Über 200 Jugendliche haben den Park der Villa Reitzenstein übernommen und bestimmt, wie und über was sie mit den Politikerinnen und Politikern sprechen wollen. Ein buntes und vor allem für die Regierenden ein lehrreiches Spektakel.
Es war ein eher ungewohnter Anblick. Innenminister Thomas Strobl im Schneidersitz auf der Picknickdecke umringt von mehreren Jugendlichen. Eine Decke weiter sitzt Ministerpräsident Winfried Kretschmann auf dem Boden und diskutiert mit Jugendlichen über das Wahlrecht ab 16 Jahren. Zuvor musste er schon in einem improvisierten Beichtstuhl seine Privilegien beichten. Aktivistinnen und Aktivisten von „Fridays for Future” stritten mit dem Ministerpräsidenten über das richtige Tempo beim Klimaschutz.
Auf Initiative des Schauspiels Stuttgart eroberten über 200 Jugendliche in Kooperation mit dem JES – Junges Ensemble Stuttgart und dem Theaterhaus Stuttgart unter dem Motto „#EINMISCHEN: ZU HÖREN – ZUHÖREN“ den Amtssitz des Ministerpräsidenten. Neben dem Ministerpräsidenten und dem Innenminister waren auch Umweltminister Franz Untersteller, Wissenschaftsministerin Theresia Bauer, Verkehrsminister Winfried Hermann sowie die Kulturstaatssekretärin Petra Olschowski für die Jugendlichen ansprechbar.
Jugendliche sagen wo's lang geht
Aus der Landespolitik kam zudem der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion Andreas Stoch und die Bundestagsabgeordneten Anna Christmann und Cem Özdemir.
„Bei diesem völlig neuen Format führten die Jugendlichen Regie und bestimmten, wo’s lang geht. Der Park vor meinem Amtssitz, der Villa Reitzenstein wurde dabei zur Bühne, auf der die Jugendlichen ihre Anliegen und ihre Sorgen ausdrücken konnten. Wir, die Politikerinnen und Politiker, besetzten die Rolle der Zuhörenden“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Er freute sich über die guten Diskussionen, die teilweise sehr emotional waren. „Das Entscheidende war aber die Sachkunde, die jungen Leute sind bestens informiert!“, so Kretschmann weiter.
Wiederholung nicht ausgeschlossen
Innenminister Thomas Strobl sagte: „Diese Veranstaltung darf keine Eintagsfliege sein, sondern wir sollten das auch in diesem Format, mit dieser lockeren und ungezwungenen Art öfter machen.“ Verkehrsminister Winfried Hermann forderte die Jugendlichen auf, in ihrem Engagement nicht nachzulassen. Er nimmt den Auftrag mit, dass die Landesregierung mehr und schneller in Sachen Klimaschutz handeln müsse.
Zwar ging es nicht nur um den Klimaschutz, er war aber ein zentrales Anliegen der Jugendlichen. So resümiert auch Wissenschaftsministerin Theresia Bauer nach der Veranstaltung „Wir dürfen nicht nur reden, sondern müssen das kleine Zeitfenster, das uns bleibt, wirklich nutzen, um neue Lösungen, neue Techniken aber auch Verhaltensänderungen umzusetzen.“
Teilnehmende Gruppen
LOKSTOFF! Theater im öffentlichen Raum, Literally Peace, Fridays for Future, I,slam, Demokratische Stimme der Jugend e.V., ihs – Initiativgruppe Homosexualität Stuttgart e.V., FREIWILLIG – Freies Künstlerkollektiv e.V. (FFKK), THEATERHAUS+PLUS, Theaterhaus Stuttgart e.V., Neues Gymnasium Leibnitz Stuttgart, Albert-Einstein-Gymnasium Böblingen, Wagenburg Gymnasium Stuttgart, Freie Aktive Schule (FAS), Friedrich-Schiller Gymnasium Marbach am Neckar, Theater Malutki, Torwiesenschule Stuttgart, Theater Club International Stuttgart sowie Junges Ensemble Stuttgart (JES), Schauspiel Stuttgart und viele weitere junge Menschen.
Quelle:
red