitoring der Kindergesundheit im Vorschulalter. Jährlich untersucht der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) in der ESU etwa 100.000 Kinder im Alter von vier bis fünf Jahren im vorletzten Jahr vor der termingerechten Einschulung. Dabei werden die Daten aller Kinder eines Jahrgangs zu den relevanten Entwicklungsfeldern sowie Daten zu Impfungen und Früherkennungsuntersuchungen erhoben, wodurch ein Monitoring zur Kindergesundheit im Zeitverlauf ermöglicht wird. Alle Kinder durchlaufen ein Screening durch sozialmedizinische Assistenzkräfte und bei Bedarf eine schulärztliche Nachuntersuchung durch Ärztinnen und Ärzte der Gesundheitsämter.

Hohe Teilnahmequoten bei Früherkennungsuntersuchungen

Früherkennungsuntersuchungen im Kindesalter sind wichtige präventive Gesundheitsmaßnahmen, da dadurch Erkrankungen oder Entwicklungsverzögerungen frühzeitig erkannt und behandelt werden können. In Baden-Württemberg ist die Teilnahme an den Früherkennungsuntersuchungen (U1 bis U9 sowie J1) Pflicht. Die Kosten werden grundsätzlich von den Krankenkassen übernommen.

Es zeigen sich hohe Teilnahmequoten von über 90 Prozent (U3-U6: 94 Prozent, U7: 95 Prozent, U7a: 95 Prozent, U8: 91 Prozent) für die „U-Untersuchungen“ bei den Kinderärztinnen und Kinderärzten im Land. Das Niveau ist damit ähnlich wie vor der Corona-Pandemie.

Die Gründe für Nichtteilnahme können vielfältig sein und reichen vom Versäumnis bis zum Auslandsaufenthalt.

Anteil an Kindern mit Übergewicht nimmt landesweit leicht ab

Übergewicht im Kindesalter kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken. Im Untersuchungsjahr 2022/23 waren rund acht Prozent der Kinder von Übergewicht betroffen. Erfreulicherweise zeigt sich hier nach der Pandemie ein leicht abnehmender Trend. Bis zum Jugendalter steigen laut bundesweiten Studien die Raten für Übergewicht und Adipositas an, sodass gesundheitsförderliche Maßnahmen wie gesunde Ernährung und Bewegung für Kinder und Jugendliche unverändert wichtig sind.

Masern-Impfung: Das Masernschutzgesetz zeigt Wirkung  

Mit einer Masern-Impfquote von 97 Prozent im Untersuchungsjahr 2022/2023 war der Anteil der gegen Masern grundimmunisierten Vorschulkinder in Baden-Württemberg so hoch wie noch nie zuvor. „Wir führen diesen Erfolg ganz klar auf das Inkrafttreten des Masernschutzgesetzes im Jahr 2020 zurück“, sagte Lucha. Seither werde die 95 Prozent-Zielmarke überschritten, die zur Elimination von Masern notwendig ist.

Auffälligkeiten in den Bereichen Grobmotorik und Visuomotorik

Die Grobmotorik beschreibt große Bewegungsabläufe wie Springen und Balancieren. Im Untersuchungsjahr 2022/2023 zeigten 26 Prozent der Fünfjährigen Auffälligkeiten im Entwicklungsfeld Grobmotorik – ein Anteil, der seit Jahren ähnlich ist.

Die Visuomotorik ist die Koordination von visueller Wahrnehmung und körperlicher Bewegung. Probleme in der Visuomotorik können den Schrifterwerb in der Schule erschweren. Der Anteil der Kinder mit auffälliger Visuomotorik steigt seit Jahren kontinuierlich an. Waren es beispielsweise noch acht Prozent im Untersuchungsjahr 2012/2013, sind es im Untersuchungsjahr 2022/2023 bereits 13 Prozent.  Gründe für eine auffällige Visuomotorik reichen von mangelnder Anregung und Förderung bis hin zu Entwicklungs- und Reifungsstörungen. Möglicherweise ist der Anstieg auch durch ein verändertes Spiel- und Freizeitverhalten mit verursacht.

Sprache als Schlüssel zur Welt

Eine möglichst hohe sprachliche Kompetenz, die auch für die Schulsprache Deutsch besteht, ist wesentlich für den schulischen Erfolg und wichtige Grundlage für die Teilhabe in der Gesellschaft. Deshalb nimmt die Überprüfung der Sprachkompetenz in der ESU einen wichtigen Stellenwert ein. Bei rund einem Drittel aller Kinder zeigt sich dabei ein intensiver Sprachförderbedarf. Den höchsten Sprachförderbedarf haben Kinder, die in den ersten drei Lebensjahren eine andere Familiensprache als Deutsch gesprochen haben (80 Prozent), gefolgt von den Kindern, die Deutsch und eine andere Sprache gesprochen haben (50 Prozent).  Allerdings: Auch 13 Prozent der Kinder mit ausschließlich deutscher Familiensprache zeigen einen intensiven Sprachförderbedarf.

Ergebnisse der Einschulungsuntersuchung

Ausgewählte Daten aus den Einschulungsuntersuchungen auf Stadt-/Landkreisebene sind im interaktiven Gesundheitsatlas Baden-Württemberg abrufbar.

Präsentation zu den Ergebnissen der Einschulungsuntersuchung Baden-Württemberg (PDF)

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