Seit 26 Jahren arbeiten Baden-Württemberg und die Region Rhône-Alpes erfolgreich im Netzwerk „Vier Motoren für Europa“ zusammen, doch diesmal waren Minister Peter Friedrich und sein französischer Amtskollege Bernard Soulage ganz ohne Motor unterwegs.
Auf Einladung des Ministers für Bundesrat, Europa und internationale Angelegenheiten ging es für die Delegation aus Rhône-Alpes am Donnerstag mit dem Fahrrad 60 Kilometer rund um den Bodensee. „Das Ziel unserer Partnerschaft ist es normalerweise, dem Gedanken eines Europas der Regionen in Brüssel und im globalen Wettbewerb mehr Gehör zu verschaffen. Diesmal wollen wir einen Teil dieser Region gemeinsam erkunden und unseren Nachbarn den Fahrradtourismus im Südwesten und die Fahrradregion Bodensee näherbringen und dabei unsere Erfahrungen austauschen.“ Zum Netzwerk Vier Motoren für Europa gehören neben Baden-Württemberg und der Region Rhône-Alpes auch Katalonien und die Lombardei.
Die Tour führt die Teilnehmer mit dem Zug von Konstanz nach Radolfzell. Von dort geht es mit dem Fahrrad nach Horn. Nach einem Mittagessen radelt die Gruppe nach Stein am Rhein und entlang des Südufers des Untersees zurück nach Konstanz. Am Vorabend steht noch ein Besuch der Insel Mainau auf dem Programm.
Die Aktion der beiden Europapolitiker soll auch den Blick auf den Radtourismus in Baden-Württemberg lenken. „Hier haben wir uns viel vorgenommen“, sagte Friedrich. Die Landesregierung habe sich zum Ziel gesetzt, Baden-Württemberg zu einer Pionierregion für nachhaltige Mobilität zu machen und das Land fußgänger- und fahrradfreundlich zu gestalten. Dazu wurde im 2011 neu gegründeten Ministerium für Verkehr und Infrastruktur eigens ein Referat für die Themen Radfahrer und Fußgänger geschaffen.
„Bislang kommen die Touristen eher zu uns, um sich Städte und Sehenswürdigkeiten anzuschauen, dabei haben wir hier im Südwesten auch sehr gute Radwege und wunderschöne Touren. Für jedermann“, wie der Minister betont. „Mit seinen abwechslungsreichen Landschaften mit Steigungen wie beispielsweise im Schwarzwald und der Schwäbischen Alb und gleichzeitig herrlichen ebenen Panoramawegen wie am Bodensee verfügt das Land über eine hohe Vielfalt, die nicht überall in Deutschland zu finden ist. Wir haben eine ähnlich breite landschaftliche Vielfalt zu bieten wie unsere Partnerregion Rhône-Alpes. Da liegt es auf der Hand, dass wir unsere Erfahrungen austauschen, wie dieses Potenzial im Sinne eines nachhaltigen Radtourismus genutzt werden kann.“
Um den Radtourismus in Baden-Württemberg weiter voranzubringen, engagieren sich das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur, das Ministerium für Ländlichen Raum und die Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg (TMBW) gemeinsam. Die drei Häuser haben ein gemeinsames Marketingbudget eingerichtet, mit denen sie die Landesradfernwege sowohl qualitativ als auch marketingtechnisch stärken wollen. Das Verkehrsministerium kümmert sich um die Qualitätssicherung der Radwege, die Tourismus GmbH um die Vermarktung mit Broschüren und einer eigenen Internetseite. Dort werden die verschiedenen Touren prominent vorgestellt. Ein neu eingerichteter Rad-Blog soll zudem den Austausch unter den Radlern fördern und wertvolle Hinweise für die Beliebtheit der Landesradfernwege geben. Daneben gibt es eine Outdoor-App, die die Themen Rad und Wandern sowie Ideen für Touren direkt aufs Handy liefert. Und auf Facebook und Twitter laufen automatisch die Einträge aus dem Blog auf. „Mit diesen Angeboten beschreiten wir ganz neue Wege und sprechen gezielt auch die jüngere Generation an“, lobte Friedrich. „Ich freue mich, dass unsere Partner aus Rhône-Alpes sich hierfür interessieren.“
Für die vielleicht typischste Radstrecke Baden-Württembergs, den Neckartal-Radweg, wurde unter Initiierung der TMBW zusammen mit den Anrainern eine Geschäftsstelle beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Baden-Württemberg eingerichtet, die den Neckartal-Radweg intensiv vermarkten und aufwerten soll. Außerdem wird derzeit an der Auszeichnung der Landesradfernwege als ADFC-Qualitätsrouten gearbeitet. Der Anfang wurde 2013/14 mit dem Neckartal-Radweg und dem Kocher-Jagst-Radweg gemacht, weitere sollen folgen.
„Wir liegen im Vergleich mit den anderen Bundesländern beim Radtourismus zwar erst im oberen Mittelfeld, aber Baden-Württemberg muss sich ganz sicher trotzdem nicht hinter der Konkurrenz verstecken und auch mit unseren Partnern aus dem Heimatland der „Tour de France“ können wir uns messen“, sagte Friedrich zum Abschluss.