Baden-Württemberg treibt die Digitalisierung im Verkehrssektor voran und unterstützt das bundesweite Datenportal Mobility Data Space. Die Nutzung digitaler Technologien dient einer effektiveren Mobilitätssteuerung und fördert die Verkehrswende hin zu klimaneutraler Mobilität.
Baden-Württemberg treibt die Digitalisierung im Verkehrssektor weiter voran und wird Gesellschafter der Datenraum Mobilität GmbH (DRM GmbH). Damit unterstützt das Land die neue bundesweite Datenplattform Mobility Data Space (MDS). Das Landeskabinett stimmte am Dienstag, 15. Februar 2022, dem Beitritt zu. Ministerpräsident Winfried Kretschmann äußerte sich zufrieden: „Der Fortschritt in der Mobilität ist datengetrieben. Wir wollen in Baden-Württemberg digitale Geschäftsmodelle und die digitale Vernetzung der Mobilitätssysteme vorantreiben und so unsere Wettbewerbsfähigkeit stärken.“
Über den MDS können unterschiedliche Partner im Mobilitätssektor eigenständig Daten austauschen, um innovative, umwelt- und nutzerfreundliche Mobilitätskonzepte zu ermöglichen und weiterzuentwickeln. Das Land Baden-Württemberg unterstützt den MDS durch Datenlieferungen mit verschiedenen Projekten unter anderem im Rahmen des Strategiedialogs Automobilwirtschaft BW und beteiligt sich an der fachlichen Weiterentwicklung.
Wichtiges Signal an Automobilwirtschaft
Baden-Württemberg übernimmt nicht nur eine Rolle als Gesellschafter in der DRM GmbH, die als Non-Profit-Organisation den MDS betreibt. Das Land unterstützt den MDS mit eigenen konkreten Anwendungsfällen und Projekten, um gezielt neue datenbasierte Geschäftsfelder zu eröffnen. „Der Beitritt Baden-Württembergs ist auch ein wichtiges Signal an unsere Automobilwirtschaft“, so der Ministerpräsident. Gesellschafter der DRM GmbH seien beispielsweise auch die Mercedes Benz Group AG und Volkswagen und damit Porsche sowie Audi.
Landesverkehrsminister Winfried Hermann erklärte dazu: „Der Mobility Data Space ist ein Zusammenschluss wichtiger Partner und eine zentrale Säule im Mobilitätsdaten-Sektor. Die Daten aus dem Mobility Data Space können zu vielen innovativen Anwendungen in der Verkehrs- und Mobilitätssteuerung sowie bei Mobilitätsdienstleistungen und neuen Geschäftsmodellen führen. Der MDS kann zu einer effektiveren und umweltfreundlichen Mobilität in Baden-Württemberg beitragen. Er leistet auch einen wesentlichen Beitrag für die Verkehrswende und den Klimaschutz. Das werden wir durch Anwendungsprojekte zeigen. Wir werden also ein aktiver Gesellschafter sein.“
Die vom Verkehrsministerium vorgesehenen Projekte „Mobilitätsdaten für mehr Verkehrssicherheit“, „Verkehrslageprognose“, „Digitales Verkehrszeichenkataster“ und „Digital Mobil BW“ werden von der DRM GmbH ausdrücklich begrüßt. Manfred Rauhmeier, Gründungsgeschäftsführer der DRM Datenraum Mobilität GmbH und Geschäftsführer von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, sagte: „Ich freue mich über den Beitritt Baden-Württembergs. Das ist eine tolle Entwicklung. Die vom Verkehrsministerium Baden-Württemberg eingebrachten Projekte sind eine fachliche Bereicherung unserer Ziele auf dem Weg zu mehr digitaler Vernetzung der Verkehrsträger. Insoweit freuen wir uns auf die weitere Zusammenarbeit mit dem Land.“ Weitere Anwendungsfälle sollen im Strategiedialog Automobilwirtschaft BW festgelegt werden.
Weiterer Baustein zur Digitalisierung der Mobilität
Auch Minister Hermann ist sich sicher: „Durch unser Engagement kommen wir bei den Mobilitätsdaten zu einem umfassenden Austausch mit externen Partnern und legen so den Grundstein für spürbare Verbesserungen für die Bürgerinnen und Bürger. Durch ihre Beteiligung profitiert die Wirtschaft von unseren Daten und den Ergebnissen unmittelbar. Dies ist ein herausragendes Beispiel für einen modernen Umgang mit Mobilitätsdaten im Sinne des Open-Data Gedankens und weiterer Baustein zur Digitalisierung der Mobilität.“
Die vier Projekte des Landes
Die zunächst vier baden-württembergischen Projekte sind für die Dauer der Landesbeteiligung von zunächst fünf Jahren ausgelegt und mit insgesamt 1,5 Millionen Euro finanziert.
Sensordaten aus Fahrzeugflotten können künftig Straßenbetreiber für eine Qualitätssicherung im Straßennetz und die Verbesserung der Verkehrssicherheit nutzen. So können die Fahrbahngriffigkeit oder der Wasserabfluss auf Straßen gezielt geprüft werden, wenn die Sensoren unterschiedlicher Fahrzeuge an einer bestimmten Stelle wiederholt eine Glättemeldung erfassen. Umgekehrt können Informationen aus der Straßeninfrastruktur (zum Beispiel zu einer möglichen frühzeitigen Glatteisbildung auf Brücken oder zu geänderten Verkehrsführungen aufgrund von Baustellen) Fahrzeuge proaktiv vor gefährlichen Stellen oder Situationen warnen.
Mit Hilfe von Mobilitätsdaten des Landes und den Mobilitätsdaten aus dem MDS soll für den Straßenverkehr zuverlässig eine Verkehrslageprognose erstellt werden. Die Kombination verschiedener Daten aus unterschiedlichen Quellen unter Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) sind die Basis für vorausschauende Verkehrsmanagementmaßnahmen. Damit erhalten Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer Informationen zur prognostizierten Verkehrslage (zum Beispiel in einer Stunde) und hierauf aufbauend zur Wahl des am besten geeigneten Verkehrsmittels oder der am besten geeigneten multimodalen Mobilitätskette.
Der Vollzug der Straßenverkehrs-Ordnung, zum Beispiel durch das Aufstellen und Betreiben von Verkehrszeichen, ist eine hoheitliche Aufgabe des Staates. Mit Hilfe eines vollwertigen, digitalen Verkehrszeichenkatasters, das alle im Straßenraum befindlichen amtlichen Verkehrszeichen beinhaltet, können die Automobil- und Zulieferindustrie sowie die Mobilitäts- und Navigationsdienstleister unterstützt werden, die eigenen, fahrzeuggebundenen Assistenzsysteme zu verbessern. Hier stellt das Land alle Daten zur Verfügung, mit denen auf unternehmerischer Seite ein Mehrwert geschaffen werden kann. Umgekehrt tragen die aus den Fahrzeugen erkannten Verkehrszeichen zur Qualitätsverbesserung im Verkehrszeichenkataster des Landes bei.
Beabsichtigt sind Vereinfachungen für Endkundinnen und -kunden von Mobilitätsauskunftssystemen und/oder -Apps, die Informationen zur multimodalen Mobilität auf einen Blick erhalten und über einen einzelnen Account buchen möchten (zum Beispiel Verkehrsverbund-Apps in Baden-Württemberg). Dies wird beispielsweise durch die mögliche Anbindung von Angeboten der Sharing-/ Parkflächenanbieter über den MDS erreicht. Dadurch wird es möglich, mit einem einzigen Account unterschiedliche Mobilitätsarten und im Zielzustand multimodale und überregionale Mobilitätsketten durchgängig zu buchen. Aufbauend auf den entwickelten Prototypen soll die Lösung den einzelnen Verkehrsverbünden, aber auch jedem sonstigen Betreiber von Mobilitäts-Apps und Front-End-Systemen als entwickeltes Mandantensystem im Land zur Verfügung stehen.
Das Land liefert neben dem Engagement beim MDS bereits seit mehreren Jahren Mobilitätsdaten an den sogenannten Nationalen Zugangspunkt oder auch Mobilitätsdatenmarktplatz (kurz MDM) genannt, den die Bundesanstalt für Straßenwesen als Datenplattform für alle öffentlichen Stellen in Deutschland betreibt, die Mobilitätsdaten zur Verfügung stellen.
Laufende Projekte des Landes zur Digitalisierung im Verkehrssektor
Der Beitritt zur bundesweiten Datenplattform Mobility Data Space ist zudem ein weiterer Baustein für die seit Jahren laufenden Projekte des Landes zur Digitalisierung im Verkehrssektor. Dazu gehören:
- Entwicklung einer neuen Daten-Cloud, um über längere Strecken hinweg die Ampeln entsprechend den Verkehrsbelastungen effektiver zu steuern.
- Einbau von Sensoren an Bundes- und Landesstraßen, um Daten über Wetter, Fahrbahnglätte und Verkehrsdichte zu sammeln und auf Baustellen hinzuweisen.
- Aufbau eines Check-In/Check-Out-Systems (CiCo) für den öffentlichen Verkehr. Fahrgäste können beim Einstieg in Busse und Bahnen mit ihrer Handy-App einchecken und beim Ausstieg auschecken. Sie müssen vor Reiseantritt weder Zielort noch Tickettarife kennen. Es laufen auch Vorbereitungen, das System auf Be-In/Be-Out umzustellen. Dann müssen die Fahrgäste das Handy nur noch mit sich führen, um ihre Fahrt automatisch erfassen zu lassen. Bei beiden Systemen wird der günstigste Tarif berechnet.
- Automatische Erhebung von Daten zur Fahrgastnachfrage sowie Aufbau entsprechender regionaler Hintergrundsysteme und einer landesweiten Datendrehscheibe.
- Betrieb der neuen Radwegedatenbank als Basis für den neuen Radroutenplaner BW einschließlich App und Meldeplattform für Radfahrende.
- Einführung und Anwendung des digitalen Planens und Bauens – Building Information Modelling (BIM) im Bereich der Straßeninfrastruktur durch landesweite Einführung der BIM-Methode.