„Professorin Elisabeth Walther-Bense hat ihr ganzes Leben in den Dienst von Wissenschaft, Rationalität und Humanität gestellt: als Wissenschaftlerin, als Publizistin, als Herausgeberin und Redakteurin wichtiger intellektueller Zeitschriften sowie als Übersetzerin entfaltete sie die erstaunliche Vielfalt ihrer Talente“, sagte Staatssekretär Klaus-Peter Murawski anlässlich der Überreichung der Staufermedaille an Frau Prof. Dr. Elisabeth Walther-Bense in Stuttgart. „Sie hat mit ihrer Arbeit Zeichen weit über Stuttgart hinaus gesetzt.“
„Die bedrückenden Erfahrungen der NS-Zeit und die Intoleranz des SED-Regimes, die sie an der Universität Jena erfahren musste, haben Professorin Walther-Bense zu einer leidenschaftlichen Demokratin gemacht“, betonte der Staatssekretär. Dabei habe die mittlerweile 90-Jährige es immer als Aufgabe gesehen, sich durch Zeitungsartikel, Auftritte oder pointierte Stellungnahmen in öffentliche Angelegenheiten einzumischen, so Murawski.
Inspiration fand Frau Walther-Bense in der allgemeinen Zeichentheorie, der Semiotik des Amerikaners Charles Sanders Peirce, mit der sich vom Kunstwerk bis zur Medizin die verschiedensten Erscheinungen menschlicher Kultur analysieren lassen. „Professorin Walther-Bense hat mit der Verbreitung der Gedanken von Peirce in Deutschland eine wichtige methodische Grundlage für den Dialog der Wissenschaften gelegt, für das, was heute als Interdisziplinarität in aller Munde ist – auch über angebliche Kulturgrenzen zwischen Natur- und Geisteswissenschaft hinweg“, sagte Klaus-Peter Murawski.
Neben Philosophie, Germanistik und Romanistik studierte sie Physik und Mathematik und war Mitbegründerin der „Stuttgarter Schule“ in den fünfziger Jahren. Dort wurde experimentelle Literatur diskutiert und produziert. „Diese Stuttgarter Schule, die in vielen Ländern der Welt Resonanz gefunden hat, hat Frau Walther-Bense mit ihren Arbeiten ganz entscheidend mitgeprägt“, betonte Staatssekretär Murawski.
1978 wurde Elisabeth Walther-Bense zu einer der ersten ordentlichen Professorinnen an der Universität Stuttgart ernannt und leitete weit über ihren 80. Geburtstag hinaus dort das semiotische Colloquium. „Die Berufung war ein wichtiger Meilenstein für ein sich nur sehr langsam veränderndes Frauenbild“, unterstrich Murawski.
Zu ihren weiteren Verdiensten gehörten die Übersetzung zeitgenössischer französischer Werke und der Einsatz für die Verbreitung des gemeinsamen Werkes mit ihrem Weg- und Lebensgefährten Max Bense. Ihrem gemeinsamen Einsatz sei es auch zu verdanken, dass aus der Technischen Hochschule Stuttgart die Universität Stuttgart wurde. „Professorin Walther-Bense hat mit ihrem Wirken zu einem intellektuellen, liberalen und weltoffenen Stadtklima Stuttgarts und seiner Ausstrahlung in die ganze Welt hinaus wesentlich beigetragen“, sagte Staatssekretär Klaus-Peter Murawski. „Ich freue mich sehr, ihr hierfür die Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg überreichen zu dürfen.“