Auf Einladung von Europastaatssekretär Florian Haßler haben sich über 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Kongresszentrum Freudenstadt zum vierten Städtepartnerschaftskongress getroffen. Debattiert wurde dabei unter anderem über die verschiedenen Erfolgsfaktoren für gelungene Städtepartnerschaften und die Rolle der Sprache beim partnerschaftlichen Austausch. „Gerade in politisch schwierigen Zeiten ist es enorm wichtig, dass wir über Grenzen hinweg denken, vermeintliche Hürden überwinden und uns direkt begegnen“, betonte Staatssekretär Haßler, der den Kongress im Namen der Landesregierung eröffnete. „In Baden-Württemberg wissen wir schon lange, welch unschätzbaren Wert Städtepartnerschaften haben – nicht nur für den grenzüberschreitenden Austausch, sondern auch für ein friedliches und lebendiges Miteinander in Europa.“
Über 500 kommunale Partnerschaften zwischen Baden-Württemberg und Frankreich
Zwischen Baden-Württemberg und Frankreich bestehen aktuell bereits über 500 kommunale Partnerschaften, die teilweise eine lange Geschichte haben. „Damit sind wir bundesweit Spitzenreiter und ein Vorbild für viele Regionen in ganz Europa“, so Haßler. Die große Resonanz und die Vielfalt an Teilnehmenden beim heutigen Kongress zeige, dass diese Partnerschaften auch intensiv und engagiert gelebt werden: In den Vereinen, Schulen und der Zivilgesellschaft. Der Städtepartnerschaftskongress geht zurück auf die Partnerschafts-Konzeption, die Baden-Württemberg gemeinsam mit dem Nachbarland Frankreich unter der Dachmarke „Vive la Wir“ entwickelt hat. Ein weiteres Erfolgsmodell neben dem Städtepartnerschaftskongress ist dabei der Mikroprojektefonds, der sich speziell an niederschwellige Begegnungsprojekte richtet und über den seit 2020 rund 140 Initiativen gefördert wurden.
Nachbarländer besser kennenlernen
Im Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern ausgewählter Städtepartnerschaften wurde über erfolgreiche Strategien sowie notwendige Ressourcen gesprochen, die für eine Neugründung oder Weiterentwicklung wichtig sind. Außer Staatssekretär Haßler nahmen daran Évelyne Isinger (Regionalrätin der Région Grand Est und Delegierte für grenzüberschreitende Mobilität), Martin Bernhard (Bürgermeister der Stadt Tamm), Anna-Lena Beilschmidt (Europabeauftragte der Stadt Pforzheim), Patricia Thoraval (ehrenamtliche Referentin der Pforzheimer Partnerstadt Saint-Maur-des-Fossés), Adrian Sonder (Oberbürgermeister Freudenstadt) sowie François Lattouf (Stadtrat der Freudenstädter Partnerstadt Courbevoie) teil. „Wir müssen insbesondere auch junge Menschen auf unkomplizierte und unbürokratische Weise dabei unterstützen, das jeweilige Nachbarland besser kennenzulernen“, betonte der Staatssekretär. Daher haben sich Baden-Württemberg und die Region Grand Est unter anderem darauf verständigt, das im Sommer 2024 erfolgreich erprobte grenzüberschreitende Jugendticket für den Öffentlichen Nahverkehr in diesem Jahr neu aufzulegen.
Beim zweiten Teil des Städtepartnerschaftskongresses tauschten sich die 200 Vertreterinnen und Vertreter aus zahlreichen Kommunen, Vereinen, Institutionen und politischen Gremien in drei parallelen Workshops über verschiedene Zukunftsthemen aus. Unter anderem ging es dabei um die Frage, wie ehrenamtliches Engagement und kommunale Strukturen ideal aufeinander abgestimmt werden können und welche Rolle die Sprache beim partnerschaftlichen Austausch spielt. „Auch Menschen, die kein Französisch oder Deutsch sprechen, können von einer aktiven Städtepartnerschaft profitieren. Beispielsweise, wenn sie gemeinsam Fußball spielen, in einem Chor singen oder zusammen kochen“, so Europastaatssekretär Haßler. „Aus solchen Begegnungen im kleinen Rahmen kann später etwas Großes entstehen.“
Partnerschafts-Konzeption Baden-Württemberg & Frankreich
Mit der Partnerschafts-Konzeption Baden-Württemberg & Frankreich wurde erstmals eine ressortübergreifende Strategie erarbeitet, um die Frankreich-Aktivitäten des Landes strukturiert mit dem Ziel zu bündeln, die Aktivitäten und Projekte strategischer auszurichten und die Qualität der Kooperation durch neue Impulse zu stärken. Bei einem rund zweijährigen Dialog- und Arbeitsprozess wurden mit über 600 Bürgerinnen und Bürgern sowie Expertinnen und Experten aus Baden-Württemberg und Frankreich rund hundert Maßnahmen erarbeitet und beschlossen. Mehr als die Hälfte dieser Maßnahmen ist bereits umgesetzt oder angestoßen worden.