„Wir wollen mit der Einweihung des neuen Kirchplatzes symbolisch den Boden und die feste Grundlage bereiten auf der künftig freundschaftliche Begegnungen stattfinden können. So könnte es uns gelingen, vor dem schwarzen Hintergrund dieser Gräueltaten in Sant’Anna, die dringend notwendige Geltung der Menschenrechte in aller Welt deutlich hervortreten zu lassen“, sagte Staatsrätin Gisela Erler bei der Einweihung des Kirchplatzes in Sant‘Anna di Stazzema in Gedenken an die 560 ermordeten Menschen am 12. August 1944 in Sant’Anna di Stazzema.
„Wir alle sind immer wieder erschüttert vom Leid der Opfer und der großen Schuld der Täter. Die Schrecken der Vergangenheit, das Leid der Überlebenden und das Ausmaß der Schuld bedrücken uns alle über viele Generationen hinweg“, unterstrich Erler, die ihre Rede in italienischer Sprache hielt. Sie bedauerte, dass die Täter nicht mehr vor Gericht gestellt werden können. Der Landesregierung Baden-Württemberg sei es ein großes Anliegen im Rahmen dieses symbolischen Akts, den Hinterbliebenen und Angehörigen ihr tiefes Mitgefühl für diese abscheuliche Tat zu zeigen.
Ein europäisches Versöhnungsprojekt
Das Gedenken und Erinnern, das in Sant‘Anna di Stazzema gepflegt und gefördert werde, blicke zurück, aber auch auf einen gemeinsamen Weg in die Zukunft. „Die herausragende Arbeit hat große Bedeutung für das gute Verhältnis unserer beiden Länder und ist ein europäisches Versöhnungsprojekt im besten Sinne“, betonte Staatsrätin Erler. Dabei leiste auch die AnStifter-Initiative Sant‘Anna einen wertvollen Beitrag.
Ebenso wie die Gedenkstättenarbeit grenzüberschreitend geschehe, sei es ein richtiges Vorhaben, zukünftig Schülerfahrten oder Jugendbegegnungen aus Baden-Württemberg nach Sant‘Anna zu organisieren. „Es ist wichtig, auch den nächsten Generationen vor Ort in Sant‘Anna die grundlegenden Unterschiede zwischen Demokratie und Faschismus, zwischen Menschenrechten und Barbarei anschaulich und deutlich zu machen“, sagte Erler. Man sei hierzu bereits in Gesprächen über die mögliche Umsetzung.
Das Verbrechen vom 12. August 1944
Sant’Anna di Stazzema wurde am 12. August 1944 von mehreren Kompanien der Waffen-SS umzingelt, die im Dorf mit etwa 300 Einwohnern und mehreren hundert Flüchtlingen die Zivilisten zusammen trieben und töteten. Der Kirchplatz war dabei der zentrale Ort des Geschehens.
Das Verbrechen hat zu Baden-Württemberg insofern einen besonderen Bezug, dass einige Beschuldigte hier wohnhaft waren beziehungsweise sind. Daher führte auch die Staatsanwaltschaft Stuttgart Ermittlungsverfahren durch, die eingestellt werden mussten. Der Ministerrat beschloss als Zeichen der Erinnerung und Wiedergutmachung im April 2015 die Zuwendung von 30.000 Euro aus dem Allgemeinen Verfügungsbetrag der Landesregierung für die Neugestaltung des Zugangs zum Kirchplatz von Sant’Anna di Stazzema.