Bevor die Bürgerinnen und Bürger in Weilheim an der Teck am 24. April 2022 über die Ansiedelung einer Brennstoffzellen-Fabrik abstimmen, hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann vor Ort eindringlich für das Projekt geworben und versucht, Bedenken von Anwohnerinnen und Anwohnern auszuräumen.
In Weilheim an der Teck im Kreis Esslingen soll eine Fabrik für Brennstoffzellen entstehen. Am 24. April 2022 sind die Bürgerinnen und Bürger von Weilheim aufgerufen, über das neue Gewerbegebiet und damit die Ansiedelung von CellCentric abzustimmen.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat am 12. April 2022 Weilheim besucht und für den Bau der Brennstoffzellen-Fabrik des Unternehmens CellCentric in Weilheim geworben. An sogenannten Bürgertischen hat er sich nach einem Vor-Ort-Termin auch den Bedenken der Bürgerinnen und Bürger gestellt.
„Mir geht es um eine gute Zukunft für unsere gemeinsame Heimat. Und zu unserer Heimat gehört für mich zweierlei: Die reiche Natur um uns herum, aber auch unsere Wirtschaft, gerade hier bei uns im Südwesten“, sagte Kretschmann. Er hob hervor, dass die Zeit mit dem Klimawandel und dem Krieg in der Ukraine gewaltige Aufgaben für alle bereithalte. Beide Entwicklungen beträfen die Energieversorgung gleichermaßen.
„Auf längere Sicht wird die Reise nur noch in eine Richtung gehen, nämlich in Richtung Erneuerbare Energien“, sagte Kretschmann, dazu gehörten auch die Brennstoffzellen, die in Weilheim gefertigt werden sollen.
Schlüsseltechnologie für die klimaneutrale Welt
Brennstoffzellen seien eine absolute Schlüsseltechnologie für die klimaneutrale Welt von morgen. Der gegenwärtige Wandel habe die Kraft, die Industrielandkarte völlig neu zu schreiben – weltweit und in Deutschland, so Kretschmann.
„Und dabei werden Arbeitsplätze verlorengehen und es werden neue Arbeitsplätze entstehen. Doch es ist nicht gesagt, dass diese neuen Arbeitsplätze auch bei uns entstehen“, warnte Kretschmann. „Denn wenn wir keine neuen Unternehmen von außerhalb gewinnen, und wir dann auch noch unseren alteingesessenen Unternehmen nicht den nötigen Raum geben, dann haben wir richtig schlechte Karten. Wenn wir in Baden-Württemberg auch morgen zu den Gewinnern gehören wollen, wenn wir auch morgen noch gute Arbeitsplätze im Land haben wollen, wenn wir unseren Wohlstand auf eine neue stabile Grundlage stellen wollen, dann müssen wir uns richtig anstrengen. Dann müssen wir die Ärmel hochkrempeln. Müssen uns ein Stück weit neu erfinden. Und dann müssen wir auch mal springen und mutig sein“, rief Kretschmann die Bürgerinnen und Bürger in Weilheim auf.
Naturschutz ist eine Herzensangelegenheit
Kretschmann betonte, dass bei Naturschutz und Flächenverbrauch man auch das Ganze im Blick haben müsse. „Der Naturschutz ist eine Herzensangelegenheit für mich“, so Kretschmann. Aber auch die besten Ideen bräuchten Raum, wenn man sie umsetzen möchte. „Klimaschutz braucht Raum! Denn die Wahrheit ist: Wenn der Klimawandel richtig zuschlägt, dann geht auch für die Arten das Licht aus, die wir schützen wollen.“ Kretschmann machte klar, wenn man nicht schnell genug eine neue, klimaneutrale Wirtschaft baue – wie in Weilheim mit den Brennstoffzellen, werde der Klimawandel die Natur zerstören.
Er hob hervor, dass man sowohl in den Klimaschutz als auch in eine nachhaltige Wirtschaft investieren müsse – eben wie mit dieser Brennstoffzellen-Fabrik. Gleichzeitig investiere Baden-Württemberg auch in den Arten- und Klimaschutz.
Die Bevölkerung entscheidet am 24. April 2022 bei einem Bürgerentscheid, ob ein entsprechendes neues Gewerbegebiet ausgewiesen werden soll. Dem Bürgerentscheid ging eine dialogische Bürgerbeteiligung voraus, bei der die Bürgerinnen und Bürger nicht nach Partei oder Meinung ausgewählt worden sind, sondern rein zufällig per Los, um zu einer sachlichen Diskussion entscheidend beizutragen.
CellCentric ist ein Gemeinschaftsunternehmen von Daimler Truck und Volvo. Die Firma will nach eigenen Angaben alternative Antriebe für schwere Lastwagen entwickeln. Die mögliche Fabrik soll auf einem 15 Hektar großen Gelände in dem neuen Gewerbegebiet entstehen.
Quelle:
red mit dpa/lsw