Im turnusmäßigen Wechsel mit der Bundeswehr lädt die Landesregierung in jedem zweiten Jahr zum Empfang der in Baden-Württemberg stationierten Streitkräfte ein. Am Mittwoch (19. Oktober 2011) begrüßte Ministerpräsident Winfried Kretschmann rund 300 Vertreter der Bundeswehr, der Deutsch-Französischen Brigade, der US-Streitkräfte sowie der Wehrbereichsverwaltung Süd im Residenzschloss Ludwigsburg. Unter den Gästen befanden sich auch Generalmajor Gert Wessels, der Befehlshaber im Wehrbereich IV, sowie Generalleutnant John D. Gardner vom United States European Command (EUCOM) in Stuttgart. „Ich weiß, wie wertvoll der Dienst ist, den die Soldaten der Bundeswehr, aber auch die Soldaten der amerikanischen und der französischen Streitkräfte, in unserem Land leisten“, sagte Kretschmann.
Der derzeitigen Umwandlung der Bundeswehr in eine Freiwilligenarmee schenke die Landesregierung große Aufmerksamkeit. „Ich habe als Bundeswehrsoldat gedient und die Wehrpflicht und das Prinzip des ,Staatsbürgers in Uniform‘ stets für sinnvoll gehalten“, so Kretschmann. „Die Umstrukturierung ist eine Herkulesaufgabe für die Truppe. Entscheidend wird sein, ob es gelingt, qualifizierten, geeigneten und motivierten Nachwuchs zu gewinnen.“
Die Bundeswehr sei zudem ein großer wirtschaftlicher Faktor im Land. „Wegen der Neuausrichtung konnten hierzulande in der Vergangenheit Schließungen von Kasernen nicht verhindert werden. Nun stehen erneut Standorte zur Disposition. Wir lassen jedoch nichts unversucht, um weitere Einschnitte bei den Standorten in Baden-Württemberg abzuwenden“, unterstrich Kretschmann. Er werde sich persönlich für Strukturhilfen für die betroffenen baden-württembergischen Kommunen einsetzen. Allerdings sieht der Regierungschef auch die Bundesregierung in der Pflicht. „Ich erwarte, dass der Bund den Kommunen hilft und die Umwandlung betroffener Kasernen für die zivile Nutzung nach Kräften unterstützt.“ Dies gelte auch im Falle von Mannheim und Heidelberg, für die die Schließungen und Verlagerungen der US-Armee besondere Herausforderungen darstellen. Die 750 Hektar Gelände, die dabei frei werden, bezeichnete Kretschmann als „gute städtebauliche Entwicklungschance aber auch eine große Herausforderung.“
Der Ministerpräsident unterstrich die symbolische Bedeutung des Ludwigsburger Residenzschlosses für den Empfang: „Nur wenige Kilometer von hier entfernt, in Stuttgart, ist der Offizier, Widerstandskämpfer und Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg aufgewachsen.“ Dieser könne noch heute jeder Soldatin und jedem Soldaten zum Vorbild dienen. „Unsere deutschen Soldaten leisten in ihren Einsätzen einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag. Einsätze im Ausland bedeuten zudem einen extrem schwierigen und gefährlichen Dienst“, betonte Kretschmann. „Deshalb ist es wichtig, sich um die Hinterbliebenen von Gefallenen zu kümmern und sich jenen Soldaten in besonderer Weise anzunehmen, die mit ihren Teils traumatischen Erlebnissen bei Auslandseinsätzen nicht fertig werden.“
Durch die Umwandlung der Wehrpflichtarmee in eine Freiwilligenarmee wird die Sollstärke der Bundeswehr von heute rund 220.000 auf maximal 185.000 Soldaten verkleinert werden. In Baden-Württemberg umfasst die Präsenz der Bundeswehr derzeit 26.600 militärische Dienstposten. Schon jetzt liegt das Land mit einer Standortdichte von 2,5 Dienstposten je 1.000 Einwohner um fast ein Drittel unter dem Durchschnitt der deutschen Länder. Am 26. Oktober 2011 wird Bundesverteidigungsminister Thomas de Mazière (CDU) bekannt geben, an welchen deutschen Standorten es zu weiteren Ausdünnungen oder Schließungen kommen soll.
Quelle:
Staatsministerium Baden-Württemberg