Menschenwürdiges Sterben

Land stärkt Hospiz- und Palliativversorgung

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Eine Pflegerin hält die Hand einer todkranken Patientin (Bild: © dpa)

Das Land stärkt die Hospiz- und Palliativversorgung der Bürgerinnen und Bürger mit 1,3 Millionen Euro. Schwerpunkte des Aktionsplans sind die Verbesserung der Palliativkompetenz von Pflegekräften und die Unterstützung der Trauerbegleitung. Sterbenden und deren Angehörigen soll so viel Unterstützung und Geborgenheit gegeben werden wie nur möglich.

Ein mit 1,3 Millionen Euro ausgestatteter Aktionsplan soll die Hospiz- und Palliativversorgung in Baden-Württemberg verbessern. Der Ministerrat hat über die Umsetzung dieser vom Ministerium für Soziales und Integration gemeinsam mit dem Landesbeirat Palliativversorgung Baden-Württemberg erarbeiteten Konzeption beraten.

Umfassender Aktionsplan

„Leider haben immer noch viele Menschen Hemmungen im Umgang mit den Themen Sterben und Tod, für manche ist das Ende des Lebens nach wie vor ein Tabu. Eine verantwortungsbewusste und aufgeklärte humane Gesellschaft muss Sterbenden und deren Angehörigen aber so viel Unterstützung und Geborgenheit geben wie nur möglich. Ich betrachte es deshalb als eine zentrale Aufgabe der Politik allgemein und ganz konkret dieser Landesregierung, sich für eine deutliche Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung in Baden-Württemberg einzusetzen“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann nach der Sitzung des Ministerrats.

Für 2018 und 2019 habe das Land für den Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung zusätzlich rund 1,3 Millionen Euro vorgesehen, so der Ministerpräsident. Das sei mehr als das Vierfache der bisher dafür zur Verfügung stehenden Mittel.

„Wir haben uns im Dialog mit dem Landesbeirat Palliativversorgung und dem Hospiz- und Palliativ-Verband Baden-Württemberg auf einen umfassenden, zukunftsweisenden Aktionsplan verständigt, um die Sorgekultur für Menschen am Lebensende zu verbessern“, sagte Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha. „Diesen haben wir vor kurzem auf einem Bürgertag Palliative Care in Stuttgart mit über 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern diskutiert und weiterentwickelt.“ Es gehe darum, schwerstkranken und sterbenden Menschen einfühlsam dabei zu helfen, ihr Lebensende in Würde zu verbringen, und deren Angehörigen beizustehen.

Verbesserung der Palliativkompetenz von Pflegekräften

„Nachdem der Bund für die spezialisierte Palliativversorgung sehr viel getan hat, sehe ich die größte Herausforderung für das Land in der Verbesserung der Palliativkompetenzen in den Pflegeeinrichtungen vor Ort“, so der Minister weiter. Die Beschäftigten dort würden immer stärker mit der Tatsache konfrontiert, dass Pflegeheime aufgrund kürzerer Verweildauern zunehmend zu Orten des Sterbens würden. Die qualitativ hochwertige Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner könne nur aufrechterhalten werden, wenn Pflegeeinrichtungen ihre Palliativkompetenz weiter ausbauten. Leider spiele die Pflege sterbender Menschen in der Altenpfleger-Ausbildung derzeit noch eine sehr untergeordnete Rolle. Deswegen unterstütze das Land mit seinem Aktionsplan die Fortbildung von Beschäftigten aus Pflegeeinrichtungen in Fragen rund um Palliativversorgung, Schmerzlinderung und Sterbebegleitung. „Die zusätzliche Unterstützung darf sich aber nicht auf pflegerische Themen beschränken, sondern betrifft auch die Hauswirtschaft und Verwaltung“, sagte Lucha. Pflegeeinrichtungen müssten bei der Verbesserung des Umgangs mit Sterben und Tod ganzheitlich gestärkt werden. Lucha: „Eine strukturell untermauerte Palliativkultur sollte künftig in jedem guten Pflegeheim eine Selbstverständlichkeit sein.“

Förderung der Trauerbegleitung

Ein weiterer Schwerpunkt des Aktionsplans betreffe die Förderung der Fortbildung von ehrenamtlichen Trauerbegleitenden, so Lucha weiter. „Unterstützende oder spirituelle Begleitung machen einiges leichter und eine einfühlsame Trauerbegleitung gibt auch den Angehörigen die Kraft, um in Würde und in Ruhe Abschied nehmen zu können.“ Mit dem traurigen Moment des Todes sei für die Angehörigen die Zeit des Abschiednehmens noch lange nicht vorbei. Lucha: „Bei vielen macht sich der größte Schmerz und ein Gefühl von Leere sogar erst nach der Bestattung bemerkbar.“ Die Trauerbegleitung ziele darauf ab, Menschen in einer schwierigen Lebensphase zu unterstützen und zu stabilisieren und damit vor Krankheiten wie zum Beispiel Depressionen zu bewahren. „Mit der Förderung der Teilnahme vor allem bürgerschaftlich Engagierter an Weiterbildungskursen zu Trauerbegleitern betritt Baden-Württemberg Neuland. Weitere Länder werden unserem Beispiel aber folgen“, ist sich Lucha sicher. Rund 8.000 Ehrenamtliche unterstützen Menschen in der schmerzlichen Situation des Abschiednehmens, schenkten ihnen Kraft, Zeit und Zuspruch. „Bei einem so sensiblen Thema wie dem Tod müssen sie wissen, wo ihre eigenen Grenzen sind, wo Lachen oder Weinen hilft, wann sie reden und wann sie besser schweigen sollten. Mit ganz viel Herz sind sie dabei, begleiten Menschen in ihrer schwersten Zeit, sind einfach da und hören zu, machen Mut und spenden Trost. Für ihr großartiges Engagement verdienen diese Menschen unsere höchste Anerkennung und größten Respekt.“

Bislang sei der Aktionsplan von den Bürgerinnen und Bürgern, den ehrenamtlich Engagierten und den Einrichtungen sehr gut angenommen worden. „Die große Nachfrage und der hohe Mittelabruf zeigen den Bedarf – und dass wir mit unseren Maßnahmen richtig liegen“, sagte Lucha abschließend.

Der Aktionsplan „Hospiz- und Palliativversorgung in Baden-Württemberg 2018/2019“ in Kürze:

Der Aktionsplan „Hospiz- und Palliativversorgung in Baden-Württemberg 2018/19“ umfasst bei einem Gesamtvolumen von 1,3 Millionen Euro insgesamt fünf Schwerpunkte:

1. Stärkung der Palliativkompetenz in Pflegeeinrichtungen
Seit dem 15. September 2018 fördert das Land die Teilnahme von Beschäftigten stationärer Pflegeeinrichtung an einem Kurs zur Begleitung sterbender Menschen in Pflegeheimen mit bis zu 1.000 Euro.

2. Förderung der Trauerbegleitung in Baden-Württemberg
Seit dem 15. September 2018 fördert das Land die Teilnahme an Weiterbildungskursen in der Trauerbegleitung mit bis zu 700 Euro.

3. Palliative Care BW: Förderung stationärer Hospize in Baden-Württemberg
Vom 1. Juni 2018 bis zum 31. Oktober 2019 fördert das Land für jeden neu entstehenden Hospizplatz investive Maßnahmen mit bis zu 10.000 Euro.

4. Hospiz- und Palliativ-Informationsportal für Baden-Württemberg
Bis Ende 2018 wird der Internetauftritt des Hospiz- und Palliativverbands Baden-Württemberg um ein landesweites, umfassendes Informationsportal erweitert.

5. Qualifizierung durch Hospitation im Kinder- und Jugendhospiz Stuttgart
Von August 2018 bis Ende 2019 können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mobiler Hospizdienste aus Baden-Württemberg für zwei Wochen im stationären Kinder- und Jugendhospiz Stuttgart hospitieren. Ziel ist eine Verbesserung der sektorenübergreifenden Zusammenarbeit sowie der Wissens- und Erfahrungsaustausch.

Sozialministerium: Hospiz- und Palliativversorgung

Weitere Meldungen

Kommunaltagung des BMI
Kommunen

Kommunaltagung in Mannheim

Die Bewohnerin (r) einer Wohngemeinschaft für Senioren unterhält sich bei Kaffee und Kuchen mit ihren Gästen (Bild: © dpa).
Gesellschaft

Initiativen für mehr Zusammenhalt und gegen Einsamkeit

Bio-Äpfel der Sorte Opal (l-r), Elstar und Golden Delicious liegen während der Öko-Fachmesse Biofach in Kisten.(Bild: © dpa)
Ernährung

Dritter Bio-Markttag in Buchen

Sakrale Kunst

Barock verbindet: Kretschmann über Europas kulturelles Erbe

Eine Schilffläche und ein begrüntes Dach
Klimawandel

Neue Fördermittel für Klimaanpassung in Kommunen

Ein Startläufer einer 4x100m-Staffel hält einen Staffelstab in der Hand.
Sportstätten

Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Sportstätten“

Bevölkerungsschutz Auszeichnung
Bevölkerungsschutz

Ehrenamtsfreundliche Arbeitgeber ausgezeichnet

Besuch bei der Deutsch-Französischen-Brigade
Bundeswehr

Strobl besucht Deutsch-Französische Brigade

Verleihung des Bundesverdienstkreuzes
Auszeichnung

Bundesverdienstkreuz an Paul Renz verliehen

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
Außenwirtschaft

Land eröffnet Wirtschafts­repräsentanz in Kanada

Eine Mitarbeiterin des Landratsamts Ostalbkreis zahlt einem Unwetteropfer Geld aus (Bild: © dpa).
Europäischer Sozialfonds

361 Millionen Euro für Beschäftigungs- und Bildungschancen

Bundeswehrjacke eines deutschen Soldaten
Landesverteidigung

Land erleichtert Bauvorhaben der Bundeswehr

Symbolbild zur Künstlichen Intelligenz mit einem Prozessor und dem Schriftzug "AI Artificial Intelligence Technology"
Künstliche Intelligenz

Kooperation mit britischen Technologiepartnern

Eine junge Frau und ein junger Mann sitzen lächelnd im Zug. In der Ecke rechts oben ist das Logo des D-Ticket JugendBW abgebildet..
Öffentlicher Nahverkehr

Preisanpassung beim D-Ticket JugendBW

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer richtet sich in einer Videobotschaft an die Studierenden des Landes und bittet um ihre Mithilfe bei der Eindämmung des Coronavirus. (Bild: dpa)
Gesundheit

Baden-Württemberg fördert anonyme Krankenbehandlung