„Die grenzüberschreitende Ausbildung bietet jungen Menschen die Möglichkeit, künftigen Herausforderungen mit Expertise und Flexibilität zu begegnen“, sagte Europaminister Peter Friedrich bei der Vorstellung einer Studie zur grenzüberschreitenden Ausbildung in Kehl.
„Die Studie zeigt, wie wir dem umfassenden demographischen Wandel begegnen müssen. Gerade eine grenzüberschreitende Qualifizierungsoffensive bietet hier großes Potenzial, um vor allem Jugendlichen eine Perspektive zu geben“, betonte Friedrich.
Baden-Württemberg und das Elsass hatten hierzu im vergangenen Herbst ein Rahmenabkommen geschlossen, das es jungen Menschen ermöglichen soll, den schulischen Teil ihrer Ausbildung im Heimatland und den praktischen Teil im Nachbarland zu absolvieren. Auch mit Blick auf die hohe Jugendarbeitslosigkeit im Elsass und dem Fachkräftemangel am Oberrhein soll das Angebot attraktive Karrierechancen bieten. Warum es dennoch nur zögerlich angenommen wird und auf welche Schwierigkeiten Jugendliche nach wie vor stoßen, hat nun eine vom Staatsministerium in Auftrag gegebene Studie untersucht. Sie wurde vom Deutsch-Französischen-Institut (dfi) mit Sitz in Ludwigsburg sowie dem Euro-Institut mit Sitz in Kehl und Strasbourg Conseil durchgeführt.
Was die Studie zutage gebracht habe, sei eine immer noch vorhandene Skepsis auf deutscher Seite gegenüber dem französischen Ausbildungssystem, aber auch die Notwendigkeit, beide Systeme passförmiger zu gestalten, so Friedrich. Die Vergleichbarkeit der Qualifikationen und Abschlüsse müsse deutlich verbessert werden. Auch die Politik müsse weiter als Türöffner fungieren, um Hemmschwellen abzubauen sowie auf den ersten Blick erscheinende Nachteile für Unternehmen und Arbeitnehmer abzumildern. „Die Unternehmen müssen das Potenzial der interkulturellen Vielfalt und die Arbeitnehmer ihrerseits die Chancen des deutschen Arbeitsmarktes erkennen. Hier müssen wir weiter nachhelfen und ganz gezielt diese neuen Möglichkeiten des Abkommens an Schulen und in Unternehmen bewerben“, erklärte Friedrich. Aber auch mangelnde Sprachkenntnisse, kulturelle Unkenntnisse, eine mangelnde Attraktivität für international ausgerichtete Bewerber aufgrund der Nähe einerseits sowie fehlende Mobilität bei anderen seien immer noch Gründe, die die grenzüberscheitende Ausbildung erschwerten.
„Hier müssen wir ansetzen“, warb Friedrich. „Unser Ziel ist es, mit der grenzüberschreitenden Qualifizierungsoffensive zuallererst den Jugendlichen eine Perspektive zu geben. Aber auch darüber hinaus darf es keine Denkverbote geben. Denn neben den vielen arbeitslosen Jugendlichen gibt es ältere und erfahrene Arbeitnehmer, die derzeit links des Rheins ohne Jobperspektive sind. Wenn es uns gelingt, diese Menschen dafür zu motivieren, ihr Glück auch einmal rechts des Rheins zu versuchen und eine Bewerbung nach Baden oder die Südpfalz zu verschicken, haben wir schon viel gewonnen. Für das Selbstwertgefühl dieser Menschen, für die Unternehmen in der Region, aber auch für die europäische Idee.“