Das Landeskabinett hat einstimmig die Eckpunkte für die neue Gemeinschaftsschule beschlossen. "Damit geben wir ein wichtiges Signal für den grün-roten Bildungsaufbruch in Baden-Württemberg, um endlich allen Kindern und Jugendlichen im Land dieselben Chancen an den Schulen einzuräumen", erklärte Ministerpräsident Winfried Kretschmann. "Mit diesem Beschluss können wir den vielen interessierten Kommunalpolitikern, Eltern und Lehrkräften aufzeigen, wie sie einen Antrag des Schulträgers für eine Gemeinschaftsschule gestalten müssen", betonte Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer.
Das Interesse an Gemeinschaftsschulen im Land wachse weiter. Inzwischen haben sich Schulträger und Schulleiter von bereits rund 200 Schulen nach Möglichkeiten erkundigt, eine Gemeinschaftsschule aufzubauen. Dabei spielten parteipolitische Hintergründe keine Rolle. "Es ist jetzt schon absehbar, dass die bisherigen parteipolitischen und ideologischen Gräben bei der Gemeinschaftsschule verschwinden werden", betonte Kretschmann. Er sagte voraus, dass die Gegner die großen Vorteile der Schulreform bald selbst erkennen würden, wie dies auch in anderen Bundesländern der Fall war.
Gute Schule wächst von unten
Die Landesregierung setze bei der Einführung der Gemeinschaftsschule auf den Willen der Kommunalpolitiker, Lehrkräfte und Eltern vor Ort. "Gute Schule wächst von unten", betonte der Ministerpräsident. Und die Ministerin sagte: "Die Menschen in den Städten und Gemeinden wissen doch am besten, welche Schule und welche Abschlüsse sie vor Ort am meisten benötigen."
Die Gemeinschaftsschule beinhalte mehrere Vorteile: Sie bringe mehr Chancengerechtigkeit, sie biete den Rahmen für die bestmögliche individuelle Förderung und sie sichere insbesondere in ländlichen Räumen wohnortnahe Schulstandorte mit einem breiten Angebot an Schulabschlüssen. Zudem wolle die Landesregierung die Lernleistung in den Schulen mit dieser neuen, international längst etablierten Schulart weiter verbessern. "Unsere Schulen sind gut und die Lehrer leisten insgesamt eine sehr gute und engagierte Arbeit: Aber wir wollen auch international endlich nach vorne kommen", betonte die Kultusministerin.
Individuelle Förderung
Basis für den Unterricht in den weiterführenden Schulen sind die baden-württembergischen Bildungsstandards für alle drei weiterführenden Schularten. Die Konzeption basiert inhaltlich darauf, individuelle Angebote für Schülerinnen und Schüler in heterogenen Lerngruppen zu machen. Deshalb sollen Jungen und Mädchen mit Grundschul-Empfehlungen aller weiterführenden Schularten in den gemeinsamen Lerngruppen aufgenommen werden. Die Lehrkräfte richten sich dabei nach der jeweiligen Leistungsfähigkeit der einzelnen Schülerinnen und Schüler, alle erhalten Aufgaben nach ihrem jeweiligen Niveau. Hier zeigt sich einer der großen Unterschiede zum traditionellen Unterricht: Es geht nicht mehr darum, den Unterricht nach dem durchschnittlichen Leistungsstand abzuhalten, wobei sowohl die schwächeren als auch die guten Schüler zu kurz kamen. Sondern die tatsächlichen Fähigkeiten werden gefördert. Damit unterscheidet sich die Gemeinschaftsschule auch von der alten Gesamtschule, die Kinder in Kurse mit unterschiedlichen Niveaus einstuft. Zudem spielt an der Gemeinschaftsschule das gruppenorientierte Lernen und die Zusammenarbeit zwischen den Pädagoginnen und Pädagogen eine wichtige Rolle. "Wir wollen es endlich ermöglichen, dass die Schulen sich sehr viel besser am tatsächlichen Lernbedarf der Mädchen und Jungen orientieren können", unterstrich die Ministerin.
Quelle:
Staatsministerium Baden-Württemberg