Minderheitenschutz

Ein Jahr Staatsvertrag mit Sinti und Roma

Ministerin Silke Krebs (r.) und der Vorsitzende des Landesverbands Deutscher Sinti und Roma, Daniel Strauß (l.)

„Baden-Württemberg hat als erstes Bundesland die Zusammenarbeit mit einem Landesverband deutscher Sinti und Roma auf eine rechtliche Grundlage gestellt. Unser Ansatz ist, die Minderheit der deutschen Sinti und Roma im Land nicht nur zu schützen, sondern partnerschaftlich die gemeinsame Zukunft zu gestalten. Ich freue mich, dass hier im vergangenen Jahr bereits gute Fortschritte erzielt und drängende Themen konkret angegangen wurden“, sagte Ministerin im Staatsministerium Silke Krebs anlässlich der Feierlichkeiten zum ersten Jahrestag des Staatsvertrags zwischen dem Land Baden-Württemberg und dem Landesverband Deutscher Sinti und Roma.

Gute Fortschritte erzielt und drängende Themen angegangen

So habe in Mannheim eine soziale Beratungsstelle für ausländische, bleibeberechtigte Roma die Arbeit aufgenommen, erklärte die Ministerin. Im September 2014 sei das Kultur- und Bildungszentrum RomnoKher-Mannheim eröffnet, die erste Kulturwoche der deutschen Sinti und Roma veranstaltet und erstmals der Schnuckenack Reinhardt Kultur- und Ehrenpreises der Sinti und Roma vergeben worden. Darüber hinaus stehe der Landesverband mit dem Kultusministerium in Gesprächen über die Verankerung der Geschichte und Gegenwart von Sinti und Roma in den Bildungsplänen des Landes. Gemeinsam mit den Städten und Kommunen werde intensiv an einem Konzept für die Sicherstellung des Erhalts und der Pflege von Grabstätten von Sinti und Roma gearbeitet und mit Vertretern verschiedener Hochschulen die Errichtung einer Forschungsstelle zur Geschichte und Kultur der Minderheit sowie zum Antiziganismus vorbereitet. Um diese Arbeit durchzuführen, habe sich der Landesverband strukturell und organisatorisch erheblich verstärkt.

Negativen „Zigeunerbildern“ den Kampf ansagen

„Inklusion und Teilhabe für Sinti und Roma - in Baden-Württemberg ist das eine Vertragsangelegenheit“, betonte auch der Vorsitzende des Landesverbands, Daniel Strauß. „Besonders freut es mich, dass erstmals auch eine Förderung der Kultur der nationalen Minderheit möglich wurde. So konnten wir damit beginnen, kulturschaffende Beiträge unserer Gruppe aufzuarbeiten. Wer weiß denn schon, dass die deutsche Schlagerkönigin Marianne Rosenberg sich zu unserer Minderheit bekennt? Gleiches gilt für Drafi Deutscher, die Operndiva Anna Netrebko, den Schauspieler und Oscarpreisträger Sir Michael Caine oder Yul Brunner, um nur einige zu nennen. Mit unserer Arbeit möchten wir den bestehenden negativen ,Zigeunerbildern‘ mit Mitteln der Wissenschaft, der Bildung und Kulturvermittlung den Kampf ansagen“, so Strauß.

Bei der Festveranstaltung sprach auch Manfred Kern, Mitglied des Rats für die Angelegenheiten der deutschen Sinti und Roma und der Grünen-Landtagsfraktion, über das Zigeunerbild in der Musik der Romantik und die Musik der Sinti und Roma von heute. Moritz Pankok, künstlerischer Leiter der Berliner Galerie Dikhas, referierte zu Kultur schaffenden Elementen und führte durch die Ausstellung über Kultur und Geschichte der Sinti und Roma „Kathe ham keri“ („Hier sind wir zuhause“).

Beim abschließenden Podiumsgespräch mit dem Titel „600 Jahre Kunst, Kultur , Geschichte – zwischen Klischee und Wirklichkeit“ tauschten sich Ministerin Silke Krebs, Daniel Strauß, der Preisträger des Schnuckenack Reinhardt Kultur- und Ehrenpreises der Sinti und Roma 2014 Danino Weiss und Despina Arvanitelli von der Roma-Beratungsstelle über den Staatsvertrag, die Entwicklung des Landesverbands und die Bedeutung der Kulturförderung der Sinti und Roma aus.

Weitere Informationen

Die Bundesrepublik Deutschland ist dem Rahmenübereinkommen des Europarats zum Schutz nationaler Minderheiten beigetreten, das seit 1998 in Deutschland in Kraft ist und den Bestand nationaler Minderheiten schützen soll. Der Bund hat vier nationale Minderheiten anerkannt: Die deutschen Dänen, die friesische Volksgruppe, das sorbische Volk sowie die deutschen Sinti und Roma. Für die Ausführung der Übereinkommen sind die Bundesländer zuständig. In diesem Zusammenhang wurde der Staatsvertrag am 28. November 2013 von Ministerpräsident Winfried Kretschmann und dem Vorsitzenden des Landesverbands Deutscher Sinti und Roma, Daniel Strauß, unterzeichnet.
 
Der Vertrag legt eine verbindliche Förderung des Landesverbands Deutscher Sinti und Roma von 500.000 € im Jahr fest. Der Verband hat die Aufgabe, die Geschichte der Sinti und Roma aufzuarbeiten, Öffentlichkeitsarbeit gegen Diskriminierung und Benachteiligung zu betreiben sowie die nationale Minderheitenkultur zu fördern. Er ist bei der Beratung, Bildung und Fortbildung für Sinti und Roma sowie in der Antiziganismusforschung tätig. Darüber hinaus soll er die Integration nichtdeutscher Roma fördern. Der Rat für die Angelegenheiten der deutschen Sinti und Roma unter Federführung des Staatsministeriums koordiniert die Zusammenarbeit zwischen Land und Landesverband.

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