Medienbildung

Der schmale Grat zwischen Fakt und Fiktion

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Illustration: Mehrere Personen reden auf einen jungen Mann mit Megafonen ein.

Reißerische Überschriften und effekthascherische Bilder – „Fake News“ lassen sich nicht immer auf den ersten Blick erkennen. Was sind „Fake News“ genau und was wollen sie erreichen? Wir erklären den Begriff und wie Sie sich davor schützen können.

Bis die Wahrheit ihre Schuhe angezogen hat, ist die Lüge schon drei Mal um die Welt gelaufen. Mit dem Internet ist es heute einfacher als jemals zuvor, Lügen, Falschmeldungen und Verschwörungstheorien zu verbreiten. Bevor das Internet zum Massenmedium wurde, waren Zeitungen, Radio und Fernsehen die Informationsquelle Nummer eins. Dort arbeiten in der Regel Journalistinnen und Journalisten, die sich an berufliche Standards wie in Deutschland den Pressekodex gebunden fühlen.

Außerdem gibt es eine soziale und gesellschaftliche Kontrolle der klassischen Medien. Zwar gibt es immer wieder Fälle von Journalistinnen und Journalisten, die falsch berichten oder sich Geschichten ausdenken – wie beispielsweise der Fall des damaligen Spiegel-Redakteurs Claas Relotius – doch am Ende fliegt es eigentlich immer auf und die Medienhäuser ziehen entsprechende Konsequenzen.

Das Internet dagegen ist ein Sprachrohr für jedermann. Jeder kann mit wenigen Klicks eine eigene Webseite erstellen oder einen YouTube-Kanal anlegen und dort publizieren. Dadurch ist die Meinungs- und die Nachrichtenvielfalt deutlich gestiegen. Viele YouTuber*innen, Blogger*innen und freie Journalist*innen nutzen das Internet, um über ihre Themen zu berichten. Viele halten sich dabei an die gängigen journalistischen Standards.

Wer profitiert von „Fake News“?

Es gibt aber auch Seiten und Kanäle im Netz, die nicht viel von diesen Standards halten und eine ganz eigene Agenda verfolgen. Dies passiert aus unterschiedlichen Motiven. Die einen wollen einfach nur mit vielen Klicks Geld verdienen, die anderen wollen politisch desinformieren und wieder andere sind einfach von ihrer Sicht der Welt überzeugt. Mit seriösem Journalismus haben aber alle nichts zu tun.

In Bezug auf Nachrichten bedeutet das, dass die Nutzerinnen und Nutzer ob der Fülle an Informationen und Nachrichten im Netz nicht mehr sicher sein können, welcher Information man vertrauen kann. So kommt es, dass man auf „Fake News“ hereinfällt oder zumindest unsicher ist, ob es sich um „Fake News“, Satire oder eine echte Nachricht handelt.

Was sind „Fake News“ und welche Arten gibt es?

„Fake“ bedeutet falsch und „news“ Nachricht. „Fake News“ sind also nichts anderes als Nachrichten, die absichtlich gefälscht sind. Das beschränkt sich aber nicht nur auf Texte, auch gefälschte oder manipulierte Bilder und Videos kursieren im Netz. Ein weiteres Mittel ist echte Texte und Bilder in einen falschen Kontext zu setzen und so die eigentliche Aussage des Originals zu verfälschen. Oder man zieht aus Fakten bewusst oder unbewusst falsche Schlussfolgerungen. „Fake News“ gibt es in verschiedener Intensität. Laut dem Massachusetts Institute of Technolgoy (MIT) lassen sich drei Stufen unterscheiden.

  • Stufe 1: Nachrichten, die einem unwichtigen oder kleineren Aspekt extreme Aufmerksamkeit widmen
  • Stufe 2: Propaganda
  • Stufe 3: Gezielte Desinformation

Auch der Begriff „Fake News“ ist vor einer Umdeutung nicht gefeit, wenn Personen des öffentlichen Lebens seriöse Berichterstattung versuchen mit dem Begriff „Fake News“ zu diskreditieren oder die Medien allgemein als „Lügenpresse“ bezeichnen.

Meinungsmache und Manipulation

Es gibt Interessensgruppen, die es sich zu Nutze machen, dass „Fake News“ nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen sind. Gefälschte Nachrichten gehen oft mit reißerischen Überschriften und Bildern einher, die Nutzerinnen und Nutzer auf einer emotionalen Ebenen ansprechen sollen. So werden Menschen dazu bewegt, auf einen bestimmten Artikel zu klicken und ihre Meinung im Sinne des Artikels zu beeinflussen. Dabei nutzen die Absender von solchen Nachrichten die Mechanismen von sozialen Netzwerken wie Twitter, Instagram, TikTok oder Facebook. Nutzerinnen und Nutzer neigen dazu, besonders emotionale oder skandalöse Nachrichten zu liken und zu teilen. Damit tragen sie zur Verbreitung der Nachricht bei. Die echte Nachricht, die Richtigstellung oder der Faktencheck erreichen dagegen selten diese Emotionalität und damit deutlich weniger Verbreitung.

„Fake News“ erkennen und sich schützen

Sich vor „Fake News“ zu schützen, liegt im eigenen Interesse. Denn besonders in Bezug auf politische Entscheidungen hat die eigene Meinungsbildung oberste Priorität. Doch es ist gar nicht so einfach „Fake News“ immer sofort zu erkennen. Gerade auch, weil man im Internet die Fülle von Informationen mit den Augen eher überfliegt, statt wie in einem Buch jede Zeile zu lesen.

Es kann nicht schaden, sich generell mit einem gesunden Misstrauen in den sozialen Medien zu bewegen. Reißerische Schlagzeilen und Bilder können ein Indiz sein, ebenso wie die fehlende Angabe von Quellen. Hinterfragen Sie, wenn viele Zahlen, Daten und Fakten ohne seriöse Quellenangabe in einem Text vorkommen. Überprüfen Sie beim Lesen, ob der Text neutral geschrieben ist oder eher eine Meinung widerspiegelt. Wenn der Text als Kommentar geschrieben ist, hinterfragen Sie ob es eine ausgewogene Meinungsvielfalt gibt. Wenn Sie auf eine Ihnen unbekannte Webseite weitergeleitet wurden, überprüfen Sie ob es ein Impressum gibt und wer dort genannt wird – auch wenn diese eine seriöse Optik hat. Auch Werbung für unseriöse Produkte kommt manchmal ziemlich dreist daher. Da wird die Optik seriöser Nachrichtenseiten kopiert, um das Wunderprodukt in Form eines vermeintlich journalistischen Artikels anzupreisen. Schauen Sie in solchen Fällen also besser zwei Mal hin.

„Fake News“ regulieren

Das Problem „Fake News“ in den Griff zu bekommen, ist für die Betreiber sozialer Medien schwer. Automatisierte Algorithmen können nur schwer die Unterschiede zwischen Fakt und Realität in der Sprache herausfiltern – bei Satire versagen sie komplett. Auch mit Nutzerinnen und Nutzern, die solche Beiträge melden können, gibt es ein Problem, weil nicht klar ist, aus welchen Gründen der Nutzer dies meldet. Es ist davon auszugehen, dass das Phänomen auch in den kommenden Jahren stärker in den Sozialen Medien werden könnte – vor allem in Krisen- und Wahlkampfzeiten.

Quelle:

/red