Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat am Freitag, 5. Dezember 2025, als diesjähriger Vorsitzender der Internationalen Bodensee-Konferenz (IBK) das Steuerrad symbolisch an den Kanton Zürich übergeben, der im nächsten Jahr den Vorsitz übernimmt. Bei der Regierungschefkonferenz im Zeppelin-Hangar Friedrichshafen betonte Kretschmann die Bedeutung der Bodenseeregion als politischer Motor und gemeinsamer Kulturraum, der in Europa beispielhaft für gelungene und vertrauensvolle grenzüberschreitende Zusammenarbeit in allen Bereichen stehe. „Kooperation ist gerade in diesen Zeiten ein wichtiger Beitrag zur Resilienz Europas. Die IBK steht daher auch vor der Frage, welchen Beitrag die Region leisten kann, damit die Menschen in Europa weiterhin in Frieden, Freiheit und Wohlstand leben können“, so Kretschmann.
Kooperation ist gerade in diesen Zeiten ein wichtiger Beitrag zur Resilienz Europas. Die IBK steht daher auch vor der Frage, welchen Beitrag die Region leisten kann, damit die Menschen in Europa weiterhin in Frieden, Freiheit und Wohlstand leben können.
Für diese gemeinsame Bereitschaft zur Kooperation steht auch die „Friedrichshafener Erklärung“, in der alle zehn Regionen der IBK die Bedeutung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit betonen. Um die Bodenseeregion als starken europäischen Innovations-, Lebens- und Wirtschaftsraum weiterzuentwickeln, soll die Zusammenarbeit unter anderem in den Bereichen Forschung, Mobilität und Biodiversität weiter intensiviert werden.
Europastaatssekretär Florian Haßler, der das „Steuerrad“ vor einem Jahr vom Kanton Appenzell Innerrhoden übernahm, blickt sehr zufrieden auf das baden-württembergische IBK-Vorsitzjahr zurück: „Ein gemeinsamer und entschlossener politischer Auftritt aller Bodenseeanrainer sorgt dafür, dass wir in Brüssel gehört werden. Das wirkt sich direkt darauf aus, ob wir zum Beispiel EU-Fördermittel erhalten oder bei der Wasserstoffnetzplanung berücksichtigt werden.“
Klimaneutrale Schifffahrt auf dem Bodensee im Blick
Zu den Schwerpunktthemen gehört der Bereich Mobilität. So wurde das Vorsitzjahr intensiv genutzt, um die Mobilitätswende um und auf dem See effektiv voranzutreiben. So konnte unter anderem nach intensiver Vorbereitung und dreijähriger Pilotphase die „4 Länder Mobil GmbH“ gegründet werden. Sie wird künftig dazu beitragen, die Angebote im grenzüberschreitenden öffentlichen Verkehr zu verbessern. Mit der neuen, verbesserten Unterstützung des Landes bei den Planungskosten für die Bodenseegürtelbahn konnten auch deren Ausbau und die Elektrifizierung entscheidend vorangebracht werden. Um den 260 Kilometer langen Bodenseeradweg als Europas beliebtesten Radfernweg noch sicherer und attraktiver zu gestalten, wurde ein gemeinsamer Qualitätsprozess auf den Weg gebracht. Die dreiteilige Veranstaltungsreihe „Green Waves – Klimaneutrale Schifffahrt auf dem Bodensee“ hat die Funktionsweisen und die Vorteile alternativer Schiffsantriebe der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht und den Austausch zwischen Politik, Wirtschaft und Stakeholdern gestärkt. Die Veranstaltungen haben deutlich gemacht, welche Dynamik die Region auf dem Weg hin zu einer klimaneutralen Bodenseeschifffahrt bereits entwickelt hat.
Verkehrsminister Winfried Hermann sagte: „Die Internationale Bodenseekonferenz ist ein gelungenes Beispiel für europäische Kooperation. Zusammen mit den anderen Anrainerländern des Bodensees machen wir diese einzigartige Region zukunftsfähig. Wichtig ist mir, dass wir dabei besonders den Klimaschutz in den Blick nehmen. Gemeinsam arbeiten wir an einem nachhaltigen, grenzübergreifenden Verkehrssystem auf Schiene, Straße und auf dem See. Ein besonderer Fokus lag in diesem Jahr auf der klimaneutralen Bodenseeschifffahrt. Gemeinsam ist es uns gelungen, ein Bewusstsein für nachhaltige Antriebe der Zukunft zu schaffen. Umweltschonende Schiffe und Boote sind wichtig für den Klimaschutz und helfen dabei, den besonderen Natur- und Kulturraum rund um den Bodensee zu schützen.“
Maßnahmen zum Schutz des Ökosystems
Im Bereich Umwelt- und Naturschutz, einem weiteren Schwerpunktthema im Vorsitzjahr, hat sich die IBK in diesem Jahr insbesondere mit der Quaggamuschel und deren Ausbreitung auseinandergesetzt. Die invasive Art gefährdet das Ökosystem des Bodensees massiv, sorgt für einen Rückgang der Fischbestände und verursacht zudem Schäden in Milliardenhöhe an den Trinkwasserleitungen und Anlagen. Um die weitere Ausbreitung einzudämmen, wurde eine mehrjährige Studie in Auftrag gegeben. Unter anderem soll geprüft werden, inwieweit muschelfressende Fische die Verbreitung eindämmen könnten. Gleichzeitig wird auch eine Bootsreinigungspflicht für Wanderboote am Bodensee innerhalb der IBK diskutiert und geprüft. Auf den Weg gebracht wurde zudem ein großes Interreg-Projekt zum Thema Fischartenschutz und Kormoranmanagement. Beide Maßnahmen sollen einen nachhaltigen Beitrag zum Schutz des sensiblen Ökosystems leisten.
Politische Gespräche mit der Europäischen Union
Weitere Schwerpunkte im Vorsitzjahr von Baden-Württemberg waren die Bereiche Wirtschaft und Digitalisierung sowie Sicherheit und Katastrophenschutz. Auch hier konnten viele Projekte umgesetzt und Maßnahmen angestoßen werden. Beispielsweise eine grenzüberschreitende Stabsrahmenübung, die 2026 durchgeführt wird und die Zusammenarbeit der Behörden im Krisenfall rund um den See stärken soll. Flankiert wurde das Vorsitzjahr von einer Reihe verschiedener Veranstaltungen wie etwa: Die Verleihung des IBK-Kulturförderpreises, der Jugendkongress „lebenswerter Bodensee“, das Bodensee Summit Digital zum Thema „Resilienz durch Digitalisierung und Innovation“, ein Workshop zum Thema Wasserstoffinfrastruktur sowie das europäische Sommerfest in der baden-württembergischen Landesvertretung in Brüssel, in dessen Rahmen auch politische Gespräche mit hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern der Europäischen Kommission geführt wurden.
„Wir sind im Vorsitzjahr angetreten, um die Bodenseeregion weiterzuentwickeln, hin zu einem CO²-neutralen Natur-, Kultur- und Wirtschaftsraum mit einer klimafreundlichen, grenzüberschreitenden Mobilität“, so Europastaatssekretär Florian Haßler: „Die IBK steht seit über 50 Jahren für eine erfolgreiche Zusammenarbeit über alle Grenzen hinweg und hat international Modellcharakter. Diese europäische Erfolgsgeschichte wollten wir im Vorsitzjahr gemeinsam fortschreiben – und ich denke, dass uns das gemeinsam gelungen ist.“
Internationale Bodensee-Konferenz (IBK)
Die Internationale Bodensee-Konferenz (IBK) ist die gemeinsame Plattform der Regierungen der Länder und Kantone Baden-Württemberg, Schaffhausen, Zürich, Thurgau, St.Gallen, Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden, Fürstentum Liechtenstein, Vorarlberg und Bayern. Sie wurde im Jahr 1972 mit dem Ziel gegründet, die Bodenseeregion als gemeinsamen Lebens-, Natur-, Kultur- und Wirtschaftsraum zu fördern, eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu ermöglichen und die regionale Zusammengehörigkeit zu stärken. Die IBK bildet den Kern eines breit gefächerten Netzwerkes in der Bodenseeregion.
















