Der Erhalt der biologischen Vielfalt ist eine Menschheitsaufgabe. Mit dem fortschreitenden Artensterben riskiert der Mensch nicht weniger als seine Existenzgrundlage. In der aktuellen Debatte im Landtag hielt Ministerpräsident Winfried Kretschmann ein leidenschaftliches Plädoyer für den Artenschutz.
Baden-Württemberg ist ein schönes Land mit einzigartiger Landschaft und wunderschöner Natur. Die Natur- und Kulturlandschaften des Landes sind Lebensraum für schätzungsweise 50.000 Tier- und Pflanzenarten.
Biologische Vielfalt ist echte Menschheitsaufgabe
Weltweit beobachten Naturschützer allerdings seit einigen Jahren einen dramatischen Artenschwund in besorgniserregender Geschwindigkeit. Diese Entwicklung macht auch vor Baden-Württemberg nicht halt: Mittlerweile gelten etwa 40 Prozent der hier wildlebenden Tier- und Pflanzenarten als gefährdet. „Am deutlichsten wird das bei den Insekten. In unseren Gärten, in den Wäldern und auf den Wiesen – dort, wo es normalerweise summt und brummt – zieht Stille ein“, so Ministerpräsident Winfried Kretschmann in der aktuellen Landtagsdebatte zum Thema Biodiversität.
Weniger Schmetterlinge, 39 ausgestorbene Wildbienenarten und halb so viele Vögel in Deutschland wie vor 30 Jahren seien der Anfang eines Dominoeffekts mit dramatischen Folgen. Denn mit jeder Pflanze und jedem Tier, das verschwindet, werde die Stabilität und Tragfähigkeit unseres Ökosystems geschwächt. „Wir sägen damit am Ast, auf dem wir sitzen“, mahnt Kretschmann. „Denn wir können die Welternährung nicht ohne vielfältige und artenreiche Lebensräume und Artengemeinschaften sicherstellen.“ Biologische Vielfalt und Artenschutz seien keine grüne Spielwiese, sondern „ein fundamentales Menschheitsthema echte Menschheitsaufgabe“, so der Ministerpräsident.
Die Landesregierung nehme diese Aufgabe darum sehr ernst. „Das ist eine Mammutaufgabe und die packen wir entschlossen an. Meine Landesregierung hat also ein klares Ziel: ,Wir wollen erhalten, was uns erhält.‘“
Erhalt der Biodiversität ist existenzielle Frage
Neben einer moralischen Verpflichtung, Tier- und Pflanzenarten nicht einfach aussterben zu lassen, sieht Ministerpräsident Kretschmann beim Thema Biodiversität eine existenzielle Frage. „Die biologische Vielfalt ist eine Lebensversicherung für uns und zukünftige Generationen“, so Kretschmann. Ohne fruchtbare Böden, ohne die Bestäubung von Pflanzen durch Insekten, ohne den Erhalt der Artenvielfalt sei die Ernährung nicht mehr gesichert und der Mensch würde seine Lebensgrundlage zerstören.
Ökonomische Leistung der Natur enorm
Die Natur erbringt große ökonomische Leistungen für die Gesellschaft, ohne sie in Rechnung zu stellen. Forscher beziffern beispielsweise den Wert der Bestäubungsleistungen von Kulturpflanzen durch Insekten allein in Europa auf über 20 Milliarden Euro. Auch in Hinblick auf den Tourismus ist Naturschutz ökonomisch sinnvoll. In Baden-Württemberg liefert der Tourismus über 330.000 Arbeitsplätze und eine Wertschöpfung von fast zehn Milliarden Euro im Jahr. „Eine intakte, vielfältige und reiche Natur ist durchaus auch ein echter Wirtschaftsfaktor“, erklärt der Ministerpräsident.
Naturschutz sei aber noch mehr. „Naturschutz ist auch die Pflege unserer Heimat. Und hat damit eine wichtige gesellschaftliche Bedeutung“, führt Kretschmann weiter aus. Naturschutz sei deshalb immer auch Heimatschutz und trage zum Zusammenhalt der Gesellschaft bei.
Zahlreiche Maßnahmen zum Schutz der Natur
Die Landesregierung setzt sich mit zahlreichen Maßnahmen für den Naturschutz ein. Sie investiere aktuell so viel Geld in den Naturschutz wie nie zuvor. Baden-Württemberg habe außerdem die modernste Naturschutzstrategie in Deutschland, zählt Kretschmann auf. „Sie reicht vom Moorschutzprogramm bis zur Pflege der Streuobstwiesen. Wir setzen dieses ehrgeizige Arbeitsprogramm um.“ Der Nationalpark im Nordschwarzwald sei ein Meilenstein für die Artenvielfalt und dass die UNESCO das Biosphärengebiet Schwarzwald offiziell anerkannt habe, spricht für die hohe Qualität der Maßnahmen des Landes im Bereich des Naturschutzes.
Das Artensterben sei ein stiller und schleichender Prozess, erinnerte Kretschmann, den man nicht immer ohne weiteres bemerke. „Er macht in der Regel keine großen Schlagzeilen.” Nur weil es aber nicht in den Schlagzeilen stehe, sei es aber nicht weniger relevant, drängend oder existentiell. „Im Gegenteil: Gelingt es uns nicht wirkungsvoll gegenzusteuern, dann werden unser Planet und unsere Zivilisation nicht mehr die sein, die wir kennen”, hob Kretschmann die Dringlichkeit des Handelns hervor.
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/red