„Hildegard Ruoff hat sich mit ihrem Engagement sowie ihrer Liebe zur Kunst und deren Vermittlung an jedermann herausragende Verdienste um die kulturelle Vielfalt Baden-Württembergs erworben. Wie sie die Chancen der schwierigen Nachkriegszeit durch bürgerschaftliche Hartnäckigkeit und pragmatische Arbeit doch positiv nutzen konnte, macht sie zur Pionierin einer Haltung, die wir heute als eine zivilgesellschaftliche loben und fördern“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann anlässlich der Überreichung der Staufermedaille an Hildegard Ruoff in Nürtingen.
Im Jahr 1943 kam Hildegard Ruoff mit ihrem Mann, dem seit 1933 als “entarteter Künstler“ von den Nazis mit Ausstellungsverbot belegten Fritz Ruoff nach Nürtingen. Dort sorgte sie für den Lebensunterhalt der Familie und die künstlerische Arbeit ihres Mannes, engagierte sich jedoch auch kulturell. So wirkte sie entscheidend am Aufbau einer Leihbibliothek der Arbeiterwohlfahrt mit. Zunehmend wurde sie auch selbst künstlerisch aktiv, stickte Paramenten und widmete sich der Fotografie. Während ihr Mann in den 70-er und 80-er Jahren die gebührende Anerkennung fand und als Künstler erfolgreich wurde, galt ihr Wirken primär der Kunstförderung.
„Ein Glücksfall, dass sie die Kunstsammlerin Auguste Pfänder kennenlernte, mit der sie die bekannten städtischen Kunstausstellungen in der Stadthalle durchführte. Und auch die Ausstellungen des Künstlerbundes Baden-Württemberg profitieren regelmäßig von Ihrer Mithilfe“, so Ministerpräsident Kretschmann. Über Frauen bedeutender Männer werde oft gesagt, sie hätten ihrem Mann den Rücken freigehalten. Dies treffe in besonderem Maße auch auf Hildegard Ruoff zu, allerdings habe sie sich nie auf diese Rolle beschränkt. Sie habe der Kunst insgesamt in Nürtingen und darüber hinaus den Rücken freigehalten.
Die enge Verbindung zwischen Hildegard und Fritz Ruoff bleibe auch über seinen Tod hinaus deutlich spürbar. Eindrucksvolles Zeugnis dafür sei die von ihr gegründete Stiftung Fritz und Hildegard Ruoff sowie ihre hingebungsvolle Verwaltung seines Nachlasses. Diese mache mittlerweile Schule, sodass sie zur gefragten Beraterin im Umgang mit künstlerischen Nachlässen geworden sei.
„Aus dem bisherigen Wohn- und Arbeitsort des Paares, der Fabrikantenvilla Pfänder, machte sie nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1984 einen öffentlichen Ort des Kunst- und Gedankenaustauschs. Für die Nürtinger Stadtgesellschaft nimmt die Villa Pfänder damit eine ähnlich wichtige Rolle ein, wie der bürgerliche Salon in der europäischen und deutschen Kulturgeschichte“ sagte Kretschmann. Dass die Villa Pfänder zu einem derart bedeutenden Ort für Nürtingen werden konnte, sei nur dank der überragenden Rolle möglich gewesen, die Hildegard Ruoff dort gespielt habe und immer noch spiele.
Ein Musterbeispiel bürgerschaftlichen und kulturellen Engagements
„Seit über 60 Jahren konzipiert und kuratiert Hildegard Ruoff Ausstellungen, stellt Kontakte zu Künstlern her und betreut Ausstellungen und auch die Künstler selbst. Ihr großes Wissen über die deutsche Kunstszene bringt sie auch bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit im Kulturausschuss der Stadt ein. Damit ist sie ein Musterbeispiel bürgerschaftlichen und kulturellen Engagements, wie ich mir das nicht eindrucksvoller vorstellen kann“, betonte Ministerpräsident Kretschmann.