Auf der Tagesordnung der Lenkungsgruppe „Ukraine“ stand unter anderem die aktuelle Situation in der Flüchtlingsunterbringung und -versorgung. Außerdem befassten sich die Mitglieder der Lenkungsgruppe erneut mit der Versorgungssicherheit sowie der aktuellen Situation in Schulen und Kitas.
Über 96.000 Flüchtende aus Ukraine in Baden-Württemberg angekommen
Das Ministerium der Justiz und für Migration berichtete, dass Flüchtende aus der Ukraine nach wie vor in größerer Zahl in Baden-Württemberg ankommen. Der Trend von abnehmenden Zugangszahlen im Vergleich zu den ersten Wochen des Krieges setzt sich jedoch fort. Bis zum 9. Mai 2022 sind bereits über 19.000 Flüchtende aus der Ukraine in den Erstaufnahmeeinrichtungen angekommen. Die Zahl der in der Fläche ankommenden Flüchtenden aus der Ukraine wird nach Meldung der Ausländerbehörden durch die Regierungspräsidien erfasst. Es ist davon auszugehen, dass inzwischen mehr als 96.000 Flüchtende aus der Ukraine in Baden-Württemberg angekommen sind, wie das Ministerium berichtete.
Warenversorgung mit Lebensmitteln weiterhin gesichert
Das Landwirtschaftsministerium steht in ständigem engem Austausch mit den Vertreterinnen und Vertretern der Verbände der baden-württembergischen Land- und Ernährungswirtschaft. Die Warenversorgung mit Lebensmitteln ist nach Angaben des Ministeriums weiterhin gesichert. Lediglich bei einzelnen Produkten kann es zu Lieferverzögerungen kommen. Allerdings stehen in der Regel immer genügend alternative Produkte zur Verfügung.
Mittel- bis langfristig könnten Versorgungsengpässe bei Düngemitteln, Pflanzenschutzmitteln und anderen Produktionsmitteln eintreten. Insgesamt ist die Ernährungsindustrie in Deutschland durch Preissteigerungen auch bei Vorleistungen, wie Düngemitteln und Energie betroffen.
Auch der Markt für Verpackungen wie Aluminium, Glas und Pappe ist angespannt. In diesem Zuge ist eine weitere Verteuerung von Lebensmitteln sowie eine Steigerung der Inflationsrate nicht auszuschließen. Dies gilt für pflanzliche als auch für tierische Erzeugnisse. Die Ursachen liegen dabei nicht nur bei den Preissteigerungen für die landwirtschaftlichen Rohstoffe, sondern auch bei den dadurch weiter gestiegenen Energiekosten entlang den gesamten Wertschöpfungsketten.
Aktuell keine Engpässe bei der Energieversorgung
Die Ukraine hat den Transit von russischem Gas im Gebiet Luhansk im Osten des Landes kriegsbedingt eingestellt. Das Umweltministerium berichtete der Lenkungsgruppe, dass es dennoch keine Engpässe bei der Energieversorgung in Deutschland und in Baden-Württemberg gibt. Der Markt kompensiere den Teilausfall unter anderem über die Nordsee. Auf Bundesebene stehen weiterhin die Vorbereitungen mit Blick auf den nächsten Winter im Fokus, um die Energieversorgung zu sichern. Die Krisenvorsorge wird intensiviert und Abstimmungen zur Vorbereitung eines etwaigen Krisenfalls werden auf Bund-Länder-Ebene konsequent vorangetrieben.
Etwa 15.000 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine in baden-württembergischen Schulen
An den Schulen in Baden-Württemberg sind seit dem 1. März 2022 mittlerweile über 15.000 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine angekommen. Diese zusätzliche Zahl von Schülerinnen und Schülern stellt das Land bei der Beschulung vor eine Herausforderung, der unter anderem durch die Gewinnung von mehr Unterstützungspersonal begegnet wird, berichtete das Kultusministerium. Etwa 1.600 Personen haben sich auf dem Portal des Ministeriums registriert. Etwa 270 Verträge wurden zum Stand 9. Mai 2022 bereits abgeschlossen – davon etwa 90 mit ukrainischen Lehrerinnen und Lehrern. Weiterhin wird jede Unterstützung gebraucht. Gleichzeitig muss jedoch auch darauf geachtet werden, dass die Personen gewisse Voraussetzungen mitbringen. Etwa eine erste Masernimpfung und entsprechende Sprachkenntnisse, da grundsätzlich nur Unterstützungskräfte eingestellt werden können, die Deutsch sprechen.
Für Unterstützungskräfte gibt es von Seiten des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) von Seiten des Landesmedienzentrums (LMZ) verschiedene Fortbildungs- und Unterstützungsangebote. So können die Personen etwa mittels der Fortbildung „Basics zum Zweitspracherwerb und Unterricht in VKL/VABO“ zentrale Grundlagen für die Vermittlung von Deutsch als Zweitsprache sowie wichtige Umsetzungshilfen für den Unterricht in einer Vorbereitungsklasse (VKL)/VABO-Klasse vermittelt bekommen.
Das Angebot richtet sich auch an ausländische Lehrkräfte mit ausreichenden Deutschkenntnissen. Zudem gibt es für die Beschulung von Schülerinnen und Schülern mit wenig oder keinen Deutschkenntnissen, die direkt in die Regelklassen integriert werden und keine Förderung über VKL-Strukturen erhalten, beispielsweise ebenfalls ein eigenes Fortbildungsangebot. Dieses richtet sich an Regelklassenlehrkräfte sowie dort unterstützendes Personal. Darüber hinaus gibt es Fortbildungsangebote für Lehrpersonal in Bezug auf Traumaerfahrungen oder auch Demokratiebildung sowie lebensweltbezogene Kompetenzen in Vorbereitungs-/VABO-Klassen.
Auch an den Kindertageseinrichtungen wächst die Herausforderung, berichtete das Kultusministerium der Lenkungsgruppe. Dank der guten Kooperation mit den Partnern in der Kinderbetreuung wie den Trägerverbänden, dem Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS) oder dem Forum für Frühkindliche Bildung (FFB) sind ebenso zahlreiche Hilfestellungen für die Betreuung der Kleinsten und Kleinen aus der Ukraine und anderswo entstanden. Diese Stellen arbeiten täglich daran, weiteres Personal – etwa auch ukrainische Erzieherinnen und Erzieher – als Unterstützungskräfte für das hiesige System zu gewinnen.
Es gibt Unterstützungsangebote für die Einrichtungen im Südwesten sowie für geflüchtete Kinder und Eltern. So haben der KVJS (deutsch) und das Kultusministerium (deutsch, ukrainisch) Antworten auf drängende Fragen und weitere Materialien bereitgestellt.
Das Forum für Frühkindliche Bildung (FFB) hat Informationen für geflüchtete Familien und Helfende (PDF), Kinderbetreuungsreinrichtungen und Träger (PDF) sowie Fachkräfte (PDF) zusammengestellt.
Quelle:
/red