Für herausragende Verdienste um das Land und seine Bevölkerung hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg an 23 verdiente Persönlichkeiten überreicht.
„Der Rittersaal im Mannheimer Schloss bietet einen würdigen Rahmen, um Menschen auszuzeichnen, die durch ihre Verdienste um Baden-Württemberg, für die Allgemeinheit und für die Menschen im Land herausragen“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Samstag, 22. April 2023, in Mannheim anlässlich der Verleihung des Verdienstordens des Landes Baden-Württemberg. Er freue sich, 23 Persönlichkeiten den Verdienstorden überreichen zu dürfen.
„Jede demokratische Gesellschaft ist darauf angewiesen, dass sich ihre Bürgerinnen und Bürger um ihre gemeinsamen Angelegenheiten kümmern, sich miteinander für etwas einsetzen, das ihnen wichtig ist, und sich für andere engagieren“, so Kretschmann. „Dafür brauchen wir einen freiheitlichen Staat, in dem sich die Menschen einbringen und aktiv werden können, sowie ein gesellschaftliches Klima, das Engagement und Leistung wertschätzt, würdigt, anregt und fördert.“
Die Ordensprätendentinnen und Ordensprätendenten seien beste Beispiele dafür, dass Freiheit und Verantwortung zusammengehören, so der Ministerpräsident. „Sie nutzen ihre Freiheit, ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten, erheben ihr Wort, engagieren sich und geben ihr Bestes. Dabei tun sie stets mehr als nur ihre Pflicht, haben Mut, Dinge anzugehen, und überzeugen durch besondere Leistungen.“
Die beruflich und ehrenamtlich Engagierten hätten Spuren in oder für Baden-Württemberg hinterlassen, sei es in der Wissenschaft, Medizin oder Wirtschaft, in der Politik, im Sport, in Kunst und Musik, in der Kirche, der Gesellschaft oder im Tierschutz. „Ich bin immer wieder beeindruckt, wofür sich Menschen einsetzen, wie innovativ sie sind, wie viel Zeit und Arbeit sie investieren für unser Gemeinwesen und für ihre Mitmenschen, aber auch zur Lösung aktueller Probleme und für den Fortschritt aller“, so Kretschmann in seiner Rede. Ministerpräsident Winfried Kretschmann dankte den Geehrten herzlich für das, was sie geleistet haben.
Der Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg
Der Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg – bis Juni 2009 die „Verdienstmedaille“ – wird vom Ministerpräsidenten für herausragende Verdienste um das Land Baden-Württemberg verliehen, insbesondere im politischen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Bereich. Die Verleihung des Verdienstordens erfolgt in der Regel einmal jährlich im Rahmen eines Festakts. Die Zahl der Ordensträger ist auf insgesamt 1.000 lebende Personen begrenzt. Seit 1975 wurde der Landesorden insgesamt an 2.031 Personen verliehen. Eine Auszeichnung kann zum Beispiel bei Bürgermeisterämtern, Landratsämtern oder unmittelbar beim Ministerpräsidenten angeregt werden.
Alle Gruppen der Bevölkerung und alle Gebiete des Landes sollen möglichst gleichmäßig berücksichtigt werden. Der Verdienstorden hat die Form eines stilisierten Kreuzes mit einem Medaillon in seiner Mitte, auf dem das große Landeswappen mit dem Schriftzug Baden-Württemberg abgebildet ist. Er wird an einem gefalteten Band in den Landesfarben getragen. Anstelle des Ordens kann eine schwarz-gelbe Rosette oder eine Miniatur getragen werden, die ebenfalls überreicht werden. Neben den Ordensinsignien erhalten die Ordensträgerinnen und -träger auch eine vom Ministerpräsidenten unterzeichnete Verleihungsurkunde.
Kurzbiografien der Ordensprätendentinnen und Ordensprätendenten
Richard Arnold setzt sich nicht nur für das Land Baden-Württemberg, sondern auch in besonderem Maße für seine Heimatstadt Schwäbisch Gmünd ein. Anfang der 2000er Jahre leitete er die Vertretung des Landes bei der EU in Brüssel. 2009 wurde er mit absoluter Mehrheit zum Oberbürgermeister von Schwäbisch Gmünd gewählt und 2017 für eine zweite Amtszeit bestätigt. Arnold hat viel für die Stadt und ihre Bewohner getan und schafft es, seine Mitmenschen zu begeistern und für vielfältige ehrenamtliche Arbeit zu gewinnen. Das 850-jährige Stadtjubiläum, eine Landes- und eine Gartenschau tragen Spuren seines großartigen Engagements. Sein vielschichtiges Wirken in Vereinen und Verbänden prägt seine Stadt, wobei sein soziales Engagement herausragt. Arnold engagiert sich in besonderem Maße im Bereich der Flüchtlingshilfe und ging hier unter anderem mit dem „Gmünder Weg“ voran. Die Einbindung aller Menschen in die Stadtgemeinschaft, unabhängig von Herkunft, Religion, Status, Einkommen oder Hautfarbe ist sein oberstes Ziel. Dabei ist sein Tun geprägt von Bürgersinn, Einsatz für den Nächsten, Menschlichkeit und Zusammenhalt.
Prof. Udo Dahmen ist Musikexperte und einer der profiliertesten Schlagzeuger in Deutschland. Er war als freiberuflicher Musiker tätig und begleitete internationale Stars auf Konzertreisen. Bereits an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater etablierte er Rock, Pop und Jazz als Ausbildungsinhalte, bevor er in Mannheim an der Popakademie Baden-Württemberg mit dieser Aufgabe zum Künstlerischen Direktor und Geschäftsführer berufen wurde. Dort entwickelte er das Studienangebot im Bereich der Populären Musik, ein Genre, für dessen Aus- und Weiterbildungsinhalte er sich auch als Vizepräsident des Deutschen Musikrats besonders einsetzt.
Prof. Hubert Wandjo ist Betriebswirt und ausgebildeter Gitarrist. Er brachte seine weitreichende berufliche Erfahrung aus seiner Geschäftsführertätigkeit bei großen internationalen Musik-Labels in die neu gegründete Popakademie Baden-Württemberg ein, im administrativen Bereich als Business Direktor und Geschäftsführer, darüber hinaus als Leiter des Fachbereichs Musik- und Kreativwirtschaft im direkten Austausch mit den Studierenden.
Als eingespieltes Duo haben Prof. Udo Dahmen und Prof. Hubert Wandjo die Popakademie Baden-Württemberg in den vergangenen rund 20 Jahren zu einer Einrichtung mit internationaler Reputation geführt und zu einem Kompetenzzentrum für Popkultur und Musikwirtschaft gemacht. Europaweite und internationale Netzwerke, Förderprogramme und eine Künstleragentur für Studierende und Alumni ebnen den Absolventinnen und Absolventen den Weg beim Einstieg ins Musikgeschäft. Nicht nur die Hochschule selbst, sondern auch der Stadtteil Jungbusch in Mannheim als Standort profitieren von dem Engagement von Prof. Dahmen und Prof. Wandjo. Ein Beispiel ist das von ihnen entwickelte Programm „RegioNet“, das der regionalen Musikszene und weit ins Land hinaus wichtige Impulse gibt.
Evelyne Gebhardt hat sich als überzeugte Europäerin 28 Jahre lang im Europäischen Parlament mit voller Kraft für ein friedliches, sozial gerechtes und demokratisches Miteinander in Europa eingesetzt. Sie war Mitglied im Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz und stellvertretende Vorsitzende der Delegation für die Beziehungen zur Volksrepublik China sowie zwei Jahre lang Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments. Sie gestaltete wichtige Gesetzgebungen wie die europäische Dienstleistungsrichtlinie mit. Besonders ihr Einsatz für die Rechte von Verbraucherinnen und Verbrauchern bleibt dabei unvergessen. Aber auch durch ihr jahrzehntelanges Wirken in der SPD, als Mitglied des Landesvorstands, als Vorsitzende des Beirats Europa sowie im Bundesvorstand gab Evelyne Gebhardt wichtige Impulse. Sie setzte sich besonders für die Rechte von Frauen ein. So war sie zum Beispiel Mitbegründerin der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen im Hohenlohekreis und engagierte sich auch über die Grenzen Europas hinweg für Gleichstellung und internationale Solidarität. In ihrer Position als Landesvorsitzende der Europa-Union und als Mitglied des Präsidiums der Europa-Union Deutschland lässt sie die Politik auch zukünftig nicht los.
Seit 2010 steht Staatsrätin Karolina Gernbauer an der Amtsspitze der Bayerischen Staatskanzlei. Sie ist damit seit mehr als zehn Jahren eine der wichtigsten Ansprechpartnerinnen der baden-württembergischen Landesregierung im Dialog mit dem bayerischen Nachbarn. In der vielseitigen Zusammenarbeit der beiden Nachbarländer hat sich Gernbauer in besonderer Weise auch um Baden-Württemberg verdient gemacht. Sie ist Wegbereiterin für tragfähige Kompromisse und treibt politische Themen stets sach- und lösungsorientiert voran. Sie hat beispielsweise die sogenannte Südschiene, die besonders enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit der beiden Länder, mit ausgebaut und weiterentwickelt. Darüber hinaus setzte sich Gernbauer in den Jahren 2015 bis 2018 für die Abstimmung der Regierungen bei der Aufnahme von Geflüchteten ein. Die Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen Bayern und Baden-Württemberg geht auch auf das Engagement und den enormen persönlichen Einsatz von Staatsrätin Karolina Gernbauer zurück.
Seit mehr als vierzig Jahren engagiert sich Prof. Dr. Ulrich Goll als Mitglied der FDP Baden-Württemberg sowohl parteiintern, als auch durch verschiedene Mandate auf Kommunal-, Kreis- und Landesebene. Dabei hat er als langjähriger Landtagsabgeordneter, Justizminister und als stellvertretender Ministerpräsident die politische Landschaft und dadurch auch die Menschen in Baden-Württemberg mitgeprägt. Als Rechtspolitiker stellte er landes- und bundespolitisch Weichen. Sein Engagement und sein Einsatz für seine Mitmenschen gehen dabei weit über den beruflichen und politischen Bereich hinaus. Seit der Gründung vor 20 Jahren ist er Vorstandsvorsitzender des gemeinnützigen Vereins Projekt Chance e.V., der unter anderem junge Straffällige bei der Wiedereingliederung in Staat und Gesellschaft unterstützt. Darüber hinaus setzt er sich als Kuratoriumsmitglied der Kinderstiftung FUNKE gegen Kinderarmut ein. Als ehemaliger Stiftungsvorsitzender der Reinhold-Maier-Stiftung hat Prof. Dr. Ulrich Goll darüber hinaus viel bewegt.
Alexander Gruslak unterstützt bereits seit den 1990er Jahren Menschen in der Ukraine vor Ort. Seit 2002 ist er im Christlichen Diakonischen Hilfswerk Stephanus Projektverantwortlicher für Hilfsprojekte in der Ukraine. Dank seines Einsatzes konnten Ausbildungsmöglichkeiten und damit Zukunftsperspektiven für junge Menschen geschaffen werden. Die enge Zusammenarbeit mit verlässlichen Organisationen kommt besonders vielen Kindern zugute, die vorher häufig unter schlimmsten Bedingungen auf der Straße lebten. Seit vielen Jahren werden sie sowie Menschen mit Behinderung täglich mit Mahlzeiten versorgt. Darüber hinaus setzt sich Alexander Gruslak seit Kriegsbeginn verstärkt für Menschen in der Ukraine ein, organisiert den Transport von Hilfsgütern in die Ukraine und brachte selbst Menschen, die nach Ungarn geflohen waren, zu Verwandten und Bekannten nach Deutschland. Sein bemerkenswertes Engagement für die Menschlichkeit und seine Hilfsbereitschaft sind beispielhaft.
Dr. Wolfgang Hansch gilt als Vater der experimenta, Deutschlands größtem Science Center, das 2009 eröffnet und 2019 um einen Neubau erweitert wurde. Mit einem völlig neuen Konzept vermittelt die experimenta Wissenschaft und Technik generationenübergreifend, interaktiv und multimedial. Dabei geht es immer um das Erleben, Verstehen und Begeistern. Dr. Wolfgang Hansch prägte den größten außer-schulischen Lernort des Landes in seinen 15 Jahren als Geschäftsführer entscheidend. Die experimenta ist auch Partner von „Jugend forscht“. Mit der Austragung der Jahrestagung des europäischen Verbands der Science Center und Wissenschaftsmuseen erreichte er internationale Aufmerksamkeit. Dr. Hansch ist ein großer Wegbereiter innovativer Bildungsangebote und setzt sich für die Förderung junger Talente ein – ob als Mitbegründer und ehemaliger Vorstandsvorsitzender des Landesverbandes für naturwissenschaftlich-technische Jugendbildung „natec“ o-der als Mitglied des Hochschulrates der Hochschule Heilbronn. Im vergangenen Jahr wechselte er in den Aufsichtsrat der experimenta und unterstützt so weiterhin die moderne Wissensgesellschaft des Landes.
Prof. Dr. med. Hugo Katus war langjähriger Ärztlicher Direktor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie am Universitätsklinikum Heidelberg. Aktuell ist er als Seniorprofessor der Universität Heidelberg mit dem Aufbau des Heidelberger Herzzentrums beschäftigt. Er gehört nicht nur zu den meistzitierten Forschern weltweit, sondern ist auch einer jener wenigen Menschen, die von sich sagen können, ein ganzes Gebiet revolutioniert zu haben. Der von ihm entwickelte Troponin T-Test ermöglicht eine wesentlich genauere und schnellere Diagnostik eines Herzinfarktes, als dies früher der Fall war. Der Troponin T-Test ist zum weltweiten Standard in der Herzinfarktdiagnostik geworden und hat unzähligen Menschen das Leben gerettet. Neben seinen herausragenden wissenschaftlichen Verdiensten setzt sich Prof. Dr. med. Katus auch für die Versorgungsstrukturen in der Medizin ein. Er eröffnete unter anderem die erste „Chest Pain Unit“ in Deutschland und trägt so dazu bei, dass medizinische Fortschritte auch bei den Patientinnen und Patienten ankommen.
Peter Keller hat sich Zeit seines Lebens der Kunst und Kultur verschrieben. Als Kunstpädagoge weckte er bei zahlreichen Schülerinnen und Schülern die Neugier auf alle Aspekte der bildenden Kunst und setzte mit ihnen gemeinsam viele Kunstprojekte im öffentlichen Raum um. Diese Erfahrungen brachte er unter anderem auch in seine langjährige Tätigkeit als Ausbildungsberater der Pädagogischen Hochschule Weingarten ein. Darüber hinaus ist Keller Mitbegründer der Kressbronner Kulturgemeinschaft und baute den Arbeitskreis Kunst sowie die Kunstsammlung der Galerie Lände auf. Die Galerie, die er ehrenamtlich leitet, ist ein lebendiger Ort der kulturellen Begegnung und Beteiligung und verfügt über einen beeindruckenden und wertvollen Bestand an Kunstwerken. Dieser ist in der Region einzigartig und deutschlandweit bekannt. Dabei liegt es Peter Keller sehr am Herzen, Kunst und Kultur für alle zugänglich zu machen. Dank seiner Initiative konnten viele gemeinsame Ausstellungen mit Museen aus ganz Deutschland realisiert werden und sogar Nachlässe von Künstlerinnen und Künstlern, die in der NS-Zeit Schutz in der Bodenseeregion suchten, in die Galerie Lände überführt werden.
Dr. Stephanie Mair-Huydts führt die Verlagsgruppe MairDumont in dritter Generation. MairDumont trägt seit Jahrzehnten zur DNA der Region Stuttgart bei – als einer der führenden Verlagsstandorte in ganz Deutschland. Dank Dr. Mair-Huydts nahm die Verlagsgruppe bereits frühzeitig die Zukunft in den Blick, indem sie sich breit aufstellte und sich somit zum Marktführer in Europa entwickelte. Als Führungskraft ist es ihr dabei besonders wichtig, ihren Mitarbeitenden die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen, beispielsweise mit einer Kita auf dem Verlagsgelände. Dr. Mair-Huydts war darüber hinaus im Hochschulrat der Hochschule für Medien Stuttgart engagiert und hat die Umbrüche im Verlagsgeschäft in das Studienangebot eingebracht. Mit dem Familienunternehmen sieht sie sich in einer sozialen Verantwortung und unterstützt ein Wasser- und Schulernährungsprojekt in Angola sowie mit der Hilde-Mair-Stiftung hilfsbedürftige Menschen in Kemnat. Des Weiteren sind der Förderverein Kinderfreundliches Stuttgart sowie die Kinderstiftung Stuttgart Beispiele für das ehrenamtliche Engagement von Dr. Stephanie Mair-Huydts.
Franz Pitzal war jahrzehntelang als Pfarrer in Renningen tätig. In diesem Amt trug er durch seinen unermüdlichen Einsatz und immer neue Ideen zur Förderung der Spendenbereitschaft bei und sammelte mehrere Millionen Euro an Spendengeldern. Dies gelang ihm unter anderem mit der Sternsinger-Aktion, aber auch mit seinem bekanntesten Vorhaben, der Renninger Krippe, die unzählige Menschen berührte. Die Spendengelder trugen zum Bau von Kindergärten, Schulen, Kinderheimen, Brunnen und vielen weiteren sozialen Projekte auf der ganzen Welt bei. Franz Pitzal lebt und arbeitete dafür, Not in all ihren Erscheinungsformen zu mildern und Hoffnung zu schenken. Dabei suchte er die persönliche Begegnung mit den Menschen, für die er immer ein offenes Ohr hatte, ob in der Heimat oder weltweit. Durch seinen großen persönlichen Einsatz hat er das Leben vieler Menschen begleitet, geprägt und zum Besseren gewandelt.
Prof. Tobias Rehberger wurde in Esslingen am Neckar geboren. Seit 2001 wirkt er als Professor für Bildende Kunst an der renommierten Frankfurter Städelschule. Prof. Rehberger zählt weltweit zu den einflussreichsten Künstlern seiner Generation. Sein umfangreiches Werk zeichnet sich durch eine große mediale Vielfalt aus. Es verbindet gattungsübergreifend die Bereiche Malerei, Bildhauerei, Design, Grafik und Architektur. Ausgezeichnet wurde er unter anderem mit dem Hans-Thoma-Preis des Landes Baden-Württemberg und dem Goldenen Löwen auf der Biennale von Venedig. Ausstellungen von ihm waren rund um den Globus zu sehen. Dem Land Baden-Württemberg ist er in besonderer Weise verbunden und stellte 2022 mit einer umfassenden Werkschau aus drei Jahrzehnten im Kunstmuseum Stuttgart aus. Mit prominenten Projekten, wie dem grenzüberschreitenden Skulpturenweg zwischen Riehen in der Schweiz und Weil am Rhein oder im Café Kunsthalle in Baden-Baden hinterließ er in Baden-Württemberg zudem Spuren im öffentlichen Raum.
Dr. Gerhard Schmidtke ist ein leuchtendes Beispiel für selbstlosen Einsatz zum Wohle der Wissenschaft und der Menschen. Er ist ein Pionier der Atmosphärenforschung und war Mitbegründer des heutigen Fraunhofer-Instituts für Physikalische Messtechnik. Die von ihm konzipierten und geleiteten Missionen lieferten Schlüsseldaten sowohl für die Atmosphärenforschung als auch für Klimamodellierungen. Auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand ist Dr. Schmidtke noch immer Impulsgeber und wirkt an neuen Satellitenmissionen mit. Ein von ihm vorbereitetes Experiment schaffte es in den Jahren 2008 bis 2017 auf die Internationale Raumstation ISS. All diese Erfolge sind seiner unstillbaren wissenschaftlichen Neugier und Hartnäckigkeit zu verdanken. Darüber hinaus besitzt Dr. Schmidtke ein tiefes gesellschaftliches Verantwortungsgefühl. Mit seinem Einsatz für die Ökumene, in Begegnungen mit Geflüchteten und Einwandererfamilien sowie mit seiner Tätigkeit als Ansprechpartner in einem Mehrgenerationenhaus möchte Dr. Gerhard Schmidtke Brücken bauen, Menschen zusammenbringen und Berührungsängste überwinden.
Hedwig Seidel-Lerch war neben ihrem Beruf als Grundschulrektorin 38 Jahre lang Gemeinderätin sowie acht Jahre Vorsitzende des CDU-Ortsverbands Leutkirch. Die Themen Bildung, Integration, soziale Gerechtigkeit, Kultur und Kirche liegen ihr besonders am Herzen. Sie setzt sich für Menschen in allen Lebenslagen ein. Familien von Neugeborenen überbrachte sie im Namen der Stadt Willkommensgrüße und hilfreiche Startpakete. Genauso engagierte sie sich für Menschen am Ende ihres Lebensweges und setzte sich mit Nachdruck für die Einrichtung eines Hospizes ein. Bereits seit den 1980er Jahren ist sie als Patin in der Flüchtlingsarbeit aktiv, hat Familien im eigenen Haus untergebracht, gibt Deutschkurse und ist seit rund zehn Jahren ständiges Mitglied im Lenkungsausschuss des Arbeitskreises Asyl. Hedwig Seidel-Lerch steht für praktische, menschennahe Begleitung. Auch in den 27 Jahren im Vorstand der Volkshochschule, davon sechs Jahre als Vorsitzende, hat sie sich für Integrationskurse eingesetzt und die Professionalisierung der VHS entscheidend mit vorangetrieben. Zehn Jahre lang war Hedwig Seidel-Lerch Vorsitzende des Katholischen Frauenbundes St. Martin und seit Gründung der Bürgerstiftung Leutkirch ist sie Mitglied im Stiftungsrat.
Mit den Leitlinien Nachhaltigkeit, Generationengerechtigkeit und Verlässlichkeit hat Edith Sitzmann die Politik des Landes stark geprägt und maßgeblich mitgestaltet. Seit 1992 ist Sitzmann Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen, war viele Jahre Landtagsabgeordnete, Fraktionsvorsitzende und Finanzministerin des Landes Baden-Württemberg. Ihre Fähigkeit, politische Konfliktlinien offenzulegen, vor schwierigen Debatten nicht zurück zu schrecken und Projekte durch geschickte Moderation zum Erfolg zu führen, zeichnete sie aus. Dabei stellte sie sich selbst nicht in den Vordergrund, denn die Sache stand für sie immer im Fokus. Unter Edith Sitzmann als Finanzministerin wurden erstmals in der Geschichte des Landes in nennenswertem Umfang Schulden abgebaut. Mit einem von ihr konzipierten Grundsteuermodell wurde in Baden-Württemberg erstmals ein Steuergesetz verabschiedet. Darüber hinaus geht die Festschreibung der Schuldenbremse in der Landesverfassung auf einen Prozess zurück, den Edith Sitzmann angestoßen und moderiert hat.
Prof. Dr. med. Uwe Spetzger ist ein national und international angesehener Neurochirurg, der sich sehr um die Entwicklung und Verbreitung von Medizininformatik und -robotik verdient gemacht hat. Kern seines unermüdlichen Einsatzes in der Forschung und im klinischen Alltag ist aber die humanitäre Verpflichtung des Mediziners, sein Leben in den Dienst der Menschlichkeit zu stellen. So hat Prof. Spetzger in den ersten Wochen der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020, die die französische Nachbarregion Grand Est besonders schwer getroffen hat, als einer der Ersten im Land die Aufnahme von französischen Beatmungspatienten im Städtischen Klinikum Karlsruhe angeboten. Mit seinen guten Kontakten nach Straßburg und unter enormem persönlichen Einsatz hat er den Weg für diese Hilfsaktion bereitet, an der sich weitere Kliniken beteiligt haben. Prof. Uwe Spetzger hat nicht nur Menschenleben gerettet, sondern auch dazu beigetragen, das Vertrauen in die Belastbarkeit der deutsch-französischen Freundschaft zu erhalten.
Vor 20 Jahren hat Natja Stockhause den Verein 46PLUS Down-Syndrom Stuttgart mitbegründet. Er setzt sich für die Interessen von Menschen mit Down-Syndrom und deren Eltern und Angehörige ein. Als langjährige Vorsitzende vernetzt sie Familien und trägt das Thema in die Öffentlichkeit, um Vorurteile und Berührungsängste abzubauen. Als Leichtathletin und erfahrene Übungsleiterin setzt sie sich insbesondere für aktive und selbstbestimmte Teilhabe im Sport ein. Gemeinsam mit dem SV Salamander Kornwestheim hat sie beispielsweise das Projekt FIT initiiert, das für Förderung, Inklusion und Training steht. Hier trainieren Kinder und Jugendliche mit und ohne Handicap gemeinsam. Seit Jahren richten 46PLUS und der SV Salamander darüber hinaus das Inklusionscamp der VfB Fußballschule in Kornwestheim aus. Mit ihrer persönlichen Erfahrung, ihrer Energie und ihrer motivieren-den Offenheit hat Natja Stockhause viel bewegt und vielen Menschen Mut gemacht.
Christian Streich steht für einen attraktiven Fußball und für eine weltoffene Gesellschaft. Beides gehört für ihn zusammen, und er bezieht Stellung, wenn er es für nötig hält. Nach seiner Karriere als aktiver Fußballer fand er seine Berufung als Jugendtrainer beim SC Freiburg und setzte mit der Freiburger Fußballschule, die auch die Persönlichkeitsentwicklung der jungen Sportler in den Blick nimmt, bundesweit neue Maßstäbe. Auch die Videoanalyse, die er akribisch weiterentwickelt hat, gilt als Freiburger Spezialität. Seit elf Jahren ist er Cheftrainer beim SC Freiburg und gilt als Garant für den sportlichen Erfolg des Vereins. Er wirbt für Respekt, Toleranz und demokratische Partizipation. Er zeigt Flagge gegen Fremdenhass und Politikverdrossenheit und verleiht den Werten einer demokratischen und zivilen Gesellschaft Gesicht und Stimme. Nicht die Herkunft eines Menschen ist für ihn entscheidend, sondern wie er ist und was er tut. Damit ist Christian Streich ein großartiger Botschafter für den Fußball und zugleich ein Sympathieträger für das Land und seine südbadische Heimat.
Mit Hingabe und sehr hohem persönlichem Einsatz engagiert sich Gerda Tschira seit Jahrzehnten als Stifterin. Sie sensibilisiert und begeistert die Öffentlichkeit für die Bedeutung von Mathematik, Informatik und Naturwissenschaft. Beispiele dafür sind die Eröffnung und der Betrieb des Carl-Bosch-Museums oder die enge Begleitung der Klaus Tschira Stiftung, die ihr Mann gründete. Auch durch ihre Stiftung, die ODWIN gGmbH, unterstützt sie auf ganz unterschiedliche Art und Weise dort, wo Hilfe nötig ist. Gerda Tschira setzt sich für die Universität Heidelberg ein und förderte unter anderem den Bau des Kindertumorzentrums am dortigen Universitätsklinikum. Als Dank für ihr umfangreiches Engagement ernannte sie die Universität Heidelberg zur Ehrensenatorin. Auch der Wasserturm in Ladenburg, der Zoo Heidelberg oder der Frauennotruf Heidelberg werden bzw. wurden von Gerda Tschira gefördert. Darüber hinaus unterstützt sie Kinder und Familien, die unverschuldet in Not geraten sind
Hans-Gerd Tschuch hat sich nach dem Fund zahlreicher Fledermäuse in Vogelkästen in den 1990er Jahren dem Fledermausschutz verschrieben. Während er sich damals dafür einsetzte, dass spezielle Kästen für Fledermäuse gebaut werden, betreut Hans-Gerd Tschuch heute mit der Koordinierungsstelle Fledermausschutz Nordbaden rund 1.300 Kästen von den Rheinauewäldern bis in die umliegenden Hardtwaldgebiete. Durch seine Arbeit wurde die Mückenfledermaus erstmals als eigene Art erkannt und die ersten Hinweise auf ein Vorkommen dieser Art in Baden-Württemberg gehen auf seine Kastenfunde und Quartierkontrollen zurück. Mit vielen weiteren Maßnahmen wurden menschengemachte Quartiere geschaffen, die von Mückenfledermauskolonien angenommen wurden. Um diese positiven Erfahrungen zu teilen, hat er an vielen anderen Stellen Beratung zum Ausbau von beispielsweise stillgelegten Bunkern als Winterquartier für Fledermäuse angeboten. Seine Erkenntnisse helfen auch, Zeitpunkte für Sanierungen an Bauwerken festzulegen, in deren Gemäuer Fledermäuse leben. Für die Naturschutzbehörde des Landratsamtes Karlsruhe ist Hans-Gerd Tschuch als Sachverständiger für Fragen rund um den Fledermausschutz ein geschätzter Ansprechpartner.
Annette Widmann-Mauz ist seit 25 Jahren Mitglied des Bundestags (MdB). Sie ist Vorsitzende der Frauen Union und war neun Jahre parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit. Zuletzt war sie Staatsministerin im Bundeskanzleramt. Sie gestaltete nicht nur die Gesundheitspolitik in Deutschland richtungsweisend mit, sondern prägte auch die Politik in Baden-Württemberg. Als gebürtige Tübingerin verlor sie nie aus dem Blick, was die Menschen in ihrer Heimatregion bewegt, was ein gutes Miteinander ausmacht und welch großen Beitrag das Ehrenamt dazu leistet. Widmann-Mauz unterstützt mit Schirmherrschaften lebenswichtige Initiativen für krebskranke und intensiv pflegebedürftige Kinder, verschafft Gesundheitsthemen eine Plattform und engagiert sich bei der Deutschen Hospiz- und Palliativstiftung. Dabei handelt sie nach dem Grundsatz, dass Frauen- und Menschenrechte gleichbedeutend mit Freiheit und Demokratie sind. Das zeigte sich zum Beispiel durch die Übernahme einer politischen Patenschaft, die die Freilassung einer jungen Demonstrantin im Iran bewirkte.
Natalia Wörner ist gebürtige Bad-Cannstatterin und Schauspielerin mit einer beeindruckenden Filmografie. Darüber hinaus engagiert sie sich ehrenamtlich als Botschafterin der Kindernothilfe. Mit ihrem persönlichen Einsatz macht sie unermüdlich auf das Leid von benachteiligten Kindern aufmerksam, sei es im Libanon, im Goldenen Dreieck, wo Kinderhandel und Kinderprostitution zum Alltag gehören, oder in Kenia, wo Mädchen und Frauen als Opfer von sexueller Gewalt von der Gesellschaft ausgestoßen werden. In der Dokumentation „A Women‘s Story“ trifft sie engagierte Frauen und geht der Frage nach, wie es mit Gleichberechtigung, Chancengleichheit und Diskriminierung in Deutschland aussieht. Natalia Wörner packt an, findet klare Worte und engagiert sich mutig und entschlossen für eine bessere Welt.