Kultur

Kretschmann würdigt Grass als „intellektuelle Leitfigur“

Der Schriftsteller Günter Grass (Foto: dpa)

Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat die Verdienste von Literaturnobelpreisträger Günter Grass für ein intellektuell offenes Land gewürdigt. „Günter Grass stand wie wenige andere Künstler für eine kulturelle Bewegung, die die Bundesrepublik Deutschland der Nachkriegszeit reformieren und demokratischer gestalten wollte“, sagte Kretschmann.

Grass war am Montag mit 87 Jahren in Lübeck gestorben. Weltweit würdigten Politik und Kultur den Autor der „Blechtrommel“ als einen der größten Schriftsteller der Gegenwart.

Kretschmann sagte, Grass sei - Heinrich Böll oder Walter Jens nicht unähnlich - „eine intellektuelle Leitfigur der frühen Bundesrepublik“ gewesen. „Aber auch die Widersprüchlichkeit dieser Zeit zwischen Restauration und Aufbruch, zwischen Arrangement und Aufarbeitung der NS-Zeit, war ihm zu eigen: Seine viel zu spät öffentlich gemachte Zugehörigkeit als Jugendlicher zur Waffen-SS mag das belegen.“

Grass habe stets öffentlich Partei genommen und sei kaum einer großen nationalen Debatte aus dem Weg gegangen, sagte der Regierungschef. „Auf Grass war Verlass, wenn Protest nötig war: so auch gegen die Einschränkungen bürgerlicher Rechte, die Atomkraft und den Missbrauch medialer Macht.“ Grass werde als wunderbarer Erzähler im Gedächtnis bleiben. „Er wird uns fehlen als kämpferischer Demokrat und als eine - wenn auch nicht unfehlbare - Instanz im Streit um eine sozial gerechte Republik“, sagte Kretschmann. „Günter Grass hat sich um das kulturelle Ansehen Deutschlands in Europa und in der Welt verdient gemacht.“

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