„Zur DNA dieser Landesregierung gehört es, auf Zukunftstechnologien wie zum Beispiel Künstliche Intelligenz, Quantentechnologie, Greentech oder Wasserstoff zu setzen. Baden-Württemberg gehört zu den innovativsten Regionen der Europäischen Union. Das ist allerdings keine Selbstverständlichkeit, sondern muss im beinharten internationalen Wettbewerb immer wieder neu austariert werden. Mit der Innovations- und Zukunftsagenda (PDF) hat die Landesregierung alle Schlüsseltechnologien besetzt, damit wir den Wohlstand des Landes auch in Zukunft sichern. Sie bündelt erstmals die Maßnahmen und Investitionen zur Förderung von zukunftsorientierten Technologien. Baden-Württembergs Prosperität lebt von seinen exzellenten Netzwerken in der Fläche des Landes. Diese Netzwerke zwischen Forschung und Wirtschaft wollen wir weiter stärken und setzen daher auf strategische Investitionen. Unsere Innovations- und Zukunftsagenda ist anschlussfähig an die Planungen der Europäischen Kommission. Gerade in Zeiten massiver geopolitischer Verschiebungen müssen wir in Europa Stärken stärken und unsere technologische Souveränität zum Wohle der Bürger in unserem Land voranbringen“, erklärte Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Dienstag, 11. März 2025, anlässlich der Vorstellung der Innovations- und Zukunftsagenda für Baden-Württemberg im Anschluss an die Ministerratssitzung. Seit 2014 hat das Land mit seinen Fördermaßnahmen ein Investitionsvolumen von insgesamt fast 25 Milliarden Euro für die Zukunft Baden-Württembergs ausgelöst.
Mit der Innovations- und Zukunftsagenda zeigen wir: Wir sind am Puls der Zeit. Wir machen nicht nur die Top-Initiativen im Land sichtbar, wir erhöhen so auch die Attraktivität Baden-Württembergs bei Unternehmen aus dem Ausland, wenn es um Standortentscheidungen geht.
Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, ergänzte: „Batteriespeicher spielen eine zentrale Rolle beim Strukturwandel der Automobilindustrie. Als Landesregierung haben wir uns entschieden, die Batterieforschung durch das praxisnah ausgerichtete Forschungsprojekt ‚Roundabout‘ mit acht Millionen Euro zu unterstützen. Übergeordnetes Ziel des Projekts ist der Aufbau einer Gesamtkompetenz in Baden-Württemberg im Bereich Rundzellen der nächsten Generation und damit ein Innovationsschub für das Ökosystem Batterie im Land. Neben den wissenschaftlichen Partnern, dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW), dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (FhG IPA) sowie dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT), sollen Unternehmen eingebunden werden, unter anderem CustomCells.“
Der Ministerpräsident ergänzte: „Mit der Innovations- und Zukunftsagenda zeigen wir: Wir sind am Puls der Zeit. Wir machen nicht nur die Top-Initiativen im Land sichtbar, wir erhöhen so auch die Attraktivität Baden-Württembergs bei Unternehmen aus dem Ausland, wenn es um Standortentscheidungen geht. Dass CustomCells sich entschieden hat, seine Rundzellen-Pilotlinie in Tübingen aufzubauen, stärkt die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Baden-Württemberg und zeigt, dass wir hier ein ideales Umfeld für Innovationen und deren Ansiedlung bieten.“
Start-ups als weiterer Innovationstreiber
Ein weiterer Innovationstreiber seien die Start-ups im Land, so die Wirtschaftsministerin. „Wir setzen auf unsere klugen Köpfe, auf vielversprechende Ideen, auf unternehmerischen Hunger und die Lust auf Unternehmertum. Das fördern wir mit zunehmendem Erfolg. Baden-Württemberg ist die innovativste Region in Europa, weltweit nehmen wir einen Spitzenplatz ein. Im Bereich der Starts-ups laufen wir Großstädten wie Berlin und Hamburg den Rang ab“, so Hoffmeister-Kraut. Zentral dafür sei die Landeskampagne Start-up BW. Seit dem Jahr 2017 wurden 1.800 Start-up-Teams bei Gründungsvorhaben unterstützt. Im Rahmen des Frühphasenfinanzierungsprogramms Start-up BW Pre-Seed sowie dem Corona-Schutzschirm Start-up BW Pro-Tect wurden bisher über 350 Start-ups mit mehr als 74 Millionen Euro gefördert. Die zusätzlichen Co-Investments belaufen sich dabei auf mindestens 15 Millionen Euro.
„Forschung schafft Innovation, Innovation schafft Zukunft“
Wissenschaftsministerin Petra Olschowski sagte: „Forschung schafft Innovation, Innovation schafft Zukunft. Umso wichtiger ist es, dass wir mit der Innovations- und Zukunftsagenda unseren erfolgreichen Forschungs- und Wissenschaftsstandort weiterentwickeln und voranbringen, damit Baden-Württemberg ein starkes und wohlhabendes Land bleibt, in dem wir alle gerne leben und arbeiten.“ Dazu gehöre angesichts einer sich rasant ändernden weltpolitischen Lage auch die Sicherheitsforschung, fügte Ministerin Olschowski hinzu. Baden-Württemberg habe bei Luft- und Raumfahrt, Künstlicher Intelligenz (KI) und Cybersecurity beste Voraussetzungen, um die Zukunft von Europa mitzugestalten und sich so unabhängiger von den USA zu machen. „Für alle Zukunftsfelder gilt: Unsere Universitäten, Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen bilden kluge Köpfe aus und treiben exzellente Forschung voran. Und: Sie bringen ihr Wissen und Knowhow gewinnbringend in die Industrie ein und schaffen so ein herausragendes und dynamisches Innovationsumfeld, von dem wir alle profitieren.“
Sieben Innovationsfelder im Fokus
Die Innovations- und Zukunftsagenda (PDF) bündelt Maßnahmen aus sieben Innovationsfeldern, darunter Künstliche Intelligenz (KI), Greentech, Mobilität sowie Luft- und Raumfahrt. Die Landesregierung setzt auf international sichtbare Leuchtturmvorhaben wie beispielsweise das Cyber Valley oder den Innovation Park AI im Bereich KI. Teil der Innovations- und Zukunftsagenda sind aber auch flächendeckende Aktivitäten, die für Wissenschaft und Wirtschaft vor Ort relevant sind und daher einen regionalen Fokus aufweisen.
- Mit dem Cyber Valley verfügt Baden-Württemberg über Europas größtes und führendes Zentrum für Exzellenz in KI und moderner Robotik. Dank innovativer Partner aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft stärken wir hier die Bereiche maschinelles Lernen, Computer Vision und Robotik sowie den Austausch zwischen den wissenschaftlichen Disziplinen. Das gewachsene Ökosystem fördert eine dynamische Gründungskultur, die wissenschaftliche Erkenntnisse zügig zur Anwendung bringt. Auf diesem Nährboden haben sich mittlerweile mehr als 90 Start-ups und Gründungen angesiedelt. Das Netzwerk wächst stetig weiter.
- Treiber des KI-Fortschritts im pan-europäischen Netzwerk aus Spitzen der KI-Forschung ist auch das ELLIS-Institut Tübingen. ELLIS möchte eine dauerhafte internationale Führungsrolle von KI „made in Europe“ sichern. Das Land hat den Innovationscampus Cyber Valley mit bislang mehr als 370 Millionen Euro unterstützt. Weiterhin fördert die Hector Stiftung II das ELLIS-Institut in Tübingen mit 100 Millionen Euro auf zehn Jahre, das Land mit weiteren 25 Millionen Euro.
- In Heilbronn entsteht mit dem Innovation Park Artificial Intelligence (IPAI) ein Wertschöpfungszentrum für KI-basierte Produkte und Dienstleistungen mit internationaler Strahlkraft. Der IPAI soll der Motor für Entwicklung, Erprobung und Kommerzialisierung von ethisch verantwortungsbewusster KI werden. Hier finden Forschung, Start-ups und Unternehmen jeder Größe – vom Mittelstand bis zum Weltmarktführer – optimale Innovations- und Standortbedingungen.
- Ebenso wird aktuell ein Landesgraduiertenzentrum KI (LGZ) in Heilbronn aufgebaut. Damit leistet die Landesregierung einen weiteren Beitrag zur Behebung des KI-Fachkräftemangels und bündelt die Expertise der KI-starken baden-württembergischen Universitäten. Konzipiert als „Hochschulpolitisches Reallabor“ können so unter Nutzung der Experimentierklausel des Landeshochschulgesetzes innovative Formate der Graduiertenausbildung und Lehre, der Rekrutierung und der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft pilotiert werden.
- Das Land ist verlässlicher und starker Partner der zentralen Technologiefelder und bleibt konsequent am Ball, um die bestehenden Potentiale weiterzuentwickeln. So konnte das Höchstleistungsrechenzentrum Stuttgart (HLRS) Anfang des Jahres im europäischen Wettbewerb erfolgreich die EU AI Factory HammerHAI im Umfang von 85 Millionen Euro an den Standort Stuttgart einwerben.
Wir wollen erreichen, dass baden-württembergische Unternehmen weltweit die Technologien für die Mobilität der Zukunft ausrollen. Dabei sind wir klar in unserem Ziel der Dekarbonisierung des Verkehrs, agieren aber technologieoffen, zukunfts- und bedarfsorienitert. Eine Schlüsseltechnologie für unser Land sind Batterien. Dabei hat Baden-Württemberg die gesamte Wertschöpfungskette im Blick: vom Material bis zum Recycling. In der Forschung sind wir Weltklasse, wir müssen aber noch besser werden, wenn es um die Industrialisierung am Standort Baden-Württemberg geht. Nur so können wir im Wettbewerb mit Asien bestehen und den bestehenden Abhängigkeiten begegnen. Zentrale Vorhaben im Land setzen dort an:
- Der Exzellenzcluster POLiS arbeitet an neuen und nachhaltigen Batterien auf Basis von Natrium, Magnesium, Calcium, Aluminium und Chlorid-Ionen. Damit läuten wir die Post-Lithium-Ära ein. Mit diesem Konzept haben sich das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), die Universität Ulm, das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung Baden-Württemberg (ZSW) und die Universität Gießen in der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern – als einziger deutscher Exzellenzcluster für die Batterieforschung – durchgesetzt. POLiS wird mit 47 Millionen Euro über sieben Jahre von Bund und Land gefördert.
- Im Mai 2024 wurde außerdem das Powder-Up! Kathodentechnikum am ZSW in Ulm eröffnet. Die dortige Leuchtturm-Pilotanlage ermöglicht die unabhängige Produktion von Batteriematerialien außerhalb der Industrie und die Weiterentwicklung einzelner Produktionsschritte unter industrienahen Bedingungen. Dies ist deutschlandweit einzigartig und adressiert für die Elektromobilität entscheidende Forschungs- und Entwicklungsfelder. Gemeinsam mit POLiS in Ulm und dem Zentrum für digitalisierte Batteriezelltechnologie stärkt die Landesregierung damit ihr Forschungsökosystem in einer wichtigen Zukunftstechnologie.
In der baden-württembergischen Schlüsselindustrie Automobil spielt aber nicht nur die Batterie eine zentrale Rolle. Auch die Software im Fahrzeug soll in Zukunft „made in Baden-Württemberg“ sein:
- Mit dem Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg (TAF BW), das aktuell um einen so genannten „Digitalen Zwilling“ als virtuelles Abbild der Realität ergänzt wird, erproben wir neue intelligente Mobilität und unterstützen insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bei der Erprobung dieser Technologie.
- Ein Leuchtturmprojekt im Strategiedialog Automobilwirtschaft BW ist außerdem der Innovationscampus Mobilität der Zukunft (ICM). Das KIT und die Universität Stuttgart bündeln hier ihre Forschungsexzellenz, um Innovationen beispielsweise beim „Software-defined Vehicle“ oder der Kreislaufwirtschaft auf die Straße zu bringen. Durch seine flexible Förderstruktur hebt der ICM vorhandene Potentiale und schafft neue Möglichkeiten in der Zusammenarbeit baden-württembergischer Leistungsträger in Wissenschaft und Wirtschaft. So konnte in den letzten Jahren mit dem ICM ein umfassendes Forschungs- und Innovationsnetzwerk in den Bereichen Mobilität und Produktion aufgebaut werden. Die ICM-Forscherinnen und -Forscher am KIT und an der Universität Stuttgart können sich in diesem Ökosystem den notwendigen grundlegenden Forschungsfragen zukünftiger Produktions- und Mobilitätstechnologien widmen, wobei von Beginn an der mögliche Transfer in die Anwendung mitgedacht wird. Die erfolgreiche Forschungsleistung des ICM lässt sich in der Einwerbung weiterer Förderungen ausweisen: Basierend auf Forschungsergebnissen aus dem ICM konnten zum Beispiel weitere rund 140 Millionen Euro nach Baden-Württemberg geholt werden. Das Land investiert 60 Millionen Euro in den ICM.
Das in der Innovations- und Zukunftsagenda aufgezeigte Investitionsvolumen von rund 25 Milliarden Euro in den letzten zehn Jahren setzt sich aus rund 11,5 Milliarden Euro Landesmitteln sowie über Hebeleffekte erzielte Bundes-, EU- und Drittmittel zusammen.